Im „Digital News Report 2012“ des Reuters Institute for the Study of Journalism werden die Nutzung von digitalen Nachrichtenformaten in Deutschland, Großbritannien, Dänemark, Frankreich und den USA sowie ihre Auswirkungen auf die Medienindustrie analysiert.
„Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Medienlandschaft immer komplexer wird, digitale Medien aber keinesfalls die traditionellen Medien ersetzen, sondern für ein zusätzliches Angebot sorgen“, so Nic Newmann, Hauptautor des „Digital News Report 2012“. Dieser soll von nun an einmal jährlich erscheinen.
Die Analyse zeigt, dass in allen untersuchten Ländern die digitale Technologie die Medienindustrie verunsichert hat. Das jeweilige Ausmaß dieser Verunsicherung und wie schnell neue Medien von den Nutzern angenommen werden, hänge aber von Medienstrukturen, Geografie und Kultur des jeweiligen Landes ab. Es sei immens wichtig, dass die Medienunternehmen diese Faktoren berücksichtigen, um sich auf dem Markt behaupten zu können.
Im Mittelpunkt des „Digital News Report“ steht eine Online-Befragung des Markt- und Meinungsforschungsinstituts YouGov. Im Fokus dieser Umfrage standen Nutzer in Großbritannien. Um wichtige Themen international vergleichend analysieren zu können, wurden auch Mediennutzer in Deutschland, Dänemark, Frankreich und den USA befragt. In Großbritannien nahmen 2173, in Deutschland 970, in Frankreich 1011, in Dänemark 1002 und in den USA 814 Personen an der Befragung teil.
Während in der US-amerikanischen Mediennutzung eine schnelle Umstellung von Print- zu Onlinemedien zu beobachten gewesen sei, verlaufe diese in den untersuchten europäischen Ländern deutlich langsamer, so Nic Newmann.
Vor allem deutsche Nutzer zeigen sich traditionellen Lese- und Sehgewohnheiten verbunden und weisen im Vergleich zu den anderen untersuchten Ländern die niedrigste Internetnutzung auf. 68% der Befragten in Deutschland lesen jede Woche eine Zeitung oder Zeitschrift, um sich auf dem Laufenden zu halten. Auch Nachrichtensendungen im Radio (68%) und im Fernsehen (87%) wirken als Zuhörer- bzw. Zuschauermagneten. 61% der Befragten in Deutschland konsumieren mindestens einmal pro Woche Nachrichten im Internet. In den USA sind es 86 Prozent, in Großbritannien und Dänemark jeweils 82 Prozent und in Frankreich 77 Prozent.
Als Gründe führen die Autoren der Studie die starken Wurzeln der deutschen Presse, geschützt durch Regulierung, sowie die gesetzliche Beschränkung von Online-Aktivitäten der Rundfunkveranstalter auf. In Großbritannien dagegen boomen die Websites von TV- und Radio-Anbietern – vor allem die BBC hat schon früh in den Ausbau ihrer Online-Präsenz investiert.
Die Deutschen nutzen Nachrichtenmedien allerdings häufiger als die Briten: Während fast neun von zehn Deutschen einmal täglich ein Nachrichtenangebot (Print, Radio, TV oder Online) in Anspruch nehmen, tun dies in Großbritannien nur drei von vier.
In Punkto Blogs und soziale Medien sind die Europäer generell zurückhaltender als die Amerikaner. Die Befragung zeigt, dass in den USA 36% der Mediennutzer Blogs und soziale Medien regelmäßig als Nachrichtenquellen nutzen, in den untersuchten europäischen Ländern sind es durchschnittlich 20%.
Computer werden in allen untersuchten Ländern weiterhin am meisten genutzt, um online Nachrichten zu konsumieren, aber auch die Bedeutung von Smartphones nimmt zu: In Dänemark lesen 32% der befragten Mediennutzer Nachrichten auf ihrem Smartphone, in den anderen untersuchten Ländern sind es durchschnittlich 20% der Befragten.
Tablet-PCs machen im Nachrichtenkonsum bislang nur einen kleinen Teil aus; auch hier sind die Dänen die eifrigsten Nutzer mit 13 Prozent. In Deutschland nutzen nur 5 Prozent der Befragten einen Tablet-PC, um auf Nachrichten zuzugreifen.
Tablet-PCs seien aber auf dem Vormarsch, so Nic Newman, was sich positiv auf die Medienindustrie auswirken sollte, da Tablet-PC-Nutzer eher gewillt seien, für Online-Nachrichten zu zahlen.
Eins haben die Medienkonsumenten der fünf analysierten Länder gemeinsam: den Widerwillen, für Online-Nachrichten Geld auszugeben. In Großbritannien haben nur 4 Prozent der Befragten jemals für Online-Nachrichten gezahlt, in Deutschland 6 Prozent, in Frankreich 8 Prozent, in den USA 9 Prozent und in Dänemark 12 Prozent.
Hier geht es zum vollständigen Digital News Report 2012 (auf Englisch) auf der Website des Reuters Institute for the Study of Journalism
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