“Crowdfunding” als Finanzierungsmodell

8. April 2010 • Digitales, Medienökonomie • von

David Röthler, Medienberater und -trainer aus Österreich, ist der Ansicht, dass der Printjournalismus am Ende ist und dass der Online-Journalismus neue Finanzierungsmodelle braucht.

Wie wird sich Ihrer Meinung nach der Journalismus in den nächsten zehn Jahren verändern?

Der Trend in Richtung Partizipation und Transparenz wird weitergehen. Die Grenzen zwischen professionellem Journalismus und Citizen Journalism werden immer mehr verschwimmen. Ich denke, dass das Ende von Print früher oder später kommen wird – möglicherweise sogar früher, als wir glauben.

Warum glauben Sie, ist der Printjournalismus am Ende?

Wenn ich mein eigenes Leseverhalten betrachte, dann merke ich, dass ich etwa 90 % der Informationen online konsumiere und nur noch 10 % in Printmedien. Das gilt derzeit natürlich noch nicht für die Allgemeinheit, aber es wird mit ein bisschen Verzögerung vermutlich so kommen. Man wird dann auch neue Methoden zur Finanzierung des Journalismus finden müssen. Crowdfunding ist eine Option. Letztendlich wird Crowdfunding aber auch nur Teil eines Finanzierungsmix sein.

Wie funktioniert Crowdfunding und was sind die Vorteile?

Die Nutzer zahlen für einen Artikel, der bereits erstellt oder noch gar nicht geschrieben ist. Dabei werden sehr kleine Beträge abgebucht. Man braucht also kein Zeitungsabo für 200 oder 300 Euro pro Jahr. Die Aufmerksamkeitsspanne der Nutzer wird sowieso immer geringer, und es werden bevorzugt kurze Informationen konsumiert, wie beispielsweise auf Twitter. Dazu passt das Crowdfunding gut: Die sehr kleinen Beträge – micro payments – entsprechen diesen micro contents.

Crowdfunding ist auch eine Form der Interaktion zwischen dem Nutzer und dem Produzenten der Information – eine „valuable action“. Natürlich kann ein Leserkommentar auch wertvoll sein, aber wenn der Artikel finanziell honoriert wird, ist das doch eine ganz andere Art von Feedback.Es gibt schon ein paar Beispiele, wo Crowdfunding ganz gut funktioniert – zumindest in Ansätzen. Ein Beispiel ist die Plattform spot.us, die an der US-Westküste aktiv ist. Ihr Ziel ist es, Qualität im Lokaljournalismus zu fördern – angesichts des dortigen Zeitungssterbens.

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