Auf die Perspektive kommt es an

20. Mai 2015 • Internationales • von

Das Onlinemagazin InPerspective will lokale Nachrichten weltweit zugänglich machen. Dafür haben sieben Berliner Gründer eine Plattform gebaut, auf der Journalisten aus unterschiedlichen Perspektiven und in mehreren Sprachen publizieren können.

Globe in perspective-2Die Mitarbeiter von InPerspective arbeiten ehrenamtlich. Die Plattform lebt deshalb auch von Journalisten, die ihre Themen und Geschichten weltweit zweitverwerten wollen. Außerdem sollen Geschichten, die es nicht in die Mainstream-Medien schaffen, hier internationale Verbreitung erfahren. Carina Zappe hat für EJO mit zwei der Gründerinnen und Journalistinnen Hanne Bohmhammel und Anieke Becker über ihr Projekt gesprochen.

EJO: Was ist der Grundgedanke des Onlinemagazins InPerspective?

Anieke Becker: Wir finden, dass es sehr viele Perspektiven auf dieser Welt gibt und der Auslandsjournalismus aufgrund von Sprachbarrieren und kulturellen Unterschieden oft zu wenig Perspektiven widerspiegelt. Deswegen haben wir uns gedacht, wir möchten in einem globalen Onlinemagazin lokale Stimmen von Journalisten vor Ort zu einem Thema lesen – zum Beispiel über Flucht. Das ist auch eines der Themen, mit denen wir zum Start Anfang Juli online gehen werden.

EJO: Wieso ist es so wichtig, dass lokale Stimmen auch global Gehör finden?

Hanne Bohmhammel: Wir glauben, dass lokale Stimmen andere Perspektiven zeigen können als der nationale Auslandsjournalismus, weil diese einen anderen kulturellen Background haben. Deswegen wollen wir explizit keine Auslandsjournalisten. Es müssen zwar keine Lokaljournalisten sein, aber sie sollen vor Ort leben und am besten dort aufgewachsen sein.

EJO: Welche Geschichten werden dann bei Ihnen im Onlinemagazin erscheinen, die es nicht in die Mainstream-Medien schaffen? Können Sie ein Beispiel nennen?

Anieke Becker: Wir haben aktuell zum Beispiel einen rumänischen Journalisten, der uns einen Videobeitrag zum Thema Flucht und Migration liefert. Bei dem Thema denkt man hier an viele Menschen, die aus Osteuropa nach Deutschland kommen und Arbeitsmigranten sind. Er erzählt uns aber eine Geschichte, wie Spanier nach Rumänien gehen um dort Arbeit zu finden, sich integrieren und dort ihr Leben aufbauen. Der Journalist hat dazu einen Videobeitrag für eine rumänische Onlineplattform gemacht, den wir mit englischen und spanischen Untertiteln auf unserer Seite haben werden.

Hanne Bohmhammel: Mainstream-Medien gibt es ja überall und in Rumänien ist der Beitrag vielleicht sogar in den Mainstream-Medien. Aber in Deutschland zum Beispiel würde man eine solche Geschichte dort nicht finden.

EJO: Geht es bei Ihrem Ansatz des unterschiedlichen Beleuchtens der Themen, die global bespielt werden, auch um eine kritische Betrachtung der Medien?

Anieke Becker: Ja, es ist teilweise schon eine Kritik. Wobei ich auch sagen würde, dass uns Journalisten hier vielleicht die Zugänge fehlen, um eine Geschichte aus vielen verschiedenen Perspektiven zu machen. Wir wollen damit nicht sagen, dass Journalisten unkritisch sind.

Hanne Bohmhammel: Ich stimme dem zu, aber ich würde sagen, dass die Medien hier teilweise auch andere Möglichkeiten hätten. Zum Beispiel im Bezug auf Afghanistan: Es gab eine große Berichterstattung und das Thema wurde in vielen Talkshows diskutiert, aber es kam fast nie vor, dass mal ein Afghane mit dabei saß oder zugeschaltet wurde. Es ist mir zum ersten Mal jetzt bei Günther Jauch mit Varoufakis aufgefallen, dass jemand über den gesprochen wird oder über dessen Politik im Ausland gesprochen wird, live zugeschaltet ist.

EJO: In welchen Sprachen erscheinen denn die Beiträge in ihrem Onlinemagazin?

Hanne Bohmhammel: Die Artikel erscheinen grundsätzlich in der Originalsprache des Journalisten. Dann werden die Artikel jetzt erst einmal hauptsächlich ins Englische übersetzt. Aber es kommt auch darauf an, wozu Übersetzer Lust haben zu übersetzten, weil sie ihre Arbeit, wie die Journalisten und wir auch, ehrenamtlich machen.

Weitere Informationen:

www.inperspective.media

https://www.facebook.com/pages/InPerspective/632673640163500?ref=hl

 

Bildquelle: Durotriguez/Flickr.com

 

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