Journalisten und Informatiker entwickeln immer mehr automatisierte Faktenchecks, um in großem Umfang auf Fehlinformationen im Internet reagieren zu können. Aber taugen sie auch etwas?
Wie eine neue Studie des Reuters Institute for the Study of Journalism (RISJ) zeigt, gibt es eine ganze Reihe von neuen automatisierten Instrumenten zur Faktenüberprüfung – allerdings bleibe ihre Anwendung aufgrund der Komplexität der meisten Fake News beschränkt, meint Lucas Graves, Autor des Berichts.
Einige automatisierte Faktencheck-Tools seien durchaus in der Lage, einfache Tatsachenbehauptungen, für die klare Daten vorliegen, zu überprüfen, allerdings nur unter menschlicher Aufsicht und das werde sich wahrscheinlich in absehbarer Zukunft auch nicht ändern.
Graves, Senior Research Fellow am RISJ, stellt fest, dass es vor allem gemeinnützige unabhängige Faktencheck-Organisationen wie Full Fact in Großbritannien und Chequeado in Brasilien waren, die den Weg für automatisierte Faktencheck-Tools bereitet haben. Sie wurden bislang nur wenig von traditionellen Medienorganisationen unterstützt. Obwohl viele der Tools kostensparend produziert wurden, benötigen sie in Zukunft wahrscheinlich größere finanzielle und logistische Unterstützung, wenn sie ihr volles Potenzial ausschöpfen wollen, heißt es in dem Bericht.
Das Duke Reporters Lab an der Duke University (North Carolina) hat die Tech & Check Alerts entwickelt, die seit Anfang 2018 im Beta-Test sind. Es wird täglich ein automatischer E-Mail-Newsletter erstellt, in dem mit Hilfe des sogenannten ClaimBuster-Algorithmus 15 vielversprechenden politische Behauptungen, die aus Abschriften des CNN-Programms stammen, überprüft werden. Zurzeit werden weitere Module entwickelt, die Behauptungen aus Sitzungen des Kongresses, des kalifornischen Parlaments und den Facebook-Feeds von Kongresswahl-Kandidaten checken. Die E-Mail wird täglich an PolitiFact, FactCheck.org, die Washington Post und die Associated Press gesendet.
Ein weiteres neues Projekt, FactStream, bietet über eine mobile App Live-Factchecking von wichtigen politischen Ereignissen. Der erste öffentliche Test fand während Donald Trumps Rede zur Lage der Nation im Januar 2018 statt, es flossen die Meldungen von PolitiFact, FactCheck.org und der Washington Post ein. Berichten zufolge nutzten während der Rede mehr als 3.000 Menschen die App.
Die britische unabhängige Faktencheck-Organisation Full Fact plant, im Jahr 2018 zwei automatisierte Überprüfungstools zu veröffentlichen, die mit mehr als 500.000 Pfund (ca. 563.000 Euro) Stiftungsgeldern entwickelt wurden und von Faktencheckern auf der ganzen Welt benutzt werden sollen. Beide Tools basieren auf einem Algorithmus, der ständig große Zeitungen sowie Nachrichtensendungen und parlamentarische Quellen durchsucht.
Das Tool „Live“ wurde entwickelt, damit Faktenprüfer schnell auf Fehlinformationen reagieren können. Live scannt Quellen in Echtzeit auf Behauptungen, die von Full Fact bereits untersucht wurden. Sobald eine exakte Übereinstimmung gefunden wird, wird der Fake angezeigt; in anderen Fällen zeigt Live kontextbezogene Informationen wie offizielle Statistiken an.
„Trends“ basiert auf der gleichen Technik, untersucht die Fehlinformationen aber über einen längeren Zeitraum, indem es den Werdegang einzelner Fake News aufzeigt. Der Zweck besteht darin, den Faktencheckern zu zeigen, ob ihre Bemühungen etwas bewirkt haben und ihnen zu helfen, ihre Maßnahmen gezielter auszurichten.
Originalversion auf Englisch: Can Fact-Checking Be Automated?
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Schlagwörter:Factchecking, FactStream, Fake News, Full Fact, Reuters Insitute for the Study of Journalism, Tech & Check Alerts