Acht Schnäppchen

25. November 2008 • Medienökonomie • von

Erstveröffentlichung: Werbewoche Nr. 47 / 2008

Medienhäuser sind zu Schleuderpreisen zu haben. Sollen wir NZZ und Tamedia nun übernehmen?

Die Börse ist in suboptimaler Verfassung, wie man weiss. Wie man genauso weiss, ist das eine vorübergehende Sache. In besonders suboptimaler Verfassung sind die Aktienkurse der Schweizer Medienhäuser.

Es gibt auf dem Markt nichts Billigeres als Medienunternehmen. Jeder Büezer überlegt bereits, ob er nicht die NZZ kaufen soll. Es ist also Zeit für ein paar Börsentipps. Erst betrachten wir, wie viele Millionen die börsenkotierten Medienunternehmen und ihre mediennahen Verwandten Anfang Woche überhaupt noch wert waren.

Es ist ein Bild des Jammers. Ein stolzes Haus wie die NZZ ist für ein Trinkgeld von 200 Milliönchen zu haben, einem Drittel des früheren Werts. Tamedia und Publigroupe haben sogar nur noch 25 Prozent des Werts von ehedem. Das ist nichts, erst recht, wenn man bedenkt, dass zur Kontrolle des Unternehmens 50,1 Prozent der Aktien genügen.

Kaufen, verkaufen, abwarten

Das Bild des Jammers kann aber auch ein Bild des Frohlockens sein. Vielleicht kann man mit Medientiteln künftig grosse Kasse machen. Darum kurz und knapp unsere Anlageempfehlungen: buy, sell oder hold (was auf Deutsch «abwarten» heisst).

Affichage: Das Plakatunternehmen ist gut unterwegs und wächst im Ausland. Zum Teil, wie etwa in Griechenland, hat man Probleme. Dennoch sind Plakate konjunkturresistenter als andere Werbeformen. Buy.

AZ Medien: Der Nebenwert AZ Medien verdaut Investitionen wie den Kauf der Basellandschaftlichen Zeitung und die Lancierung seines Sonntagsblatts. Das Haus ist durch seine gute lokale Verankerung resistenter als nationale Player. Hold.

Edipresse: Der Herausgeber von weltweit 200 Zeitungen und Magazinen hat sich ein Sparprogramm verordnet. Das ist nötig. International läuft es nicht übel, im Quasi-Monopolmarkt Westschweiz aber brechen die Umsätze ein. Sell.

Goldbach Media: Der Werbeverkäufer hat Glück, dass er vor allem im TV-Sektor aktiv ist. Bei Spots sind die Risiken geringer als im Printbereich. Das Online-Business könnte an Fahrt verlieren. Hold.

Publigroupe: Der Inseratenvermittler hat nur ein Problem: In Zukunft braucht es keine Inseratenvermittler mehr. Havariert kreuzt denn die Publigroupe durch die internationalen Gewässer und sucht eine Strategie. Sell.

NZZ: Die Aktien sind vinkuliert, das ist das einzig Positive. Sonst hätte schon lange eine Heuschrecke den Laden übernommen und einen Teil der dösenden Belegschaft davongejagt. Nun will man ein bisschen aufräumen. Ein bisschen ist für die NZZ schon besser als nichts. Buy.

Tamedia: Das Management hat sich etwas überlupft. Teure Übernahmen wie die Berner Zeitung, teure Neugründungen wie News und teure Internetauftritte lassen die Gewinnmargen schmelzen. Spar- und Synergiepotenzial, dies die Folge, ist dadurch wieder vorhanden. Hold.

Valora: Investor Adriano Agosti hat sich keine hübsche Braut angelacht. Valora, Kioskkette für Zeitungen und Zeitschriften, kommt nicht voran. Man hat zu viele Trends im Retailgeschäft verschlafen und kann nun mangels Mitteln nicht mehr aufholen. Sell.

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