Der Kampf um die Wahrheit über die Ukraine

12. März 2014 • Pressefreiheit, Qualität & Ethik • von

Von dem, was russische Medien seit Ausbruch der Proteste in Kiew über die Ukraine berichten, ist vieles nicht wahr. Dieser russischen Propaganda stellen sich nun immer mehr ukrainische Journalisten und Aktivisten entgegen.

Studenten und Absolventen der Mohyla Journalistenschule in Kiew, die Teil des EJO-Netzwerks ist, haben in Kooperation mit dem Journalismus-Programm „The Digital Future of Journalism“ ein neues Crowdsourcing-Projekt ins Leben gerufen, das die inakkurate Berichterstattung russischer Medien über die Krim-Krise aufdecken will. Auf dem Online-Portal Stopfake.org kann jeder Nutzer Beiträge über Falschberichte veröffentlichen, die die Projektteilnehmer gegenrecherchieren – bislang sehr erfolgreich.

So zeigte der russische Fernsehsender Russland 24 Aufnahmen von Demonstranten in Kiew, behauptete aber, es sei Simferopol, die Hauptstadt der Krim.

In einem anderen russischen Fernsehbericht wurde behauptet, dass viele Ukrainer nach Russland flüchteten, um dort Asyl zu suchen. Die Journalisten bebilderten diese Behauptung mit einer langen Autoschlange an der ukrainisch-russischen Grenze. Es stellte sich allerdings heraus, dass diese Aufnahmen von der ukrainisch-polnischen Grenze stammten – der Checkpoint Shehyni war deutlich im Video zu sehen.

Das Team von Stopfake.org, dem sich inzwischen viele andere ukrainische Journalisten, Marketing-Spezialisten, Programmierer und Übersetzer angeschlossen haben, veröffentlicht auf Russisch und auf Englisch. Die russische Version richtet sich an russischsprachige Menschen, die in der Ukraine und in der Region leben, die englische Seite an Journalisten aus dem Westen und andere Interessierte.

Viele ukrainische Journalisten befürchten nämlich, dass die russischen Medien auch einen Effekt auf Journalisten und die öffentliche Meinung im Westen haben könnten. Wie das EJO berichtete, stellten russische Medien die ukrainischen Demonstranten in Kiew als „Radikale“ und „Extremisten“ dar und betonten mehrmals, dass Rechtsradikale die Gewalt entfacht hätten – ein Gedanke, der auch von Medien im Westen aufgegriffen wurde.

Das Online-Portal Stopfake.org ist Teil einer größeren Kampagne. Anfang März haben mehrere ukrainische Medien-NGOs, darunter Telekritika und das Institute of Mass Information, einen Aufruf an ausländische Medien veröffentlicht, in dem sie betonten, dass viele Berichte der russischen Medien über die Ukraine nicht der Wahrheit entsprechen. Sie mahnten darin, sich vor der anti-ukrainischen Propaganda der russischen Regierung in Acht zu nehmen.

Top-Manager von mehreren ukrainischen Medienunternehmen haben in einem Brief ihre russischen Kollegen aufgefordert, objektiv über die Geschehnisse in der Ukraine zu berichten. Einige ukrainische Medien haben zudem Listen mit Lügen, die in den russischen Medien zirkulieren, veröffentlicht, darunter die Kyiv Post. Laut ukrainischer Journalisten wurde die russische Berichterstattung über die Ukraine-Krise noch parteiischer als sie ohnehin schon war, als sich die Spannungen von Kiew zur Krim verlagerten.

Der Vorschlag einiger ukrainischer Politiker, russische Fernsehsender in der Ukraine abzuschalten, wurde bislang von einem Kabel- und Internet-Provider in Kiew umgesetzt. ‚Lanet‘ hat die Ausstrahlung von drei russischen Fernsehsendern gestoppt mit der Begründung, dass sie „aggressive Propaganda ausstrahlten, zum Krieg aufriefen und Hass verbreiteten“.

Übersetzt aus dem Englischen von Tina Bettels

Original-Artikel auf Englisch: Russian Media, Ukraine and the Battle for News

Bildquelle: Ivan Bandura / Flickr Cc

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