Slow News für überfütterte Konsumenten

10. Januar 2012 • Qualität & Ethik • von

Die Medien-Konsumenten sollten nicht alles mitmachen, was ihnen die Produzenten vorsetzen, rät ein neues Buch.

Von Amerikas Westküste kommt auf dem Umweg über Italien Überlebenshilfe für Mediennutzer, die in der Nachrichtenflut zu ertrinken drohen. Peter Laufer, seit eh und je ein Querdenker unter Amerikas investigativen Journalisten und Radiomachern und seit kurzem Journalistik-Professor an der University of Oregon, fordert uns in seinem neuen Buch „Slow News“ (derzeit nur auf Italienisch bei Sironi in Mailand publiziert, eine amerikanische Version folgt 2012) zu einem reflektierteren Umgang mit den Medien auf.

Sein Brevier enthält 30 Ratschläge – einige davon sind so naheliegend, dass sie sich mühelos beherzigen lassen und fast schon fürs Kabarett taugen: „Schalten Sie den Fernseher aus, wenn Sie mehr wissen als der Moderator.“

Andere zeugen von geradezu philosophischem Tiefgang: „Wir laufen Gefahr, dass uns vor lauter Lärm das wirklich Wichtige entgeht.“
Zu Recht fragt Laufer: „Wenn Sie nicht selbst im Mittelpunkt einer News story stehen – wie wichtig ist es eigentlich, dass Sie minutengenau Bescheid wissen, wie sich die Ereignisse irgendwo in weiter Ferne entwickeln?“ Und weiter: „Haben Sie Prinzessin Diana persönlich gekannt? Vermutlich nicht. Falls Sie wirklich nichts Besseres mit Ihrem Leben anzufangen wissen: Warum ist es wichtig für Sie, sich mit jedem minutiösen Detail, mit jeder Spekulation über ihren Unfall-Tod zu beschäftigen?“

Zwar würden uns die Nachrichtenanbieter vom Gegenteil zu überzeugen suchen, weil sie uns 24 Stunden täglich an ihrem Tropf hängen haben möchten – und uns den jeweils wichtigsten „kritischen Update“ jeweils nach der nächsten Werbeeinblendung versprechen. Doch dieser Versuchung gelte es zu widerstehen. Als „überfütterte Nachrichtenkonsumenten“ erinnert uns Laufer taktvoll daran, „zu kauen, bevor wir uns verschlucken“ – aber er fordert uns auch auf, selbst aktiv zu werden: “Wenn das kontinuierliche News-Gebrabbel uns einschüchtert und wir glauben, wir könnten nichts tun, um Veränderung zu bewirken, dann verdienen wir nichts Besseres als das, was wir bekommen.“ Laufer hofft auf mehr Partizipation und auf bessere Zeiten im Neuen Jahr.

Erstveröffentlichung: Schweizer Journalist Nr. 12/2011 +1/2012

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