KIM-Studie: Wie Kinder 2022 Medien nutzten

27. Juli 2023 • Aktuelle Beiträge, Digitales, Qualität & Ethik • von

Die KIM-Studie beschäftigt sich mit der Mediennutzung von Kindern. Wir haben einen Blick auf die neuesten Ergebnisse geworfen. Eine Bestandsaufnahme.

Bildquelle: Pexel

Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg und persönliche Katastrophen. Das Jahr 2022 war eine von Krisen und ihren Folgen geprägte Zeit. Eine Zeit, die in Talkshows und in den sozialen Medien diskutiert und analysiert wurde. Und nicht nur Menschen über 18 nutzen Medien. Auch Kinder können auf diese Inhalte über Tablets, TV oder dem Smartphone zugreifen. Denn diese nutzen sie – immer mehr.

KIM-Studie 2022 – Was ist das?

Kinder, Internet, Medien – damit beschäftigt sich die KIM-Studie. Seit 1999 schaut sie sich die Mediennutzung von Sechs- bis 13-Jährigen in Deutschland an. Auch im Herbst 2022 wurden Kinder in dieser Altersspanne in ihrem zu Hause zu ihrer Mediennutzung interviewt. Ihre primäre Erziehungsperson hat parallel dazu einen Fragebogen ausgefüllt. Durch die Vorgangsweise und gewählte Stichprobe ist die Studie repräsentativ für Kinder im Alter von Sechs bis 13 Jahren in Deutschland. Und sie kommt zu spannenden Erkenntnissen.

Kinder wachsen auf mit einem großem Medienrepertoire

Die Studie blickt auf die genaue Gerätenutzung der Kinder zwischen Sechs und 13 Jahren. 2022 haben nahezu alle Haushalte der Kinder WLAN und einen eigenen Fernseher. Diverse technische Geräte wie Tablets, Handys und Spielkonsolen gehören zum normalen Bestand der meisten Haushalte, in denen Kinder leben. Bei der Nutzungsverteilung gab es im Vergleich zu 2020 keine großen Veränderungen, außer im Bereich des Streamings: vor allem diese Abonnements sind angestiegen und werden benutzt. Trotz guter Ausstattung durch die verschiedensten Geräte, gehört den wenigsten Kindern davon etwas selbst. Sie nutzen also eher den Fernseher der Eltern, statt in ihrem Zimmer einen eigenen zu haben, auf den sie jederzeit zugreifen könnten. Je älter die Kinder werden, desto eher besitzen sie eigene Geräte. Das erste Gerät ist dann oftmals das Handy, das nur in 18 % der Fällen kein Smartphone ist. Und das bereits in jungem Alter: die Hälfte der Zehnjährigen besitzen ein eigenes Smartphone.

Bei Jungs überwiegt die Spielkonsole

Insgesamt stellt die KIM-Studie nicht viele geschlechterspezifischen Unterschiede in der Mediennutzung bei Kindern fest. Allerdings gibt es einen besonders hervorgehobenen Punkt.

Jungs besitzen deutlich öfter Spielkonsolen als Mädchen. Die restlichen Geräte sind nahezu gleich verteilt. Dieser Punkt spiegelt sich auch in der Freizeitgestaltung von Jungs und Mädchen nieder. Viele der befragten Jungs geben an in ihrer Freizeit digitale Spiele zu spielen und sich daneben sportlich zu betätigen. Digitale Spiele werden dabei häufig alleine und ohne Freund:innen gespielt. Mädchen stechen hervor durch eher kreativere und soziale Tätigkeiten, aber auch durch die Beschäftigung mit Tieren. Statt zu „zocken“, lesen sie zum Beispiel öfter.

Die häufigsten Freizeitaktivitäten insgesamt sind im jüngeren Bereich noch oft das drinnen und draußen spielen. Im höheren Alter steigt dann die Mediennutzung an. Das klassische Spielen verliert ab zehn bis elf Jahren stark an Bedeutung. Dagegen steigt die Beliebtheit von Fernsehen und andere Medien. Im Vergleich zu 2020 nutzen Kinder die Medien öfter auch allein. So können sie z. B. im Internet surfen oder selbstständig auf digitale Spiele zugreifen ohne die elterliche Kontrolle.

Unabhängig von der Mediennutzung sind die Tätigkeiten Freunde treffen und Hausaufgaben machen jedoch mindestens einmal die Woche am meisten vertreten.

70 % der Sechs- bis 13-Jährigen nutzen das Internet

Der Internetzugang steigt seit 1999 an. In Haushalten mit Kindern haben 99 % Zugriff auf das Internet und auch viele Kinder können selbstständig das Internet nutzen. 70 % der Sechs- bis 13-Jährigen nutzen das Internet. Der gesellschaftliche Umschwung von linearem Fernsehen auf Mediatheken und Streamingdienste im Internet ist folglich auch bei den Kindern angekommen. Neben gleichbleibender Nutzung von Medien wie Fernsehen und PC wurde vor allem ein großes Wachstum bei der Nutzung von Streamingdiensten festgestellt, auf die Kinder mit und ohne Eltern Zugriff haben. Kinder sind täglich laut Angabe der Eltern 43 Minuten online. Auch im Internet gilt: je älter die Kinder sind, desto mehr nutzen sie das Internet.

Der Grund für die Nutzung des Internets ist zu großen Teilen Langweile, aber auch um sich nicht allein zu fühlen und einige geben auch an, die Internet-Angebote zu nutzen um sich nicht einsam zu fühlen.

Um ins Internet zu gelangen, benötigen viele Kinder jedoch den Computer, Laptop oder das Tablet der Eltern – sie werden mit genutzt.

Was wird im Internet gemacht?

Jeden Tag verschicken Kinder Text-Nachrichten hin und her. WhatsApp ist mit Abstand die meistgenutzte App. Danach folgen YouTube und TikTok. Auf YouTube werden vor allem lustige Videos angeschaut, die unterhalten sollen. Der beliebteste YouTuber ist „Julien Bam“, ein seit Jahren etablierter YouTuber, der lustigen Content produziert und sein eigenes Tanzstudio besitzt. Nach lustigen Videos folgen Musikvideos in der Beliebtheitsskala.

Die Mediennutzung im Alltag

Am Tag werden verschiedene Medien wie Podcasts, Filme oder das Handy unterschiedlich viel genutzt. Der Tag vieler Kinder verläuft in weiten Teilen im gleichen Zyklus. Morgens nach dem Aufstehen und beim Frühstück nutzen circa die Hälfte Medien. Über den Tag, also in der Schule, in Pausen und beim Hausaufgaben machen werden sie weniger genutzt. Außer beim Mittagessen – hier wird Musik gehört oder parallel Videos geschaut. Aber vor allem nutzen Kinder Medien beim Schlafengehen. In diesem Zeitraum passiert mit Abstand die größte Nutzung unterschiedlichster Medien. Grund dafür ist unter anderem, dass Fernsehen und Mediatheken eine starke Entlastung im stressigen Familienalltag sein können. Viele Eltern können sich ein Leben z. B. ohne Mediatheken nicht mehr vorstellen.

Die Handynutzung steigt ebenso mit dem Alter an. Je älter die Kinder sind, desto eher wird das Handy auch an die verschiedensten Orte mitgenommen: in die Schule, in den Sportverein, aber auch mit ins Bett oder Badezimmer.

Medien machen Idole

TV und Filme haben – noch vor Sport und der Musikbranche – einen großen Einfluss auf die Vorbilder und Idole von Kindern. In der KIM-Studie wurden die Kinder nach ihren Vorbildern gefragt, diese kamen zu 36 % aus Film und Fernsehen. Und diese Idole dienen als Orientierung für die Handlungsmuster der Kinder und sind die stetige Begleitung der Identitätsbildung. Genannt wurden z. B. Christiano Ronaldo, Anna und Elsa aus dem Film „Frozen“ oder Heidi Klum.

Welche Gefahren kann die Mediennutzung haben?

Das Internet bietet zahlreiche positive Aspekte, birgt jedoch auch Gefahren für Kinder. Die KIM-Studie untersucht auch diese negativen Aspekte auf verschiedenen Ebenen. Von den 854 befragten Kindern gaben fünf Prozent an, bereits auf für sie ungeeignete Inhalte gestoßen zu sein, während drei Prozentunangenehme und vier Prozent beängstigende Erfahrungen gemacht haben. Mädchen berichteten häufiger von unangenehmen Inhalten als Jungen.

Besonders besorgniserregend ist laut Studie der Anstieg von verängstigenden Inhalten bei Sechs- bis Siebenjährigen im Vergleich zu 2020. Sexuell konnotierte Inhalte wurden als unangenehm wahrgenommen, vor allem erotische oder pornografische Darstellungen wurden von den Kindern genannt. Unter den ängstigenden Inhalten wurden vor allem Horror- und Gewaltdarstellungen genannt.

Aber auch das Teilen von peinlichen Fotos und Verbreiten von Nacktfotos im Kontext von Freundeskreisen ist eine aufkeimende Thematik.

Eltern und ihr Einfluss auf die kindliche Mediennutzung

Eltern haben wider Erwarten einen maßgeblichen Einfluss auf die Mediennutzung ihrer Kinder, da sie die Inhalte und Verfügbarkeiten von Geräten in der Hand haben. Sie haben also einen Einfluss darauf, wie ihre Kinder mit Medien umgehen und aufwachsen. Dabei hat sich die KIM-Studie die Interessen und Einstellungen der Eltern zu verschiedenen Themenfeldern angeschaut. Die größten Interessen in der Erziehung liegen in den Bereichen Schule, Gesundheit und Ernährung. Die Medienerziehung und der Umgang von Kindern mit Medien rangieren mit 45 Prozent im Mittelfeld der Interessensskala. Eltern von jüngeren Kindern zeigten dabei ein stärkeres Interesse an diesem Thema im Vergleich zu Eltern von älteren Kindern.

Aber auch der Bildungshintergrund der Eltern spielt eine Rolle bei ihren Interessen. Eltern mit höherem Bildungsabschluss interessieren sich zu 50 % für die Medienerziehung, während Eltern mit mittlerem Bildungsabschluss zu 46 % und Eltern mit niedrigem Bildungsabschluss nur zu 38 % Interesse an diesem Thema angaben.

Im Vergleich zu 2020 haben sich die Interessen der Eltern nur geringfügig verändert. Bücher werden weiterhin mit positiven Assoziationen wie Lernen, Schulerfolg und Förderung der Fantasie verbunden. Computer, Laptop, Tablet und das Internet werden sowohl mit Bildungschancen als auch mit der Sorge vor ungeeigneten Inhalten und Einflüssen auf die Gewaltbereitschaft der Kinder gesehen. Handys sind jedoch immer noch wichtig für die Erreichbarkeit der Kinder.

Fazit

Die KIM-Studie 2022 zeigt also, dass digitale Medien einen festen Platz im Alltag der Kinder haben. Fernsehgeräte, Smartphones, Laptops und Internetzugang sind in den meisten Familien vorhanden. Einen besonderen Zuwachs gab es im Vergleich zum Jahr 2020 im Bereich Streaming. Dabei haben Kinder immer noch wenige eigene Geräte und nutzen sie nur mit. Es wird der immer wiederkehrende Zwiespalt zwischen Sorgen und Innovation in Bezug auf die Medien deutlich. Auch Eltern sehen diesen Zwiespalt in der Erziehung der Kinder. Insgesamt wird deutlich, dass Kinder immer selbstständiger Medien nutzen, insbesondere digitale Medien. Gleichzeitig setzen Eltern nur selten technische Hilfsmittel ein, um ihre Kinder vor ungeeigneten Inhalten zu schützen. Eine frühe Förderung eines kompetenten Umgangs mit digitalen Medien ist daher wichtig, und auch die Unterstützung der Eltern spielt eine entscheidende Rolle.

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