Im April haben Verbündete des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán eine internationale Nachrichtenagentur namens V4NA in London gegründet. Ihr Ziel sei es, „eine konservative, rechte Perspektive auf die wichtigsten politischen, wirtschaftlichen, kulturellen und anderen Nachrichten“ zu verbreiten, heißt es auf der Website.
Bislang werden die Texte auf Ungarisch, Englisch und Französisch veröffentlicht. „Zu einem späteren Zeitpunkt“ wolle man auch weitere Sprachen aufnehmen, so das Unternehmen.
Die vollständigen Texte können nur von zahlenden Abonnenten gelesen werden, aber die Überschriften und kurzen Intros auf der Startseite zeichnen ein klares Bild der Haltung von V4NA: EU-skeptisch, gegen Zuwanderung und gegen Soros – alles Schlüsselelemente der Propaganda der ungarischen Regierung.
Der Start der Nachrichtenagentur stieß bei internationalen Medien auf große Skepsis. Bloomsberg sieht dahinter die Absicht, die Reichweite für Orbáns “Propagandamaschine“ zu vergrößern und auch laut des Guardian verfolgt N4NA das Ziel, „Orbáns nativistische Botschaft außerhalb Ungarns“ zu verbreiten. Le Monde bezeichnet Ungarn als „post-truth Labor“ und bemerkt süffisant, dass V4NA die erste Website sei, die ihre Nutzer für Fake News zur Kasse bitte.
Auch wenn die neue Nachrichtenagentur auf ihre Unabhängigkeit pocht, dauerte es nicht lange, bis einige der verbliebenen unabhängigen ungarischen Medien Beweise für eine Beteiligung von Verbündeten der ungarischen Regierung zutage förderten.
So veröffentlichte Válasz Online Details der Registrierung von V4NA im britischen Handelsregister, die zeigten, dass die ungarische New Wave Media Group Mehrheitsgesellschafter ist – ein Verlag, der zur regierungsnahen Mitteleuropäischen Presse- und Medienstiftung (KESMA) gehört.
Weitere 40 Prozent der Anteile an der Nachrichtenagentur hält die Beratungsfirma Danube Business Consulting, die Orbáns Spin Doctor Árpád Habony gehört. Habony hat in den vergangenen Jahren nicht nur Orbán beraten, sondern auch ein ganzes Medienimperium aufgebaut. Laut Válasz Online gab die Übergabe seiner Medienbestände an die KESMA vergangenen November Anlass zu Spekulationen, er sei in Ungnade gefallen. Sollte das wirklich der Fall gewesen sein, legt seine zentrale Rolle, die er jetzt für die neue Nachrichtenagentur spielt, nahe, dass er ansehnlich entschädigt wurde. Die restlichen drei Prozent hält Kristof Szalay-Bobrovniczky – der ungarische Botschafter in Großbritannien.
Es ist klar, zu welcher Einflusssphäre V4NA gehört. Es bleibt jedoch abzuwarten, ob die ungarische Regierung mehr Anhänger für ihre Denkweise gewinnen wird, indem sie in eine kostspielige, dreisprachige Nachrichtenagentur in London mit mehr als 50 Mitarbeitern investiert.
Dieser Text ist ein Auszug aus dem Beitrag The relentless march of the Hungarian government’s propaganda machine, der auf der englischen EJO-Seite veröffentlicht wurde.
Übersetzung aus dem Englischen: Tina Bettels-Schwabbauer
Bildquelle: Screenshot
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Schlagwörter:Árpád Habony, Danube Business Consulting, Fake News, Kristof Szalay-Bobrovniczky, Mitteleuropäische Presse- und Medienstiftung (KESMA), Nachrichtenagentur, New Wave Media Group, Propaganda, Ungarn, V4NA, Viktor Orbán