Inwiefern sind Facebook, Twitter & Co. Plattformen für extreme und hasserfüllte Ansichten?
In der medialen Debatte wird den Sozialen Medien häufig die Verantwortung für eine zunehmende Polarisierung der Gesellschaft zugewiesen. Facebook und Twitter gelten landläufig als Plattformen für extreme, eskalierende und hasserfüllte Auseinandersetzungen zwischen Nutzern mit extremen politischen Ansichten.
In der wissenschaftlichen Diskussion ist diese eindeutige Ursache-Wirkungs-Beziehung dagegen keine ausgemachte Sache. Auch für die gegenläufige Kausalitätsbeziehung gibt es gute Argumente und wissenschaftliche Forschungsergebnisse. Danach tendieren diejenigen, die eher extreme, polarisierende politische Standpunkte vertreten zu einer vermehrten und intensiveren Nutzung der digitalen Netzwerkmedien.
Maria Nordbrandt von der Universität Uppsala (Schweden) hat diese Frage anhand repräsentativer Befragungsdaten aus den Niederlanden untersucht. Dafür wurden zwischen 2014 und 2020 mehrmals die gleichen 3581 Personen nach ihrer Sympathie für die politischen Parteien befragt. Personen, die dabei große Unterschiede zwischen den Parteien machten, galten als stärker polarisiert als Personen mit moderaten Schwankungen im Bewertungsspektrum. Außerdem wurden die Befragten nach der Häufigkeit der Nutzung sozialer Medien gefragt.
Die Ergebnisse sind interessant und nach den Worten der Autorin, eine „gute Nachricht“ für die Demokratie. Insgesamt zeigt sich zwischen der Nutzung der sozialen Medien und dem individuellen Grad der Polarisierung nur ein schwacher Zusammenhang.
Maria Nordbrandt (2021): Affective polarization in the digital age: Testing the direction of the relationship between social media and users’ feelings for out-group parties. In new media and society, September 2021. doi:10.1177/14614448211044393
Erstveröffentlichung: tagesspiegel.de vom 14. November 2021
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Schlagwörter:Facebook, Niederlande, Polarisierung, Social Media, Soziale Medien, Twitter