„Trans-pa-renz! Trans-pa-renz!“

11. November 2015 • Qualität & Ethik • von

Wenn man genau hinschaut, investiert die SRG viel Geld für Show und wenig Geld für Information.

Voice of Switzerland

Voice of Switzerland ist die zweitteuerste Sendung des Deutschschweizer Fernsehens.

Der Trick des Schweizer Fernsehens war nicht schlecht. Aber leider war der Trick etwas leicht zu durchschauen. Kürzlich publizierte das Deutschschweizer Fernsehen erstmals die Kosten seiner Sendungen. Ziel war eine Selbstvermarktung nach der desaströsen Abstimmung zum Radio- und TV-Gesetz. Im Juni hatten die Stimmbürger die Dunkelkammer SRG beinahe versenkt.

„Trans-pa-renz! Trans-pa-renz!“ So heißt seitdem der PR-Slogan der SRG. So tönt es, aber so ist es nicht. Darum publizierte die SRG nur die Einzelkosten, nicht aber die Jahreskosten ihrer Sendungen. Das aber wäre für die Transparenz entscheidend gewesen. Warum die SRG hier gezielt schlaumeierte, werden wir noch sehen.

So musste der geplagte Medienkolumnist erst zum Taschenrechner greifen. Er errechnete, was die 25 teuersten TV-Sendungen jährlich kosten. Er unterteilte in Information (I), Unterhaltung (U) und Shows (S). Interessant ist, wie wenig Geld im Quervergleich in die Information fließt. Die Hauptausgabe der „Tagesschau“ ist zwar mit rund 12 Millionen Franken das teuerste Angebot. Doch dann folgen mit der Singsang-Show „The Voice of Switzerland“, mit der Torschuss-Tribüne „Sport aktuell“ und mit der Promi-Promenade „Glanz & Gloria“ gleich drei Angebote aus dem Bereich der geistigen Genügsamkeit.

Im gleichen Trallala geht es weiter. Viel Geld investiert das öffentliche Schweizer TV etwa für die Kriminal-Kiste „Der Bestatter“, für das Gefühls-Gefäß „Happy Day“, für die Satire-Sause „Giacobbo/Müller“ und für die Herzschmerz-Hitparade „Gipfelstürmer“ („Die 30 berührendsten Tränen der Schweiz“). Die Jahreskosten für solche Dünnbrett-Darbietungen, die erst noch selten ausgestrahlt werden, liegen nur knapp unter denen für die ständigen Informationssendungen wie „Kassensturz“ und „Rundschau“.

In der Tabelle der teuersten Sendungen fehlt allerdings das Info-Magazin „10 vor 10“. Die überforderte SRG-Finanzabteilung war nicht imstande, dazu eine Profitcenter-Rechnung mit entsprechenden Abgrenzungen zu liefern. „10 vor 10“ dürfte ein Drittel weniger als die „Tagesschau“-Hauptausgabe kosten.

Wenn man die 25 teuersten TV-Sendungen betrachtet, inklusive „10 vor 10“, dann ist die Sachlage klar: 40 Prozent sind Information. 60 Prozent sind Unterhaltung und Show. Fazit: Das große Geld der SRG fließt heute nicht in den Service public.

Erstpubliziert in Weltwoche vom 29. Oktober 2015, gekürzt und leicht modifiziert

Bildquelle: SRF/Oscar Alessio

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