Presseausweis als Rabattmarke

2. November 2010 • Qualität & Ethik • von

Knapp drei Viertel der Journalisten in Deutschland haben schon einmal einen Presserabatt genutzt. Dies ist das Ergebnis einer Studie von Dominik Stawski, der seine Ergebnisse kürzlich im Buch „Die Prozente der Presse. Bewertung von Journalistenrabatten aus Anbieter- und Nutzerperspektive“ veröffentlicht hat.

 So hat beispielsweise jeder dritte Journalist (34 Prozent) schon einmal ein Auto zu speziellen Journalistenkonditionen gekauft. 31 Prozent der Befragten haben schon eine Reise oder einen Flug zu Pressekonditionen gebucht. Ebenso hat knapp ein Drittel einen vergünstigten Handytarif. 

Die Befragung von Tageszeitungsjournalisten zeigt, dass die Frage, ob die Annahme solcher Rabatte für Journalisten problematisch sei, die Journalisten in zwei fast gleich große Lager spaltet. Während die Gegner der Rabatte die Unabhängigkeit der Presse bedroht sehen, hält die andere Gruppe dagegen, dass sich keiner so leicht korrumpieren lasse.

Dennoch haben 70 Prozent derjenigen, die Rabatte ablehnen, schon selbst welche in Anspruch genommen, heißt es in der Studie. Als problematisch dagegen empfinden 84 Prozent der Journalisten die Nutzung eines Rabattes auf ein Produkt einer Branche, über die ein Journalist berichtet, stellte Stawski in seiner Untersuchung fest.

Zudem sind Frauen bei der Rabattnutzung skeptischer als Männer. 73 Prozent der Journalistinnen halten die private Nutzung von Presserabatten für problematisch, bei den Männern sind es 53 Prozent.                            

Insgesamt hat der Journalist und Medienwissenschaflter 331 Zeitungsjournalisten mittels Fragebogen befragt. Zudem hat Stawski Leitfaden-Interviews mit den Pressesprechern von fünf Unternehmen geführt, darunter beispielsweise Auto- und Elektronikartikelhersteller.

Dominik Stawski ist Journalist bei der Süddeutschen Zeitung. Er studierte Journalistik, Betriebswirtschaftslehre und Politik an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt und am Boston College in den USA. Sein Buch ist im VS-Verlag erschienen.

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