Menschenrechtsorganisation “Reporter ohne Grenzen” gibt Pressefreiheitsindex 2010 heraus.
Vergangenes Jahr war ein besonders düsteres für Journalisten: Die Anzahl der ermordeten Reporter ist um 26 Prozent gestiegen, die Gewalt gegen Journalisten hat um ein Drittel zugenommen. Der diesjährige Pressefreiheitsindex legt sein Augenmerk besonders auf die verstörende Situation der Pressefreiheit in der Europäischen Union; einige ihrer Mitgliedsstaaten sind im Ranking mehrere Plätze zurückgefallen.
„Wenn sich die EU nicht zusammenreißt, riskiert sie, ihre Führungsposition in Sachen Menschenrechte zu verlieren“, sagt Jean-François Julliard, Generalsekretär von Reporter ohne Grenzen, „und wenn das passieren würde, wie könnte sie dann autoritäre Regimes von Verbesserungen überzeugen? Die europäischen Länder müssen unbedingt wieder als gutes Beispiel vorangehen.“
Im Index sind zwar 13 der 27 EU-Mitgliedsstaaten in den Top 20, doch scheint es, dass die anderen 14 auf die beschämende Seite des Index rutschen. Italien nimmt den 49. Platz ein, Rumänien den 52., Griechenland und Bulgarien teilen sich den 70. Platz – gemeinsam mit Benin, Kenia und den Komoren.
„In einigen Ländern, in denen Reporter ohne Grenzen in der Vergangenheit Probleme aufgezeigt haben, hat es überhaupt keine Verbesserungen gegeben“, so Julliard, „dazu gehören auch Frankreich und Italien, wo die Ereignisse des vergangenen Jahres – wie beispielsweise die Verletzung des journalistischen Quellenschutzes und die kontinuierliche Konzentration von Medienbesitz – gezeigt haben, dass diese Länder nichts tun, diesen Trend umzukehren.
Auf den ersten Plätzen des Index sieht es dagegen in Punkto Pressefreiheit sehr gut aus. Finnland, Island, die Niederlande, Norwegen, Schweden und die Schweiz führen das Ranking an. Island bekommt Sonderpunkte für seine Icelandic Modern Media Initiative (IMMI), ein Gesetz, das den Medien ein noch nie dagewesenes Level an Pressefreiheit garantieren soll. Ebenso viel Anerkennung wird Schwedens Freedom of the Press Act gezollt; er soll Journalisten vor gerichtlichem Missbrauch schützen.
Auf den letzten Plätzen des Index liegen Ruanda, Yemen, Syrien, Burma, Nordkorea, Eritrea, Iran und Turkmenistan.
Mehr Informationen zum Pressefreiheitsindex gibt es auf der Website von Reporters Without Borders (auf Englisch).
Originalartikel auf Englisch: Europe Gets the Stink Eye
Übersetzt von Tina Bettels
Schlagwörter:Europa, Europäische Union, Frankreich, Island, Italien, Jean-François Julliard, Pressefreiheit, Pressefreiheitsindex, Reporter ohne Grenzen, Schweden