Sprecht mit Euren Kindern!

21. September 2020 • Aktuelle Beiträge, Digitales • von

Mal einen Blickwechsel in Sachen Mediennutzung – Stichproben bei Jugendlichen und eine Empfehlung für Eltern.

Heutzutage – und dies galt schon vor Corona – verbringen Kinder mehr Zeit mit Medien als mit irgendeiner anderen Tätigkeit. Mediennutzung findet dabei meistens online und meistens vor einem Bildschirm statt. Spiele, Videos und Kontakte in digitalen Netzwerken sind die Inhalte, die am häufigsten genutzt werden.

Eltern wissen häufig nicht besonders viel über den Umfang und die Inhalte der Mediennutzung ihrer Kinder. In Umfragen unterschätzen sie die Bildschirmzeit deutlich und kennen wenige der genutzten Dienste und Plattformen aus eigener Anschauung. Besonders bei älteren Kindern im Übergang zur Pubertät, die ihr soziales Umfeld erweitern und ihre Privatsphäre entwickeln, lässt die elterliche Aufsicht (u.a. durch Zeitvorgaben, Filterprogramme und Tracking) nach. Das Wissen über die Mediennutzung der Kinder liegt dann eher in der Hand der Kinder als in der Hand der Eltern.

Die Kommunikationswissenschaftlerinnen Laura Marciano, Serena Petrocchi und Anne-Linda Camerini von der Universität Lugano haben in 37 Schulen der Schweiz eine Stichprobe von 854 Schülerinnen und Schüler der siebten Klassen (Durchschnittsalter 7 Jahre) und ihre Eltern getrennt voneinander nach der Mediennutzung der Kinder und dem Wissen der Eltern darüber befragt.

Auch in dieser Studie unterschätzten die Eltern die Bildschirmzeit ihrer Kinder systematisch. Die Autorinnen konnten aber feststellen, dass vor allem in Eltern-Kind-Beziehungen, in denen eine offene Gesprächsatmosphäre gepflegt wurde und Eltern häufig die Perspektive der Kinder einnahmen, das Wissen der Eltern deutlich umfangreicher war. Die Kinder aus diesen Haushalten äußerten sich häufiger von sich aus zu ihrer Mediennutzung, hatten weniger (medienbezogene) Heimlichkeiten und ließen ihre Eltern an den genutzten Inhalten häufiger teilhaben. Direkte elterliche Fragen und Auskunftswünsche waren dagegen weniger wirksam und erst dann erfolgreich, wenn die Kinder bereit waren, sich selbst zu ihrer Mediennutzung zu äußern.

Was man also tun kann: Das Gespräch suchen. Medien zum Thema machen. Zuhören.

 

Laura Marciano, Serena Petrocchi, and Anne-Linda Camerini (2020): Parental Knowledge of Children’s Screen Time: The Role of Parent-Child Relationship and Communication. Communication Research. September 2020. (https://doi.org/10.1177%2F0093650220952227)

 

Erstveröffentlichung: tagesspiegel.de vom 20. September 2020 

Bildquelle: pixabay.com

 

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