Neuer Partner an Bord

20. Januar 2011 • In eigener Sache, Ressorts • von

In eigener Sache
Die wenigsten wissen etwas über Lettland. Es liegt im Baltikum, Riga ist die Hauptstadt, und es hatte mal den Grand Prix gewonnen. Vom lettischen Hacker „Neo“ hatte man vielleicht auch mal etwas in den Nachrichten gehört.

EJO-Leser wissen ab sofort mehr: die neuen EJO-Partner Ainars Dimants, Professor für Journalistik, und Liga Ozolina, wissenschaftliche Mitarbeiterin, beide an der Turiba School of Business Administration und am Medieninstitut in Riga tätig, geben Einblicke in die Medienlandschaft und den Journalismus Lettlands.

Im vergangenen Jahr haben viele Ereignisse die Aufmerksamkeit auf die Rolle der Medien in der Gesellschaft gelenkt. Neben der Wikileaks-Kontroverse hat Lettland im Frühjahr 2010 sein eigenes „Leck“ erlebt: Der lettische Hacker „Neo“ hatte Steuerdaten des Finanzamts kopiert und veröffentlicht. Viele europäische Medien berichteten über den Fall, auch die Frankfurter Allgemeine Zeitung.

Sowohl die Wikileaks-Kontroverse als auch der Finanzamt-Skandal haben in Lettland zu einer Diskussion über Meinungsfreiheit, öffentliches Interesse und Verantwortung des Journalismus geführt.
Große Aufmerksamkeit hat auch der heimliche Eigentümerwechsel bei Diena, der größten Tageszeitung im Land, erregt. Da im Jahr vor den Wahlen keiner wusste, wem die Zeitung eigentlich gehörte, war man sehr besorgt, dass politische und ökonomische Interessen der neuen Eigentümer die Berichterstattung beeinflussen könnten.

Eine ähnliche Geschichte hat sich bei der russischsprachigen Tageszeitung Telegraf zugetragen, die Fragen über Russlands verstärktes Interesse an lettischen Medien aufgeworfen hat. Als im Jahr vor der Wahl die lettischen Parteien die Medien im Land instrumentalisiert haben, Telefongespräche von Journalisten aufgezeichnet und unbegründete Hausdurchsuchungen bei Journalisten durchgeführt wurden, ist Lettland im Pressefreiheitsindex vom 14. auf den 30. Platz zurückgefallen.

Diese und viele andere Ereignisse machen deutlich, dass in der lettischen Medienpolitik und den Medienorganisationen zahlreiche Probleme herrschen und Solidarität unter Medienschaffenden, vor allem unter Journalisten, ein Fremdwort ist. Journalistenorganisationen in Lettland tun meistens nichts, um diese Probleme zu bekämpfen, in vielen Fällen nehmen sie nur eine Beobachterrolle ein. Viele Medienschaffende setzen nun ihre Hoffnung auf die neue Vereinigung für lettische Journalisten (Latvijas Žurnālistu asociācija), die im Dezember 2010 gegründet würde. Hohe Qualitätsstandards und die Sicherstellung der Rechte der Journalisten sind Voraussetzungen für eine solide Medienindustrie, die wiederum journalistische Unabhängigkeit gewährleistet.

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