In Kenia berichten die Medien so umfassend über die Corona-Krise, dass das die politische Berichterstattung fast völlig verstummt ist.
Seinen ersten COVID-19-Fall verzeichnete Kenia Mitte März. Das war für viele Einwohner des ostafrikanischen Landes eine schockierende aber keineswegs überraschende Nachricht. Die kenianischen Medien hatten schon seit den ersten Fällen in China und der Ausbreitung der Krankheit in anderen Ländern thematisiert, dass die kenianische Regierung Vorsichtsmaßnahmen gegen die Krankheit ergreifen sollten. Die Besorgnis wurde vor allem durch die engen Beziehungen des Landes zu China genährt.
„Die Feinde des Volkes” titelte eine lokale Tageszeitung einige Tage, nachdem am internationalen Flughafen in Nairobi ein aus China kommendes Flugzeug der Kenya Airways gefilmt wurde. Das Video, aufgezeichnet von einem Mitarbeiter der Kenya Airways, ging in den sozialen Medien viral. Die Zeitung griff die kenianische Regierung an und beschuldigte sie, die Bevölkerung nicht gut genug zu schützen, indem sie keine Landeverbote für Flüge, die – so der Vorwurf – teilweise aus der Region um Wuhan kommen, aussprechen.Diesen Vorwürfen folgte eine Reihe von Reportagen und Kommentaren, die vornehmlich in den Print-Medien erschienen. Darin ging es auch um Kenias Problem mit Rassismus gegenüber Chinesen, das schon vor dem ersten COVID-19-Fall existierte.
Mit der steigenden Zahl der Infizierten nimmt auch Berichterstattung über COVID-19 zu. Als die Regierung einen Lockdown ankündigte und der Präsident Schulen und Universitäten schließen ließ sowie einige internationale Flugverbindungen untersagte, ging die politische Berichterstattung in Teilen zurück. Inzwischen ist sie fast völlig verstummt. Bevor der erste COVID-19-Fall registriert wurde, hatte sich Kenia mitten in einer Debatte zur Neustrukturierung der Regierung und Einführung bestimmter Maßnahmen zum Umgang mit Korruption befunden.
Die Building Bridges Initiative (BBI) hatte das Land gespalten und die Entstehung einer stark polarisierten Politik begünstigt. Die langanhaltende Diskussion mehrerer Politiker und Meinungsführer war von den Medien detailliert verfolg worden. Doch der gesamte Diskurs wurde durch die Herausforderung, die das Corona-Virus mit sich bringt, verlangsamt und teilweise gar gestoppt. Der Fokus der Corona-Berichterstattung wird auf Quarantänemaßnahmen und Selbstschutz gerichtet. Die Medien berichteten auch umfassend über die Verluste in der Wirtschaft und den Streichungen von Jobs als Folge der Einschränkung des öffentlichen Lebens.
Wie in vielen anderen Staaten Afrikas sind die Medien in Kenia eine höchst einflussreiche Institution. Sie spielten schon immer eine Schlüsselrolle in der Meinungsbildung des Volkes, vor allem, wenn es um politische Themen geht. Da Panik und Angst im Land von Tag zu Tag zunehmen, lässt sich nur hoffen, dass die Berichterstattung helfen wird, die Menschen aufzuklären und angemessen zu informieren, um so Leben retten zu können.
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