Verschwörung von Rechts

23. Oktober 2022 • Aktuelle Beiträge, Digitales • von

Wer in den sozialen Medien unterwegs ist, kann sie wieder aufpoppen sehen. Mit den steigenden Covid-Inzidenzen und den Ankündigungen von Gegenmaßnahmen nehmen in den Kommentarzonen auch die Mutmaßungen dunkle Machenschaften der Eliten wieder zu. In diesem Zusammenhang werden Verschwörungstheorien durch Medien und Politik häufig dem rechtsextremen Milieu zugeschrieben, das damit die Ängste der Bevölkerung für ihre politischen Ziele instrumentalisiere.

Eine Forschungsgruppe der Universität Göteborg um den Kommunikationswissenschaftler Jesper Strömbäck hat jetzt genauer untersucht, was den Glauben an Verschwörungstheorien befördert und welche Rolle die Nutzung rechter Medien dabei spielt. Dafür wurden in einer repräsentativen Stichprobe in Schweden insgesamt 2337 Personen zwischen Februar 2020 und März 2021 zweimal befragt. Der Hang zu Verschwörungstheorien wurde dabei durch mehrere Fragen gemessen (z.B. „Es existieren geheime Organisationen, die großen Einfluss auf politische Entscheidungen haben“). Darüber hinaus wurden soziodemografische Merkmale, politische Einstellungen und die Nutzung konventioneller, sozialer und alternativer Medien abgefragt.

Die Ergebnisse der Studie sind vielfältig. Neben einigen, eher schwächeren soziodemografischen Effekten (wirtschaftliche Unsicherheit, geringere Bildung und Altersgruppen ab 60) konnte die Gruppe starke Wirkungen der politischen Einstellung und der Nutzung alternativer und sozialer Medien feststellen. Danach ist der Glaube an Verschwörungstheorien eher mit dem politisch rechten Lager verbunden. Je weiter sich die Befragten auf einer zehnstufigen Skala nach rechts einordneten, desto stärker wurde dieser Zusammenhang sichtbar. Für die links-extreme Position wurde in dieser Studie kein vergleichbarer Effekt nachgewiesen. Die Effekte der Mediennutzung weisen in die gleiche Richtung: Verschwörungstheorien finden eher unter denjenigen Anhänger, die alternative und digitale Medien nutzen.

Vor diesem Hintergrund lohnt es sich vielleicht, bei den Mutmaßungen über dunkle Machenschaften die Urheber etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.

Quelle:

Jesper Strömbäck , Elena Broda, Salma Bouchafra, Sofia Johansson, Gregor Rettenegger, and Elina Lindgren (2022): Conspiracy thinking and the role of media use: Exploring the antecedents of conspiratorial predispositions. In: European Journal of Communication https://journals.sagepub.com/doi/10.1177/02673231221122951

Beitragsbild: Pixabay

Erstveröffentlichung: tagesspiegel.de/16.10.2022

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