Mediennutzung in der Ukraine

13. Dezember 2018 • Internationales • von

In der Ukraine haben sich die Euromaidan-Revolution, die Annexion der Krim und der anhaltende bewaffnete Konflikt im Osten auch auf die Medien des Landes ausgewirkt. Eine aktuelle Studie zeigt, wie sich in den vergangenen Jahren die Mediennutzung und die Einstellung gegenüber den Medien verändert haben.

Die von InMind und Internews durchgeführte nationale Befragung zur Mediennutzung findet seit 2015 einmal jährlich statt. Zwischen Mai und Juni 2018 wurden rund 4.000 Ukrainer befragt.

Die Studie zeigt, dass das Vertrauen in die Medien sowohl auf nationaler als auch auf lokaler Ebene seit 2015 etwas zugenommen hat. Dem ukrainischen Fernsehen vertrauen dabei die meisten Nutzer und es ist dementsprechend auch das meistgenutzte Medium (77%). 61% vertrauen dem landesweiten Fernsehen, 56% dem regionalen Fernsehen. Laut der Befragung sind es vor allem ältere Zuschauer, die dem Fernsehen vertrauen.

Den ukrainischen Print- und Hörfunkmedien vertrauen weniger als 40% und sie werden auch immer weniger genutzt. Während im Jahr 2015 noch 35% der Befragten Radio hörten, waren es im Jahr 2018 nur noch 26%.

„Die Ukrainer sind aktiver geworden und neigen dazu, mehr Quellen zu vergleichen, um die erhaltenen Informationen zu überprüfen“, kommentierte der Geschäftsführer von Internews Ukraine, Wayne Sharpe, die Ergebnisse der Befragung.

Das Internet-Publikum wächst weiter

Die Studie zeigt auch, dass immer mehr Ukrainer Nachrichten im Internet konsumieren. Sowohl die Websites von Nachrichtenorganisationen (60% im Jahr 2018 gegenüber 54% im Vorjahr) als auch soziale Medien (53% im Jahr 2018 gegenüber 45% im Vorjahr) verzeichneten einen Anstieg der Nutzerzahlen. Nachrichten-Websites sind besonders beliebt bei den 18- bis 45-Jährigen, während die unter 35-Jährigen besonders gerne Nachrichten über soziale Medien konsumieren.

Facebook ist dabei die beliebteste Plattform. 42% der Befragten nutzten in diesem Jahr das soziale Netzwerk, das ist ein Anstieg von 11% im Vergleich zum Vorjahr, der auch darauf zurückzuführen ist, dass die ukrainische Regierung 2017 russische Social-Networking-Seiten blockierte. Twitter dagegen nutzen nur sehr wenige Ukrainer: 2015 waren es ein Prozent, in diesem Jahr zwei Prozent.

Wie die Ukrainer russische Medien nutzen

Die anhaltenden Desinformationskampagnen aus Russland haben auch die Nachrichtennutzung der ukrainischen Medienkonsumenten beeinflusst. Laut einer Umfrage von TNS und der Agency for Legislative Initiatives im Jahr 2011 vertrauten damals rund 37% der Ukrainer russischen Medien, verglichen mit rund 46%, die ihr Vertrauen in ukrainische Medien und 36% in westliche Medien setzten.

Seit der Annexion der Krim und dem Beginn des bewaffneten Konflikts in der Donbass-Region im Jahr 2014 ist das Vertrauen in die russischen Medien stark zurückgegangen. Laut der Befragung zur Mediennutzung vertrauen nur drei bis vier Prozent der Ukrainer russischen Zeitungen, Fernsehen und Radio. Russischen Online-Medien vertrauen 10% der Ukrainer.

Es nutzen auch immer weniger Ukrainer russische Medien. Während im Jahr 2015 12% der Ukrainer regelmäßig russisches Fernsehen schauten, 25% russische Websites besuchten, 11% russisches Radio hörten und 7% russische Tageszeitungen lasen, sind es inzwischen jeweils nur noch ungefähr die Hälfte.

Übersetzt aus dem Englischen von Tina Bettels-Schwabbauer

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