Überall online – digitale Nachrichten im Jahr 2013

25. Juni 2013 • Digitales • von

Das Publikum scheint endlich bereit zu sein, für digitale Nachrichten auf Computern, Tablet-PCs und Smartphones zu zahlen. Das zeigt der aktuelle Digital News Report 2013.

Der Bericht vom Reuters Institute for the Study of Journalism, das Teil des EJO-Netzwerks ist, weist zudem darauf hin: Der Bedarf an qualitativem Journalismus bleibt hoch und vertrauenswürdige Medienunternehmen haben mehr Erfolg in der digitalen Welt.

Das Meinungsforschungsinstitut YouGov hat im Auftrag des Reuters Institute 11.000 Internetnutzer in neun Ländern via Online-Fragebogen befragt, und zwar in Deutschland, Brasilien, Dänemark, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Spanien und den USA. 2012 hat das Reuters Institute seinen ersten Digital News Report herausgegeben; im vergangenen Jahr wurden nur Mediennutzer aus Deutschland, Dänemark, Frankreich, Großbritannien und den USA befragt.

In diesen Ländern, Dänemark ausgenommen, ist dem Bericht zufolge die Anzahl der Nutzer, die für Online-Nachrichten zahlen, signifikant gestiegen. Dabei sind die Nutzungsmuster durchaus unterschiedlich: In den USA und Dänemark wird mehr Geld für digitale Abos ausgegeben, in Italien und Spanien sind die Nutzer eher bereit, für einzelne Apps oder Artikel zu zahlen.

Insgesamt geben elf Prozent der Befragten an, dass sie im vergangenen Jahr für Online-Nachrichten bezahlt hätten – dies sind etwa ein Drittel mehr als in der Umfrage von 2012. Während allerdings 50 Prozent aller Befragten sagen, sie hätten in der vergangenen Woche eine Zeitung gekauft, geben nur fünf Prozent an, sie hätten im Vergleichszeitraum Geld für digitale Nachrichten ausgegeben.

In allen neun Ländern ist die Altersgruppe  der 25- bis 34-Jährigen am ehesten bereit, für Online-Nachrichten zu zahlen. Von den Nutzern, die momentan nichts für Online-Nachrichten ausgeben, sind insgesamt etwa 14 Prozent bereit oder eher bereit, in der Zukunft für digitale Nachrichten zu zahlen.

Zwar bleibt der Computer das Hauptendgerät, mit dem digitale Nachrichten empfangen werden, aber der Trend geht dem Bericht zufolge eindeutig zum Konsum über verschiedene Endgeräte. Ein Drittel aller Befragten in den neun Ländern nutzt mindestens zwei Endgeräte und neun Prozent nutzen mehr als drei. Auch die Zahlungsbereitschaft schwankt mit dem Endgerät: In den USA sind etwa Smartphone- und Tablet-Nutzer eher bereit für digitale Inhalte zu zahlen als Computer-Nutzer. Der Gebrauch von Tablets hat sich in den Ländern, die schon im Digital News Report 2012 untersucht wurden, im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt.

Für Pendler bietet dem Bericht zufolge das Mobiltelefon den Hauptzugang für Nachrichten. In Dänemark lesen Mediennutzer, die in öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sind, fast doppelt so häufig Nachrichten auf dem Smartphone (63 Prozent) wie in der gedruckten Zeitung (33 Prozent). In Großbritannien ist der Unterschied nicht ganz so groß: Während 48 Prozent der Befragten unterwegs Nachrichten auf ihrem Mobiltelefon lesen, liest ein Drittel (34 Prozent)  lieber Zeitung; sechs Prozent nutzen Tablet-PCs.

Denn auch wenn digitale Medien einen Einfluss auf traditionelle Medien haben, ersetzen sie diese noch nicht. Für die meisten Befragten stellen sie einfach eine weitere Option dar, auf Inhalte zuzugreifen. Trotz des steigenden Konsums von Online-Nachrichten halten sich viele der Befragten weiterhin an traditionelle Medien wie TV, Radio und Print.

Die meisten der befragten Deutschen und Franzosen bevorzugen etwa traditionelle Medien, obwohl sie auch online verbunden sind. Fast sechs von zehn Deutschen (55 Prozent) geben an, dass sie jede Woche Zeitung lesen, während für die meisten Franzosen Fernsehen und Radio die bevorzugten Medien sind.

Japaner und Amerikaner nutzen am ehesten Online-Nachrichtenseiten. Städtische Brasilianer favorisieren soziale Medien als Nachrichtenquelle.

Die Befragung zeigt auch überraschende nationale Unterschiede in der Online-Partizipation. Die befragten Spanier (27 Prozent), Italiener (26 Prozent) und Amerikaner (21 Prozent) kommentieren Online-Nachrichten mehr als doppelt so häufig wie Briten (10 Prozent). Brasilianer in urbanen Ballungsgebieten kommentieren fünfmal so häufig wie Deutsche oder Japaner,.

Live-Ticker sind eine beliebte Art der Berichterstattung für Sportveranstaltungen und andere Ereignisse geworden. Mehr als ein Drittel der befragten Japaner (35 Prozent) nutzt diese Art der Berichterstattung mindestens einmal die Woche. Auch die Franzosen (19 Prozent), die Italiener (16 Prozent) und die Spanier (16 Prozent) informieren sich des Öfteren über Live-Ticker. Dagegen nutzen nur acht Prozent der befragten Deutschen und Dänen Live-Ticker – sie bevorzugen längere Artikel (47 Prozent und 40 Prozent).

Digitale Nachrichten bewegen sich auch immer mehr weg vom Artikel-Foto-Format, das in den vergangenen Jahren dominierte. Kurze Video-Clips und Radio- und TV-Streaming werden immer beliebter. Dem Digital News Report zufolge werden die meisten Videos von Amerikanern konsumiert (27 Prozent).

Die Forscher vom Reuters Institute untersuchten auch, über welche Websites die Nutzer auf  Nachrichten-Seiten gelangen. In Deutschland und Frankreich sind es Suchmaschinen – in den beiden Ländern werden sie doppelt so häufig benutzt wie in Großbritannien. In brasilianischen Städten lenken soziale Medien die meisten Menschen auf Nachrichten-Seiten – für 60 Prozent der Befragten sind sie einer der fünf wichtigsten Zugänge. In Spanien herrscht ein ähnliches Bild – dort lassen sich 45 Prozent über soziale Medien zu Nachrichten-Seiten führen; 40 Prozent der befragten Spanier nutzen Suchmaschinen. Japanische Nutzer dagegen finden Nachrichten eher über Portale, gefolgt von Suchmaschinen.

Generell wird Nachrichten-Websites von traditionellen Medienmarken mehr Vertrauen entgegengebracht als Blogs und sozialen Medien. Die befragten Briten vertrauen den Nachrichten-Seiten von Fernsehsendern am meisten (79 Prozent), gefolgt von den Websites von Zeitungen (etwas mehr als 60 Prozent). Die Online-Nachrichten-Angebote des bekannten britischen Fernsehsenders Sky News beispielsweise haben in Großbritannien einen Anteil von 15 Prozent im Internet und 25 Prozent auf Mobiltelefonen. Sein Erfolgsgeheimnis ist ein großes App-Angebot und Reklame vom TV-Sender. Web-Portale wie Yahoo und MNS, die ihren Nachrichten-Service nicht über Apps anbieten, scheinen auf der Strecke zu bleiben – zumindest in Großbritannien und den USA.

Facebook (8 Prozent) und Twitter (9 Prozent) stellen im Gegensatz zu den traditionellen Medienmarken eher weniger vertrauenswürdige Quellen für die britischen Nutzer dar. Eine Ausnahme sind Menschen, die sich oft in sozialen Medien tummeln: Sie haben ein viel größeres Vertrauen in die Inhalte, auf die sie dort stoßen, da das Vertrauen in Medienmarken zunimmt, je öfter man sie nutzt.

Übersetzt aus dem Englischen von Tina Bettels

Original-Artikel: Online: Everywhere. Digital News in 2013

Bildquelle: marcoderksen / Flickr CC

 

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