Smarte Citys, smarte Medien

5. November 2018 • Digitales • von

Stadt-Entwickler setzen auf intelligente Städte. Welche Rolle die Medieninfrastruktur dabei spielt, hat eine aktuelle Studie an den Beispielen Berlin und Warschau untersucht. 

Smartphones, Geolokalisierung, soziale Medien und datengesteuerte Kommunikation sind dabei, unsere Städte zu verändern. Sie werden durch Informationen, Daten und Medien angetrieben, eine gute Lebensqualität in unseren lokalen Gemeinschaften zu fördern. In vielen Städten wie Stockholm, Hamburg, Wien, Tallinn, Florenz werden bereits Maßnahmen zur Umsetzung und Entwicklung intelligenter Stadtpolitik ergriffen. Medien spielen dabei eine Schlüsselrolle bei der Umsetzung von Aktivitäten in den Bereichen Innovation, Bildung, Wirtschaft, Gesundheitswesen, Umweltschutz, Beteiligung der Bürger an Entscheidungsprozessen und Lifestyle.

Im Rahmen einer Dissertation an der Universität Warschau wurden die Smart City-Strategien der Hauptstädte Deutschlands und Polens in Hinblick auf die Rolle der Medien analysiert und verglichen. Der Autor hat sowohl Dokumente der jeweiligen Stadtverwaltungen analysiert als auch  halbstrukturierte Interviews mit Experten des öffentlichen und privaten Sektors in Berlin und Warschau geführt, darunter politische Entscheidungsträger, Mediengestalter, Stadtplaner, IKT-Spezialisten und Unternehmensvertreter aus Hochtechnologieclustern.

Für die Analyse wurden die unterschiedlichen Medien wie mobile Apps, digitale Screens und Smart Devices  sowohl einer weichen (Software) oder harten Infrastruktur (Hardware) zugeteilt als auch in die Gruppen „Maschine-Maschine-Kommunikation“ (machine to machine – M2M) und „Mensch-Maschine-Kommunikation“ (human to machine – H2M) eingeteilt.

Wie die Analyse zeigt, unterscheiden sich Berlin und Warschau unter Berücksichtigung aller gesellschaftlichen, kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Unterschiede auch hinsichtlich ihrer Smart City-Strategie. In der deutschen Hauptstadt wurde ein offizielles Dokument mit dem Titel „Smart City Strategy Berlin“ vorgelegt. „Die in diesem Rahmen vorgelegte Smart City-Strategie Berlin beschreibt einen politisch-strategischen Innovationsansatz, der die Zukunftsfähigkeit von Berlin gemeinwohlorientiert ausbaut und sichert“, heißt es dort. In Warschau finden sich Verweise auf ein Smart City-Konzept im Strategiedokument #Warszawa2030, eine offizielle Smart City-Strategie verfolgt man hier aber nicht. Damit soll Warschau, so heißt es von Seiten der Stadt, flexibel bleiben und es soll Raum für Experimente geschaffen werden.

In Berlin, so zeigt die Analyse, steht der Mensch im Mittelpunkt der Smart City-Strategie. Die Mehrheit der Experten spricht sich für den menschenzentrierten Ansatz aus, in dem auch die Kollaboration (einschließlich öffentlich-privater Partnerschaften) eine wichtige Rolle spielt. So legen die Vertreter der Stadt großen Wert darauf, ein lebendiges und kreatives Umfeld für High-Tech-Start-ups und die Kreativwirtschaft zu schaffen. Zudem wird viel Wert auf die Integration und Unterstützung gesellschaftlicher Gruppen wie internationaler Gemeinschaften, Künstler, Unternehmer oder Homosexueller gelegt.

Wir denken, dass Berlin keinen rein technologischen Ansatz braucht. Die Menschen in Berlin sollen im Zentrum stehen.  – Experte aus Berlin, Juli 2017

Warschau vertritt einen stärker technologieorientierten Ansatz, bei dem Medienplattformen für Bürger im Fokus stehen. Die befragten Warschauer Experten sind der Meinung, dass Bürger mithilfe so vieler Medien wie möglich Zugang zu Stadtinformationen bekommen sollten: auf in der Stadt verteilten Screens, Websites, mobilen Apps usw. Die Stadtverwaltung initiiert und beteiligt sich an der Erstellung von City-Apps, wie zum Beispiel Warszawa 19115. Die App bietet Informationen über die Stadt und Bürger können über sie Feedback geben. So kann beispielsweise jeder Bürger ein Problem melden und Verbesserungsvorschläge machen.

Heute ist jede Stadt eine intelligente Stadt. Smart Citys sind Städte, die Technologien einsetzen, mit  denen das Leben in einer Stadt für alle verbessert und erleichtert werden kann. –  Experte aus Warschau, Juli 2017

Medien: „Das Nervensystem für eine Smart City”

Wie ein Experte aus Berlin, der für die Studie befragt wurde, festgestellt hat, stehen die Medien im Mittelpunkt einer Smart City, Städte ohne eine gut ausgebaute Medieninfrastruktur könnten heutzutage gar nicht existieren. Die folgende Abbildung zeigt, welche Medieninfrastruktur (Software oder Hardware) und welche Kommunikationsform (Mensch-Maschine H2M oder Maschine-Maschine M2M) in Berlin und Warschau dominieren.

Während in Berlin das Verhältnis von weicher und harter Medieninfrastruktur relativ ausgewogen ist, dominiert in Warschau die Hardware über die Software. Dort haben sich die meisten Experten dafür ausgesprochen, dass sowohl in Bezug auf die Kommunikation von Mensch zu Maschine als auch auf die Kommunikation von Maschine zu Maschine die Technologien verbessert werden müssen. Auch die Befragten in Berlin forderten mehr Bildschirme und mobile Anwendungen, um die Kommunikation mit den städtischen Behörden zu gewährleisten. In Warschau wurde zudem der Bedarf an mehr Partnerprogrammen mit öffentlichen und privaten Akteuren und an individualisierten Inhalten für Bürger als die größten Herausforderungen angesehen.

Die befragten Experten waren sich einig, dass die Rolle der Medien in einer Smart City künftig noch wichtiger werden wird, vor allem in Hinblick auf künstliche Intelligenz und Virtual Reality. Dank der neuen Technologien könnten Medien bald zum „Nervensystem einer Smart City“ werden, so einer der Warschauer Experten. Dafür braucht es aber auch die Bereitschaft der Bürger, die intelligenten Lösungen mitzugestalten.

Übersetzt aus dem Englischen von Tina Bettels-Schwabbauer

Dieser Beitrag wurde auch auf der polnischen EJO-Seite veröffentlicht: Media przyszłości, miasta przyszłości: Berlin i Warszawa

Bildquelle: pixabay.de

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