In der Woche vor seiner Amtseinführung erwarten europäische Medien den künftigen amerikanischen Präsidenten Donald Trump mit großer Sorge: Sie stellen ihn als unberechenbaren Oberbefehlshaber, sorglosen Weltpolitiker und Witzfigur mit irritierenden Verhaltensweisen dar.
Journalisten aus allen Teilen Europas haben Sorge, dass Trump die transatlantischen Beziehungen untergraben, die Europäische Union schwächen und in Mittel- und Osteuropa auf Kosten kleinerer Staaten Geschäfte mit Vladimir Putin machen könnte. Eine Analyse des European Journalism Observatory enthüllt eine so große Bestürzung über den 45. amerikanischen Präsidenten, wie sie in der jüngsten Geschichte vermutlich beispiellos ist.
Die pessimistischen Ansichten werden nur durch die optimistischen Stimmen der Brexit-Unterstützer, von führenden Boulevardzeitungen wie die deutsche Bild-Zeitung und von einigen konservativen Medienunternehmen über den Kontinent hinweg ausgeglichen. So kommentiert zum Beispiel Kai Dieckmann, Herausgeber der Bild-Gruppe: „Trump ist das größte politische Experiment seit Ende des Kalten Krieges. Trump spricht Dinge aus, die in der Diplomatie eigentlich unvorstellbar sind. Er ist ruppig, er beleidigt – und ist verstörend ehrlich. Das kann Konflikte auslösen – aber auch verkrustete Konflikte aufbrechen.“ Auch einige pro-russische Medien in osteuropäischen Ländern spielen die Gefahren einer Trump-Präsidentschaft herunter und zeigen Sympathie für Trump als einen starken Mann im Weißen Haus.
Im Allgemeinen aber zeigen sich die europäischen Medien argwöhnisch gegenüber der Trump-Präsidentschaft. Wie Jonathan Freedland im Guardian schreibt, „weiß niemand, wie mit dem, was kommen wird, umzugehen ist. Politiker, Journalisten und Diplomaten in den USA und überall auf der Welt suchen nach Orientierung, blättern verzweifelt durch die Seiten des Regelwerks, ein Handbuch voll mit früheren Präzedenzfällen, denen sie im Laufe ihrer Karrieren begegnet sind – die aber Trump schon vor Monaten verbrannt und vernichtet hat.“
Das European Journalism Observatory führte zwischen dem 12. und 18. Januar eine qualitative Analyse der Berichterstattung von je drei Tageszeitungen aus zehn europäischen Ländern und den USA durch. Es wurden Hunderte von Artikeln aus Zeitungen, die ein breites politisches Spektrum repräsentieren, untersucht. Zu den Ländern gehörten sowohl EU-Mitgliedsstaaten als auch Nichtmitglieder: Deutschland, Großbritannien, Italien, Lettland, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Tschechien und die Ukraine. In einer zugehörigen Studie wurde untersucht, wie drei bedeutende amerikanische Zeitungen Trumps Einfluss auf Europa betrachteten.
„Europas Alptraum“
Im Laufe der Woche vor seiner Amtseinführung dominierte Trump nicht nur generell die Berichterstattung europäischer Zeitungen, er gab auch bei bestimmten Themen den Ton an. Den Beginn machte seine erste Pressekonferenz als designierter Präsident, in der er sagte: „Russland wird viel größeren Respekt für unser Land haben, wenn ich im Amt bin.“ Ein paar Tage später löste ein Interview mit der Times und der Bild-Zeitung Schockwellen in ganz Europa aus. Trump bezeichnete in dem Interview die NATO als „obsolet“ (was allerdings sowohl „überflüssig“ als auch „reformbedürftig“ heißen kann) und sah den Zerfall der Europäischen Union als unvermeidlich an. „Europas Alptraum“, titelte die Süddeutsche Zeitung. „Trump ruiniert die Europäische Union“, verkündete die polnische Gazeta Wyborcza auf ihrer Titelseite. Und ein Kommentator des italienischen Corriere della Sera schrieb: „Europa könnte Trumps erstes Opfer werden.“
Die untersuchten europäischen Medien waren nahezu einhellig der Meinung, dass eine Allianz zwischen Trump und Putin nachteilige Konsequenzen für Europa haben würde. „Wenn Trump es schafft, seine Russlandpolitik durchzusetzen, wird Europa als erstes auf der Strecke bleiben: Es wird ins Abseits gestellt und auseinanderdriften“, schrieb die portugiesische Qualitätszeitung Público.
Es überrascht nicht, dass Trumps potentielle Annäherung an Russland vor allem Medien in Mittel- und Osteuropa alarmierte. Ein „Deal mit Putin wird keinen Frieden bringen (…), Krieg wird dadurch sogar wahrscheinlicher“, schrieb die lettische Qualitätszeitung Latvijas Avize.
Trotz auffälliger Ähnlichkeiten im negativen (oder allenfalls neutralen) Ton der Berichterstattung äußerten einige Medien vorsichtigen Optimismus, dass eine Trump-Präsidentschaft tatsächlich auch positive Auswirkungen haben könnte – vor allem für die Wirtschaft. Einigen Analysen in den ausgewerteten österreichischen Zeitungen zufolge könnten die Börsen positiv auf Trumps Versprechen reagieren, Steuern zu reduzieren und die Bürokratie zu entschlacken. Einige deutsche Kommentatoren hofften auf Trumps Stärke als „Dealmaker“. Außerdem wiesen Journalisten aus allen Ländern auf Alternativen hin, Trump die Spielregeln alleine bestimmen zu lassen: Vorschläge rangierten von einem stärkeren Fokus auf die europäische Einheit bis hin zu Realpolitik. Allister Heath vom konservativen englischen Telegraph meinte, „die Trump-Regierung zu meiden wäre ein katastrophaler Fehler“.
Überraschenderweise legten nur wenige Medien den Fokus auf mögliche Folgen einer Trump-Präsidentschaft für ihre eigenen Länder. Innenpolitische Probleme wie eine Zunahme des Rechtspopulismus und Ähnlichkeiten zwischen Europa und den USA bezüglich einer generellen Enttäuschung von der politischen Elite wurden in der Woche, die die Studie betrachtete, nur wenig abgedeckt. Trotzdem wiesen einige Kommentatoren auf mögliche Verbindungen hin. „Nach dem Erfolg der Brexit-Unterstützer und Donald Trumps scheint es, als ob im Westen alles passieren könnte. In diesem Kontext wirkt das Szenario, dass Marine Le Pen die Präsidentschaftswahlen [2017] gewinnen und Frankreich folglich aus der Europäischen Union aussteigen könnte, nicht mehr wie das Hirngespinst eines Verrückten“, schrieb die größte tschechische Tageszeitung Mladá fronta Dnes.
Führende Zeitungen in den USA schenkten zu Anfang den transatlantischen Beziehungen nicht viel Beachtung. Doch nach Trumps negativen Aussagen zur EU und zur NATO äußerten sie ihre Besorgnis über die Prioritäten des neuen Präsidenten. Die New York Times rügte Trump in einem Editorial: „Die Idee der europäischen Integration und den zweitgrößten Markt der Welt herablassend als unbedeutend abzutun“ bedeute, „die Geschichte zu ignorieren und die Zukunft abzulehnen“. Ein Editorial der Washington Post forderte Trumps Kabinettmitglieder auf, ihren obersten Befehlshaber davon abzuhalten, seine hitzige Rhetorik gegen die europäische Integration und die NATO in die Tat umzusetzen. „Wenn sie einmal zerstört sind, werden die westlichen Allianzen sich nicht leicht wieder aufbauen lassen“, warnte der Autor.
Das Folgende ist eine kurze Zusammenfassung der Berichterstattung in jedem der elf Länder, die an der Analyse teilgenommen haben.
Westeuropa
Portugal
Die portugiesischen Nachrichtenmedien berichteten weitgehend neutral über die Ereignisse vor der Amtseinführung und lieferten nur wenige Kommentare oder Analysen. Die Berichterstattung fokussierte sich auf Themen wie die Beziehung zwischen den Vereinigten Staaten und Russland (inklusive der Möglichkeit, die US-Sanktionen gegen Russland aufzuheben), Trumps Kritik an Europas Rolle in der Flüchtlingskrise und die Dominanz der deutschen Wirtschaft. Nur ein Artikel berichtete über die bilateralen Beziehungen zwischen Portugal und den USA. Die portugiesische Außenministerin wurde mit der Aussage zitiert, sie erwarte die Regierung Trump „mit Ruhe“ und glaube an ein gutes bilaterales Verhältnis. Potentiell kontroverse Themen wie die US-Militärbasis auf den Azoren wurden in keiner der untersuchten Zeitungen erwähnt. Es wurde allerdings Besorgnis über Trumps Annäherung an Russland geäußert.
Großbritannien
Britische Zeitungen erwarteten die Trump-Präsidentschaft mit einer Mischung aus Furcht und Ungläubigkeit. Schlagzeilen wie „Wir haben mit Recht Angst vor Trumps Amtsantritt“ (Observer) und „Vergesst Sex. Es ist Trumps Vorliebe für Rubel, die seine Präsidentschaft zerstören könnte“ (Mail) zeigten, dass Zeitungen des gesamten politischen Spektrums ähnliche Ansichten über den neuen amerikanischen Präsidenten teilten. Nach seiner Pressekonferenz waren die Artikel hauptsächlich vernichtend, so als wäre die amerikanische Politik zur Farce verkommen, und ließen niedrige Erwartungen an die kommenden vier Jahre US-Politik erkennen. Die Berichterstattung in der Mail und dem Telegraph, den beiden rechtsorientierten Pro-Brexit-Zeitungen in der Studie, zeigten sich nach Trumps Äußerungen über ein mögliches Handelsabkommen mit einem Post-Brexit-Großbritannien etwas positiver. Das wäre ein „großer Auftrieb für Großbritannien“, schrieb die Mail. Der Guardian zeigte sich allerdings skeptisch: „Ein Handelsabkommen mit Trump? Überlegt Euch genau, was Ihr wirklich wollt“, lautete eine Überschrift am selben Tag.
Mitteleuropa
Österreich
In den österreichischen Zeitungen dominierten Trumps Beziehungen zu Russland, seine Ansichten über die Europäische Union und die Nato sowie sein Einfluss auf die Weltwirtschaft – auf europäische Märkte im Besonderen – die Berichterstattung. Nur sehr wenige Artikel enthielten direkte Bezüge zu Österreich. Die Berichterstattung verriet eine beträchtliche Unsicherheit darüber, wie man den designierten Präsidenten behandeln sollte. „Und noch immer weiß niemand, was diese Präsidentschaft bringen wird“, schrieb Der Standard. „Je mehr er twittert, umso weniger Klarheit gibt es.“ Viele Kommentatoren drückten ihre Skepsis und Angst vor der politischen Zukunft aus. Der Krone zufolge waren Trumps Statements in seinen Interviews mit europäischen Medien „ein Rundumschlag, der die Welt auf den Kopf stellen könnte.“ Zugleich begrüßten einige Kommentatoren die ökonomischen Initiativen der Trump-Regierung mit vorsichtiger Hoffnung.
Deutschland
Die deutsche Berichterstattung vor der Amtseinführung wurde von Trumps Exklusivinterview mit der Boulevardzeitung Bild dominiert, von Trumps Attacke gegen Angela Merkel und den Rückschlägen für die deutsche Wirtschaft. Bild machte das Interview mit einer Vielzahl von Fotos, auf denen Trump und Interviewer Kai Diekmann abgebildet waren, auf. Überschrieben war das Interview mit den Worten „Was an mir deutsch ist? Ich mag Ordnung!“ Die konservative FAZ war zwar in ihrer Berichterstattung generell negativ und skeptisch gegenüber Trump, bemerkte aber auch, dass Trump sich „wie ein CEO der Vereinigten Staaten“ verhielt, der „mit Deals möglichst viel für Amerika rausholen will“. „Die Offenheit, mit der Trump die Dinge beim Namen nennt, ist irritierend und erfrischend zugleich“, schrieb der Autor. Die linksliberale Süddeutsche erwartete, dass die Trump-Präsidentschaft eine neue Ära für die deutsch-amerikanischen Beziehungen bedeuten werde – und das nicht im positiven Sinne. „Trump stellt Nachkriegsordnung in Frage“, lautete eine Überschrift in der SZ und eine Karikatur zeigte Merkel und Trump in einem Boxkampf, den Merkel verlor. Die analysierte deutsche Presse äußerte auch Ängste gegenüber einer zunehmenden Renationalisierung in ganz Europa, einer Auflösung der EU, Auswirkungen auf die Beziehungen zu den USA und befürchtete, dass Trump sich keinen Deut um Europa scheren würde.
Italien
Die italienischen Zeitungen berichteten im Untersuchungszeitraum ausgiebig über Trump, vor allem über seine erste Pressekonferenz und die Sex-Vorwürfe. Objektive Berichterstattung und Kommentare hielten sich dabei die Waage. Die Berichterstattung über Trump fokussierte sich vor allem auf Folgen für Europa, besonders im Licht der engeren Beziehungen zu Russland. „Europa könnte Trumps erstes Opfer werden“, kommentierte der Corriere della Sera. Weiter schrieb die Zeitung, Trumps Beziehung zu Russland könnte Europa in „eine schwache Position“ bringen, in der es dann „Abkommen mit Russland unter russischen Bedingungen treffen“ müsste. Während auch transatlantische Themen diskutiert wurden, schenkte man Auswirkungen auf Italien nur wenig Beachtung. La Repubblica veröffentlichte einen Kommentar von Francesco Merlo, der Trump mit Berlusconi verglich, das Hauptaugenmerk aber eher auf deren Sexskandale legte als auf politische Folgen für Italien. Das Boulevardblatt Il Giornale betrachtete Trumps Haltung zu Putin weniger kritisch und brachte die Hoffnung zum Ausdruck, dass bessere Beziehungen zu Russland vorteilhaft sein könnten.
Osteuropa
Tschechien
Die tschechischen Medien berichteten in der Woche vor der Amtseinführung ausführlich und meist objektiv über Trump. Trotzdem äußerten sie Bedenken. Die Wirtschaftszeitung Hospodářské noviny schrieb: „Donald Trump wird seine Amtseinführung mit dem berühmten Satz ‚so Gott mir helfe‘ beenden. (…) Viele mögen denken, ‚lass Gott lieber Amerika und der ganzen Welt helfen‘“. Die Mehrheit der Artikel beschäftigte sich mit transatlantischen Fragen zwischen Europa und den USA und war geprägt durch ein starkes Gefühl der Unsicherheit in Bezug auf politische und wirtschaftliche Fragen. Den tschechischen Medien zufolge kündigten Trumps Ansichten zum Klimawandel eine drohende Umweltzerstörung und sein außenpolitischer Ansatz eine größere Isolation der USA an. Die Zeitungen äußerten Besorgnis über den Nationalismus in Europa und den Populismus weltweit, negative Konsequenzen für westliche Demokratien und eine stärkere wirtschaftliche und politische Rolle Russlands und Chinas.
Polen
Die polnischen Medien betrachteten Trumps Kritik an der NATO und der EU als eine direkte Herausforderung und eine Bedrohung für Polen. Sie fürchteten die Effekte von Trumps Präsidentschaft auf die Stabilität in Mittelosteuropa. Der Ton der Berichterstattung wurde nach Trumps Interviews mit europäischen Medien deutlich negativer. „USA-Verbündete sind geschockt! Der neue Präsident könnte alles tun. Ist Polen sicher?“, lautete eine Überschrift in der Boulevardzeitung Fakt. Trumps Annäherung an Vladimir Putin und Russland wurde viel diskutiert und mit Besorgnis betrachtet. „Mit Sicherheit“, schrieb die konservative Rzeczpospolita, werde Trump „die westliche Welt auflösen, um Deals mit Vladimir Putin abzuschließen.“ Die linksliberale Gazeta Wyborcza konzentrierte sich besonders stark auf die Rolle Russlands und fragte sich, wie viel „Dreck“ Putins Regierung auf Trump abladen könnte.
Rumänien
Die rumänischen Nachrichten-Websites berichteten wenig über die Folgen einer Trump-Präsidentschaft für Rumänien und konzentrierten sich eher auf internationale Beziehungen, mit einem besonderen Fokus auf Russland, China und Deutschland. Der Ton der Berichterstattung war negativ oder neutral. Die Online-Nachrichtenplattform hotnews.ro diskutierte potentielle amerikanische Strategien für den Umgang mit Russland und mögliche ökonomische Auswirkungen auf Deutschland. Die Qualitäts-Nachrichtenplattform adevarul.ro räumte einer Analyse des Protests zahlreicher amerikanischer Künstler viel Platz ein. Konsequenzen für die allgemeine Situation in Europa fanden nicht viel Beachtung. So erwähnte die Website nur Trumps Aussage, dass der Brexit ein „Erfolg“ sei und dass er ein Handelsabkommen mit Großbritannien plane. Die Boulevard-Plattform libertatea.ro agierte typisch: Sie betonte in ihrer Berichterstattung Trumps Affären und wies sogar auf eine mögliche rumänische Geliebte hin.
Baltikum und Ukraine
Lettland
Die lettischen Medien legten ihr Hauptaugenmerk auf mögliche Verbindungen zwischen Trump und Russland sowie deren Auswirkungen für die transatlantische Sicherheit und den unvorhersehbaren Charakter einer Trump-Führung. So schrieb Latvijas Avīze über einen möglichen Trump-Putin-Deal: „Er sollte die europäische Sicherheit nicht beeinträchtigen“, „Er wird keinen Frieden bringen… ein Krieg wird dadurch noch wahrscheinlicher“, „Er wird die amerikanische Glaubwürdigkeit bei den Partnern in Europa und überall untergraben“. In diesem Kontext gab es eine deutliche Spaltung zwischen der konservativen Qualitätszeitung Latvijas Avīze und der russischsprachigen Vesti Segodnja. Latvijas Avīze schwor ein Bild von Trump als einer Marionette in den Händen Russlands herauf, während Vesti Segodnja Trump als neutral darstellte und seine freundschaftlichen Bande zu Putin bestritt. In anderen Artikeln verschwieg Latvijas Avīze wegen ihrer konservativen Ausrichtung die Sympathie für Trump und den populistischen Stil nicht. Deli.lv, die populärste Nachrichten-Website in Lettland, berichtete am ausführlichsten über Trump, vermied es aber, für irgendeine Seite Partei zu ergreifen.
Ukraine
Die Medien in der Ukraine analysierten den Einfluss der Trump-Präsidentschaft ebenfalls hauptsächlich in Beug auf seine Haltung zu Russland. Da die Medienbesitzer des Landes starke politische Präferenzen haben und pro-russische Medien noch immer einen bedeutenden Anteil des Publikums erreichen, reflektierten die Medien gegensätzliche Einstellungen. Die pro-ukrainischen Zeitungen legten einen neutraleren Ton an den Tag, diskutierten allerdings die Sorgen bezüglich möglicher russischer Cyber-Attacken (Den). Eines der populärsten Online-Angebote, LB.ua, rügte die ukrainische Elite, weil sie auf eine Trump-Regierung und mögliche Auswirkungen auf die Ukraine und den Konflikt im Land nicht vorbereitet seien. Derselbe Autor sorgte sich darüber, dass „Trump sich dazu entscheiden könnte, einen Teil des Fundaments, auf dem die Ukraine gebaut ist, zu reduzieren oder diesen Teil sogar aufzulösen“. Die populäre pro-russische Zeitung Vesti zeigte Sympathie für Trump und porträtierte ihn als einen starken Mann, dessen Hauptinteresse sein eigenes Land sei. Da die Ukraine kein EU-Mitglied ist, zeigten ukrainische Medien weniger Interesse an sonstigen europäischen Themen.
USA
Die Zeitungen in den USA schenkten einem möglichen Einfluss Trumps auf Europa nicht viel Beachtung. In seiner ersten Pressekonferenz als designierter Präsident erwähnte Trump Europa nicht. Aber dann rückten seine Interviews mit der Bild-Zeitung und der Times europäische Fragen in den Mittelpunkt. „Europäische Staatschefs schockiert über Trumps Attacke auf NATO und EU mit der er Ängste vor einer transatlantischen Spaltung schürt“, lautete eine Überschrift der Washington Post. Die New York Times meinte: „Mit dem Anbruch der Ära Trump ergreift ein Gefühl der Unsicherheit die Welt“. Und das Boulevardblatt New York Post schrieb: „Trump wird seine Präsidentschaft damit beginnen, die deutsche Kanzlerin Angela Merkel – eine Verbündete – mit Gegner Putin gleichzustellen, offenbarte der designierte Präsident in einem neuen Interview“. Die sich wandelnde Beziehung zu Russland war in den analysierten US-Medien generell ein dominantes Thema in der Woche vor der Amtseinführung.
Original auf Englisch: Alarmed, Unsettled, Wary: European Media Ponder a Trump Presidency
Übersetzt aus dem Englischen: Johanna Mack & Tina Bettels-Schwabbauer
Der Artikel wurde im EJO-Netzwerk auch auf Italienisch, Lettisch, Polnisch, Portugiesisch, Rumänisch, Tschechisch und Ukrainisch veröffentlicht.
Eine Kurzfassung der Analyse wurde in der NZZ vom 28. Januar veröffentlicht.
Analysierte Zeitungen
Deutschland: Bild, Süddeutsche Zeitung, Frankfurter Allgemeine Zeitung
Großbritannien: Guardian/Observer, Daily and Sunday Telegraph and Daily Mail/Mail on Sunday
Italien: La Repubblica, Il Giornale and Corriere della Sera
Lettland: Latvijas Avīze, Vesti Segodņa, Delfi.lv
Österreich: Kronen Zeitung, Der Standard, Die Presse
Polen: Gazeta Wyborcza, Rzeczpospolita, Fakt
Portugal: Público, Jornal de Notícias and Correio da Manhã
Rumänien: libertatea.ro, adevarul.ro, hotnews.ro, stirileprotv.ro
Tschechien: Blesk; Mladá fronta Dnes; Hospodářské noviny
Ukraine: “Den” (“День”), “Vesti” (“Вести”), and “LB.UA”
USA: The New York Times, The Washington Post and New York Post
Methode:
Die Analyse wurde an 11 Universitäten und Forschungsinstituten in Europa und den USA durchgeführt. Die Forscher sollten bei ihrer Analyse die folgenden Fragen beantworten:
Frage 1: Welche Folgen (unmittelbaren oder langfristigen) erwarten Zeitungen von einer Trump-Präsidentschaft für das eigene Land? Welche Chancen und/oder Herausforderungen sehen sie in Bezug auf bilaterale Beziehungen mit den USA? Gibt es Diskussionen über einen „Trump-Effekt“ im eigenen Land?
Frage 2: Welche Folgen erwarten Zeitungen von einer Trump-Präsidentschaft für Europa? Geben sie Prognosen für die Zukunft der Europäischen Union und/oder bevorstehenden Wahlen in europäischen Ländern ab? Welche Hauptthemen (Populismus, Einwanderung, Wirtschaft, etc.) stehen im Fokus der Zeitungen, wenn sie die Auswirkungen einer Trump-Präsidentschaft analysieren?
Frage 3: Welche Folgen erwarten Zeitungen von einer Trump-Präsidentschaft für transatlantische Beziehungen und Partnerschaften wie die NATO, TTIP (Transatlantic Trade and Investment Partnership), etc.? Wenn Russland erwähnt wird, wie charakterisieren die Zeitungen die Beziehungen zwischen den USA und Europa im Hinblick auf Trumps Annäherung mit Putin? Welche Gefahren und Bedenken (politischer, wirtschaftlicher, kultureller und militärischer Art) werden erwähnt?
EJO-Netzwerk:
Autor:
Thomas Schmidt, University of Oregon
Mitarbeit:
Tina Bettels-Schwabbauer, Gordon Wüllner, Erich-Brost-Institut TU Dortmund, EJO Deutschland
Caroline Lees, Reuters Institute for the Study of Journalism, University of Oxford, englisches EJO
Philip Di Salvo, Università della Svizzera italiana, Lugano, EJO Italien
Liga Ozolina, Turiba University, Riga, EJO Lettland
Tobias Eberwein, Institute for Comparative Media and Communication Studies, Austrian Academy of Sciences, Alpen-Adria-Universität
Adam Szynol, Michał Kuś, Wroclaw University, EJO Polen
Ana Pinto Martinho, Décio Telo, ISCTE – University Institute of Lisbon, EJO Portugal
Raluca Radu, Antonia Matei, Anamaria Neagu, Marian Popovici & Oscar Stănciulescu, University of Bucharest, EJO Rumänien
Sandra Stefanikova, Martina Topinkova, Charles University Prague, EJO Tschechien
Halyna Budivska, National University of “Kyiv-Mohyla Academy”, Kiev, EJO Ukraine
Scott Maier, University of Oregon
Bildquelle: Gage Skidmore / Flickr CC: Donald Trump; Lizenzbedingungen: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/
Schlagwörter:Amtseinführung, Bild, Donald Trump, EU, Frankfurter Allgemeine Zeitung, NATO, Putin, Russland, Süddeutsche Zeitung, The Times, US-Präsident, US-Präsidentschaftswahl, USA
wie niedlich,trump macht auf kosten kleinerer staaten geschäfte mit putin.
merkel betreibt auf kosten “kleiner staaten”eine mit nichts zu rechtfertigende sanktionspolitik gegen russland.
einer politik,die sie gegenüber den kleineren ländern durch erpressung durchgedrückt hat…
aber was wundert es,mittlerweile hat die bevölkerung diese einseitige hetze derart satt,dass sie kaum noch greift.
ps.
wann wird trump das erstemal als umwelterrorist bezeichnet wenn er auf toilette geht.