Für mehr Ethik und gegen Fake News

18. Januar 2017 • Digitales, Qualität & Ethik • von

Ein neuer Bericht des Ethical Journalism Network (EJN) gibt Journalisten Tipps, wie sie auch im postfaktischen Zeitalter ethisch korrekt arbeiten können.

ethics-in-the-news_13-dec-page-001-724x1024Der Bericht Ethics in the News, Challenges for Journalism in the Post-Truth Era macht auf die Herausforderungen aufmerksam, mit denen Journalisten im postfaktischen Zeitalter konfrontiert sind – einer Ära, in der es scheint, dass Tatsachen, Menschlichkeit und Rechenschaftspflicht keine große Rolle mehr spielen. Nur selten sei der Journalismus einem so starken politischen und wirtschaftlichen Druck ausgesetzt gewesen wie derzeit.

Aidan White, Direktor des EJN, schreibt in der Einleitung des Berichts, dass der Journalismus vor einer „Krise“ stehe. Sowohl die Zunahme von Fake News als auch die politische Propaganda rund um die Berichterstattung über die US-Präsidentschaftskampagne und das EU-Referendum in Großbritannien seien Herausforderungen für die Medienethik. Sorge bereite ihm unter anderem auch das scharfe Vorgehen der Regierung gegen die freie Presse in der Türkei, die Zunahme von Hate Speech in asiatischen Medien und ein kriegshetzerischer Journalismus in Indien und Pakistan.

Dennoch habe er Hoffnung. Viele Medienbeobachter würden der Zukunft nicht gerade optimistisch entgegensehen, so White, aber trotz aller Spekulationen, Fehlinformationen und Fake News gebe es in den Medien eine große Bewegung, die das Handwerk des Journalismus und seine Ethik stärken möchten. Als ein Beispiel für mächtigen Journalismus nennt er die Recherche zu den Panama Papers und ihrer Aufbereitung für die Öffentlichkeit, woran 400 Journalisten aus 80 Ländern beteiligt waren.

In allen Teilen der Welt gebe es Journalisten, die sich den Werten der Genauigkeit, der Menschlichkeit und der Transparenz verpflichtet fühlen, so der EJN-Direktor. Diese Journalisten würden eine gute Arbeit leisten, auf das Publikum eingehen und sich auch manchmal Gefahren aussetzen. Das öffentliche Vertrauen werde nur zurückkehren, wenn die Bevölkerung wisse, dass mächtige Institutionen rechenschaftspflichtig sind und sich ihre Sorgen anhören.

Wahrheit und Ethik sind laut White der Schlüssel zur Demokratie. Der Bericht des Ethical Journalism Network zeigt auf, wie zumindest Journalisten sich an Tatsachen halten, Hate Speech und Fake News erkennen und sich vor Propaganda schützen können.

Tipps des EJN, wie man Fake News erkennen kann:

Nutzen Sie Fact-Checking-Websites. Die meisten seriösen Medien überprüfen bereits alles, was in ihrem Posteingang landet, inzwischen können aber auch freie Journalisten und kleine Medien Hilfe von einer schnell wachsenden Gemeinschaft von Online-Faktencheckern erhalten, wie zum Beispiel von factcheck.org in den USA oder Fullfact.org in Großbritannien.

Sehen Sie sich vor Websites mit seltsamen Namen vor. Merkwürdige Domain-Namen, die zum Beispiel mit „com.co“ enden, sind oft gefälschte Versionen von richtigen Nachrichtenmedien.

Überprüfen Sie den „Über uns“-Kasten auf der Website. Gibt es keinen, ist das kein gutes Zeichen. Überprüfen Sie den Anbieter dann mit Wikipedia.

Vorsicht vor Geschichten, über die in keinem anderen Medium berichtet wurde. Ein schockierendes, empörendes oder überraschendes Ereignis wird noch eine zweite Quelle haben. Wenn nicht, ist das verdächtig.

Seien Sie vorsichtig, wenn kein Autor oder keine Quelle genannt wird.  Manchmal ist das gerechtfertigt, sollte dann aber erklärt werden. Sonst sollten Sie der Nachricht nicht vertrauen.

Überprüfen Sie das Datum. Ein beliebter Trick von Falschmeldung-Verbreitern ist es, alte Geschichten neu zu verpacken. Die Nachrichten mögen einmal wahr gewesen sein, aber aus der Zeit und dem Zusammenhang heraus gerissen können sie sich zu bösartigen Lügen entwickeln.

Denken Sie schließlich daran, dass es so etwas wie Satire gibt. Nicht alle Fakes sind bösartig. Sie können sogar unterhaltsam sein und von seriösen Quellen stammen. So hat Private Eye, das führende satirische Nachrichtenmagazin Großbritanniens, neben einigen faktenbasierten investigativen Geschichten auch einige amüsante Parodien veröffentlicht und  sich anschließend auf einer Liste von „Fake News“-Seiten wiedergefunden, die zirkulierte, als nach der Wahl Trumps die Panik vor Falschmeldungen einsetzte.

Original-Version auf Englisch: How To Be An Ethical Journalist In 2017

 

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