Auflagen in den USA sinken weiter

5. November 2010 • Ressorts • von

“Es ist ein Privileg, in diesem Land ein Journalist zu sein. Und dennoch hat es noch nie so viel Pessimismus hinsichtlich der Zukunft des Journalismus gegeben wie heute .”

Dies sind die Worte von Charles L. Overby, Vorsitzender des Freedom Forum and Diversity Institute, einer unabhängigen Stiftung, die sich für Presse- und Meinungsfreiheit einsetzt, und Direktor des Newseum, einem interaktiven Museum für die Geschichte des Journalismus in Washington D.C.

In der Tat sind die Auflagenzahlen der amerikanischen Tageszeitungen nicht sehr beruhigend: Laut Audit Bureau of Circulation haben von April bis September dieses Jahres 635 Tageszeitungen einen weiteren Auflagenrückgang von fünf Prozent hinnehmen müssen – im vergangenen Jahr hatte der Rückgang sogar 10 Prozent betragen. Laut Overby hat die Washington Post 13 Prozent verloren, die New York Times 8 Prozent. Eine Ausnahme bilden das Wall Street Journal und USA Today, die ihre Stellung als meistgelesene und meistverkaufte Zeitungen beibehalten können – und sie schreiben keine roten Zahlen, sondern machen tatsächlich Gewinn.

Overby ist der Ansicht, dass für Herausgeber die Zeit gekommen sei, zu agieren und Wandel  zu initiieren anstatt unter seinen Konsequenzen zu leiden. Eine der größten Herausforderungen sei es, einer der größten Fehler wieder gut zu machen: Inhalte und Nachrichte frei im Internet anzubieten. Für die meisten werde es nicht einfach sein, diesen Trend wieder umzukehren. Herausgeber müssten ihren Lesern erklären, warum das bisher frei zugängliche Produkt plötzlich etwas koste. Sie dürften nicht überrascht sein, wenn Leser sich dagegen sträubten. Es sei wichtig, dem Publikum verständlich zu machen, dass ein Qualitätsprodukt seinen Preis habe.

Dennoch ist Overby hoffnungsvoll, was die Zukunft des Journalismus und auch der Zeitungen betrifft. Noch sei nicht das letzte Wort gefallen – noch würden Anzeigenkunden die Zeitung im Vergleich zum Internet bevorzugen und noch würde die Presse die Nachrichtenagenda bestimmen.

EJO-Editor Natascha Fioretti berichtet aus Washington, wo sie am  Edward R. Murrow Program for Journalists teilnimmt.

Original-Artikel auf Italienisch: Quotidiani americani giù del 5% …

Artikel auf Englisch: American Dailies Down 5 Percent

Übersetzt aus dem Englischen von Tina Bettels

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