Vertrauenskrise in den Medien untersucht

28. Januar 2017 • Forschung aus 1. Hand, Qualität & Ethik • von

Verschwörungstheorien, Fake News,  postfaktisches Zeitalter,  „Lügenpresse“ – was und wem die Bürger (nicht mehr) vertrauen, ist zu einem der großen Themen unserer Zeit geworden. Die Verunsicherung ist groß, nicht zuletzt in der Politik und in den Medien. Viele Zeitdiagnosen beruhen bisher aber nur auf Eindrücken und Episoden, nicht auf empirischen Studien. Forscher der Universität Mainz haben wichtige Aspekte der Debatte ums Medienvertrauen jetzt analysiert.

Auf der Grundlage einer Bevölkerungsumfrage (Okt/Nov 2016) steuern Nikolaus Jackob, Oliver Quiring, Christian Schemer, Tanjev Schultz und Marc Ziegele zu einigen Aspekten repräsentative Daten bei – und tragen möglicherweise zu einer Versachlichung und Differenzierung der Debatte um den Vertrauensverlust in die Medien bei. Aus den Analysen der Forscher der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ergeben sich fünf Erkenntnisse und Thesen:

Erstens: Weder Alarmismus noch Sorglosigkeit sind angebracht: Bei der Entwicklung des Medienvertrauens zeigt sich ein komplexes Bild. Es gibt nicht nur den einen Trend – mehr Skepsis. Wir sehen zugleich auch viel Kontinuität und Vertrauen (vgl. Bild 1). Die Nutzung und das Vertrauen in öffentlich-rechtliche Sender und klassische Tageszeitungen sind recht stabil.

BILD 1: MEDIENVERTRAUEN BEI WICHTIGEN DINGEN (in %). Frage:„Wie ist das, wenn es um wirklich wichtige Dinge geht –etwa Umweltprobleme, Gesundheitsgefahren, politische Skandale. Wie sehr kann man da den Medien vertrauen?“

Zum Teil ist sogar eine Zunahme des Vertrauens zu erkennen, die mit einer gesteigerten Aufmerksamkeit infolge der gegenwärtigen Diskussionen erklärt werden kann. Weil so viel darüber gesprochen wird und auch so viel pauschale Kritik kursiert, wird einigen Bürgern bewusst, wie sehr sie den etablierten Medien dann doch vertrauen – und was man, gerade im Vergleich zu anderen Staaten, in Deutschland an den hiesigen Medien hat. Ein dramatischer, die Bevölkerung insgesamt ergreifender Vertrauensschwund ist nicht zu erkennen. Eher sehen wir Anzeichen für eine Polarisierung. Auch diese Entwicklung ist freilich problematisch: Sie kann die politische und mediale Kultur verändern und dazu führen, dass die Auseinandersetzungen heftiger werden.

Noch immer bemühen sich viele Menschen darum, die Medien differenziert zu bewerten. Sie antworten auf entsprechende Fragen mit „teils teils“. Sie kennen also Momente und Fälle, in denen sie den etablierten Medien nicht so sehr vertrauen, und andere, in denen sie es tun. Das ist eine gesunde Medienskepsis. Generell ist es für Demokratien und eine freie Mediengesellschaft typisch (und wünschenswert), dass die Bürger nicht nur Politiker, sondern auch Journalisten kritisch hinterfragen.

Viele Bürger sehen zudem Unterschiede zwischen verschiedenen Mediengattungen (vgl. Bild 2). Zeitungen und der öffentlich-rechtliche Rundfunk haben weiterhin relativ hohe Vertrauenswerte. Dies zeigen auch langfristige Daten aus den Eurobarometer-Befragungen und der Langzeitstudie “Massenkommunikation”. Boulevardzeitungen und das Privatfernsehen sind in den Augen der meisten Bürger weniger glaubwürdig.

Einige Befunde erscheinen beruhigend, andere sind Anlass zur Sorge: Seit 2008 ist in unseren Studien der Anteil derjenigen, die bei wichtigen Themen den Medien “eher nicht” oder “überhaupt nicht” vertrauen, deutlich gestiegen – von 9 auf 24 Prozent (Bild 1). Zudem sind die Werte für ungerechtfertigte Pauschalkritik, die in Richtung „Lügenpresse“ gehen, durchaus beachtlich: Mehr als jeder Vierte hält die Medien lediglich für ein „Sprachrohr der Mächtigen“ und wirft ihnen vor, den Menschen vorzuschreiben, was diese zu denken hätten. Medien und Politik würden Hand in Hand arbeiten, um die Meinung der Bevölkerung zu manipulieren. Fast jeder Fünfte sagt, die Bevölkerung werde von den Medien „systematisch belogen“.

Zweitens: Nicht alle, die heftige und pauschale Kritik an etablierten Sendern und Zeitungen üben, haben bereits ein kohärentes und gefestigtes Anti-Medien-Bild. Offensichtlich spielen derzeit Stimmungen eine große Rolle.

BILD 2: GLAUBWÜRDIGKEIT MEDIENGATTUNGEN (in %).Frage:„Manche Menschen halten bestimmte Medienangebote für glaubwürdiger als andere. Ich lese Ihnen die Medienangebote von eben noch einmal vor. Bitte sagen Sie mir, wie glaubwürdig Sie diese Angebote finden: ‚sehr glaubwürdig‘, ‚eher glaubwürdig‘, ‚teils teils‘, ‚eher unglaubwürdig‘ oder ‚sehr unglaubwürdig‘“.

Viele Leute können nicht unterscheiden zwischen Kritik, die aus wissenschaftlicher Sicht berechtigt erscheint, und überzogener Kritik oder regelrechter Infamie. Die Mehrheit äußert sich moderat kritisch und nennt eine Reihe von Kritikpunkten, die gedeckt sind durch etliche Studien: So sagt jeder Zweite, die Medien würden lieber Experten zitieren, die zu ihrer Berichterstattung passen, als solche, die ihnen widersprechen. In der Medienforschung spricht man in diesem Zusammenhang von “opportunen Zeugen”. Die Neigung, solche Zeugen heranzuziehen, lässt sich nachweisen. Ein anderer Vorwurf: Neutrale Berichterstattung und wertende Kommentare werden oft vermischt. Darüber gibt es auch in der Medienbranche immer wieder Diskussionen. Entsprechende Kritik der Leser könnten sich Journalisten zu Herzen nehmen.

BILD 3: GRÜNDE FÜR FEHLLEISTUNGEN DER MEDIEN (in %). Frage:„Was sind Ihrer Meinung nach die Gründe dafür, dass die etablierten Medien Fehler machen oder falsch berichten? Ich lese Ihnen im Folgenden eine Reihe von Gründen vor, bitte sagen Sie mir, ob diese Gründe ‚voll und ganz‘, ‚eher‘, ‚teils teils‘, ‚eher nicht‘ oder ‚überhaupt nicht‘ zutreffen.“

Die Menschen benennen auch mögliche Gründe für Fehler und Fehlleistungen der Medien. Darunter sind solche, die Journalisten entlasten: Zeitmangel, eine komplexe Welt, Zwang zur Auswahl (Bild 3). Niedere Motive – Eigensucht, Dummheit, Manipulation – werden signifikant seltener genannt, allerdings immer noch bemerkenswert oft.

Pauschale Angriffe wie “Die Medien schreiben einem vor, was man denken soll” oder “Die Bevölkerung in Deutschland wird von den Medien systematisch belogen” verstören die Journalisten, aber auch viele Politiker und aufgeklärte Bürger. Die “Lügenpresse”-Debatte hinterlässt Spuren. Sie hat dazu beigetragen, dass sich viele erstmals mit der Frage beschäftigen, wie Journalisten arbeiten. Zugleich kursieren Vorurteile und Verschwörungstheorien über die Medien, die oft unreflektiert übernommen und weitergetragen werden. Nicht alle, die solche Positionen äußern, sind unbedingt radikale Mediengegner. Zur Gruppe der Menschen, die harsche Urteile über die “etablierten Medien” fällen, gehören auch solche, die sich diesen Medien keineswegs verschließen. Wie unsere Daten zeigen, schaut immerhin etwa die Hälfte von ihnen täglich öffentlich-rechtliches Fernsehen – und ähnlich groß ist in dieser Gruppe der Anteil derjenigen, die den Öffentlich-Rechtlichen bescheinigen, glaubwürdig zu sein. Auch Tageszeitungen erreichen in dieser Gruppe immer noch erstaunlich hohe Glaubwürdigkeitswerte.

Unsere Daten sprechen insofern dafür, dass viele Menschen derzeit einer medienkritischen Grundstimmung folgen und entsprechenden Urteilen und Sprüchen zustimmen, ohne dass es sich bereits (bei allen) um verfestigte, konsistente Einstellungen handelt. Im Alltag orientieren sich viele weiterhin an den etablierten Medien. So sagen sogar von denjenigen, die behaupten, die Medien würden die Bürger systematisch belügen, immer noch fast 20 Prozent, die Medien würden „ausgewogen“ berichten. Und von denen, die sagen, die Medien würden den Menschen vorschreiben, was sie zu denken hätten, sagt immerhin jeder Vierte, die etablierten Medien „berichten präzise“ und man könne ihnen bei wichtigen Themen vertrauen.

Kurzum: Es gibt zweifellos einen harten Kern radikaler Medienkritiker und Verschwörungstheoretiker. Doch in der Gruppe der Medienverdrossenen befinden sich keineswegs nur solche schweren oder hoffnungslosen Fälle.

Drittens: Die Bedeutung der Sozialen Medien wird überschätzt. Der Anteil der Dauererregten, der Hasskommentatoren und „Trolle“ im Netz ist klein.

BILD 4: NACHRICHTENBEZOGENES VERHALTEN IM WEB (in %).Frage:„Auf vielen Internetseiten kann man Nachrichten und Meldungen auch kommentieren, an andere Menschen weiterleiten oder eigene Beiträge schreiben. Bitte sagen Sie mir, wie häufig Sie die folgenden Aktivitäten auf den Internetseiten ausführen, die ich Ihnen gleich vorlese: ‚sehr häufig‘, ‚häufig‘, ‚gelegentlich‘, ‚selten‘ oder ‚nie‘?“

Die wenigsten Menschen kommentieren Nachrichten aktiv (Bild 4). Die vielen Millionen, die nicht selbst in Sozialen Medien aktiv sind, werden jedoch gar nicht gehört. Stattdessen starren Medien und Politik wie das sprichwörtliche Kaninchen auf die Schlange – auf eine radikale, laute Minderheit. So könnte eine neue Form der Schweigespirale entstehen: Die Besonnenen ziehen sich immer weiter zurück, gewinnen aber den (eigentlich falschen) Eindruck, in der Minderheit zu sein. Die mediale und politische Kultur wird so immer weiter dominiert von den Aggressiven, den Penetranten und Impertinenten.

Die etablierten Medien tragen oft selbst zur Verbreitung radikaler Kommentare bei, indem sie auf diese eingehen und sie als Problemfälle thematisieren. Journalisten befinden sich offensichtlich in einem Dilemma. Umso wichtiger ist es, sich zu vergegenwärtigen, dass weiterhin sehr viele Menschen darauf verzichten, sich überhaupt an den Debatten in den Sozialen Netzen zu beteiligen.

Viertens: Nur eine Minderheit hängt Verschwörungstheorien an. Deren Verbreitung ist allerdings nicht beschränkt auf extreme Randgruppen. Zwischen 15 und 20 Prozent der Bevölkerung ist anfällig für klassische Verschwörungsmythen. In dieser Gruppe ist auch die pauschale Medienschelte und Medienskepsis besonders stark verbreitet.

Gängige Verschwörungstheorien zur Mondlandung, zu 9/11 oder zu Chemtrails werden von etwa 16 Prozent der Bevölkerung ernst genommen. In der öffentlichen Debatte wird derzeit viel über Verschwörungstheorien gesprochen, ohne dazu Werte über die Akzeptanz in der Bevölkerung zu haben. Unsere Studie liefert nun Daten. Sie zeigt, dass es eine Anfälligkeit relevanter Bevölkerungsgruppen für solche Theorien gibt. Diejenigen, die den Pauschalvorwürfen gegen die Medien zustimmen, fallen besonders auf: Bei ihnen liegen die Werte deutlich über dem Durchschnitt. So halten von denjenigen, die behaupten, die Medien würden die Bürger systematisch belügen, rund 40 Prozent 9/11 für eine Inszenierung der USA und den Tod von Prinzessin Diana für einen Mord des Geheimdiensts (im Durchschnitt der Bevölkerung sagen dies nur 16 bzw. 23 Prozent).

Anlass zur Sorge sind diese Werte auch deshalb, weil damit zu rechnen ist, dass sich das Umfeld, in dem sich Verschwörungstheorien ausbreiten, durch die Entwicklung der Medien erweitern wird. In den vergangenen Jahren sind bereits (vor allem im Internet, aber nicht nur dort) eine Reihe von Publikationen entstanden, die auf die Gruppe der verschwörungstheoretisch Anfälligen zielen und daraus ein wirtschaftliches und/oder politisches Geschäft machen. Unsere Daten zeigen, dass Menschen, die Verschwörungstheorien glauben, solche Angebote überdurchschnittlich häufig nutzen.

Die unsichere Weltlage und der verschärfte Einsatz von Propaganda und Desinformation in der internationalen Politik sind, kombiniert mit neuen Techniken und medialen Trends, wie geschaffen dafür, die Bürger weiter zu verunsichern und in Verschwörungsmythen zu treiben.

Fünftens: Politik- und Medienverdrossenheit und Verschwörungsdenken gehen Hand in Hand – eine für die Demokratie gefährliche Verbindung.

Komplexere Analysen (Regressionsanalysen) unserer Daten zeigen: Menschen, die der Politik nichts zutrauen, sind besonders anfällig für Verschwörungstheorien, für ein Misstrauen gegen die etablierten Medien und für Lügenpresse-Vorwürfe. Diese Mischung ist gefährlich, weil sie dazu führen kann, dass sich eine Gruppe von Menschen dauerhaft aus den demokratischen Institutionen und Meinungsbildungsprozessen ausklinkt und eine von Ressentiments geprägte Parallelwelt aufbaut.

Noch ist unklar, ob sich dieses Syndrom tatsächlich verfestigt. Bei vielen Menschen liegt offenbar noch keine so klare Anti-Haltung vor, vielmehr eine in sich widersprüchliche Stimmung (s. oben, These 2). Wir halten es für notwendig, diese Zusammenhänge kontinuierlich zu untersuchen und unsere Befragungen regelmäßig zu wiederholen, um die weitere Entwicklung verfolgen zu können. Im kommenden Bundestagswahlkampf könnte die Aufmerksamkeit für die entsprechenden Themen (und damit womöglich die Polarisierung) weiter wachsen.

Unsere Daten zeigen erwartungsgemäß, dass Anhänger der AfD den etablierten Medien stärker misstrauen als die Anhänger anderer Parteien. Auch für Verschwörungstheorien sind sie anfälliger, ebenso wie die Anhänger der Linkspartei.

 

Beitragsbild: pixabay.com

Grafiken: Johannes Gutenberg-Universität Mainz

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8 Responses to Vertrauenskrise in den Medien untersucht

  1. jean claude de jean sagt:

    die grösste verschwörungstheorien,die sich als verschwörung herrausgestellt haben sind bei diesem blabla nichtmal angesprochen wurden.

    die usregierung,mitsamt der cia machten mit den 9/11 mördern jahrelang gemeinsame sache,wie in lybien,syrien und die presse stellt niemanden an den pranger.
    syrien ein staat wo religionen friedlich nebeneinander lebten,wurde von einem terroristenfinanzierten shariastaat überfallen und die westmedien interressierte es nicht.
    das ukraineregime ist ein produkt us/eu gesteuerter kapitalverbrecher.
    deutschland wird von der nsa komplettüberwacht.
    von deutschland/rammstein aus werden drohnenmassaker verübt.
    deutschland wurde in bürgschaft von allen anderen staaten europas genommen.
    deutschlands merkelregime betreibt insolvenzverschleppung in griechenland und die medien interessiert es nicht.
    merkel betreibt verfassungsbruch,ignoriert das dublinabkommen und die medien bleiben stumm.
    das flüchtlingsdesater mit dem von polit und medien herbeifantasierten fachkräfteausgleich durch “flüchtlinge”die garkeine sind.

    das sind harte fakten,die dieser artikel komplett ausblendet.

    eine frage an den verfasser,für wie dämlich haltet ihr paralellweltler die bevölkerung noch?
    wie lange wollt ihr uns noch für doof verkaufen?

  2. jean claude de jean sagt:

    huch nochwas….

    an die “deutschland ging es noch nie so gut”journalie.

    das sogenannte schäubelsche überschussabgefeiere,ist vermögen das der arbeitenden bevölkerung abgepresst wurde und nicht der verdienst des obersten peitschenschwingers.

    es ist auch ein produkt der unglaublichen geldflutung der ezb um die zinsen in den keller zu treiben…

    dazu gehört eine weitere verschwörungstheorie die heute durch das medienkartell akzeptanz in der bevölkerung hat.

    “strafzinsen”wer hätte vor zehn jahren gedacht,das man banken “gebühren” dafür zahlen muss wenn man ihnen ihr kapital zur verfügung stellt?
    die abschaffung des bargelds,verschwörungstehorie?
    darüber lacht mittlerweile niemand mehr.

    der journalismus ist zum büttel eines global operierenden elitären finanzsystems verkommen,eine schamlose verbrecherbande.
    der dank trump jetzt endlich das wasser abgegraben wird.

  3. Tim Buktu sagt:

    Danke für Ihren Beitrag jean claude de jean, ich möchte Ihren Fragen noch eine hinzufügen: Wer war auftraggeber für die Studie und wer hat sie finanziert?

    Das Wort Verschwörungstheorie kommt mir hier etwas zu häufig vor. Dass die Erde rund ist und keine Scheibe war auch mal eine Verschwörungstheorie.

    Manchmal gibt es auch ganz gute Beiträge in den ÖR wie zB “Täuschung
    die Methode Reagan”, “Gladio –
    Geheimarmeen in Europa” oder ”
    Nazis und
    Faschisten im Auftrag der CIA” kann man noch bei You Tube sehen.

    Wer das gesehen hat wird alles hinterfragen was ihm als Machricht serviert wird.
    Ich bekenne mich dazu Verschwörungstheoretiker zu sein.

  4. rugay sagt:

    Aha! Nun es war zu erwarten, dass es solcherart “Expertisen” geben würde um den Journalismus wieder in die Komfortzone zu verschieben – ein paar hübsche Grafiken dazu, die Seriosität und Empirismus (in Form von “repräsentativen Umfragen”) vorgau(c)keln, ein bisschen Beschönigung hier, ein bisschen “Versachlichung” dort um so lange im Brei zu rühren bis sich erkennbare Bestandteile von Ursache und Wirkung nicht mehr identifizieren lassen um “in allererster Linie wieder Schaf zu sein” und weiterhin bedenkenlos verrottetes Gras zu konsumieren….ich bin sehr dafür, dass unsere heutige “Journaille” auch weiterhin schwitzt, sich windet und solange auf an “Goldenen Stühlen” festgeklebten Hintern hin und herrutschen muss bis Rosette wund wird. Erst dadurch werden eklatante Schwächen und Mißstände sichtbar, können Fehler und Fehlleistungen, Vetternwirtschaft von z.B.. transatlantische Seilschaften nicht mehr in bekannt selbstverliebter Manier unter Teppiche und Fußmatten gekehrt werden.
    Anstatt solche Beruhigungsplacebos unters Volk zu mischen, hätten sich die Damen und Herren Empiriker mal lieber mit ernstzunehmenden ÖR-Kritikern, wie z.B. Friedhelm Klinkhammer und Volker Bräutigam auseinandersetzen sollen – was immer man von KenFM halten mag – dazu gab es erst kürzlich ein sehr erhellendes Interview von ihm mit besagten Herren & Insidern…..

  5. Fritz Huber sagt:

    Postulat:

    es gibt keine größeren Kriege ohne Hochfinanz und den ihnen gehörigen Medien, ohne den (korrupten) Politikern und ihren Verwaltungen. Wenn nur einer der genannten Parteien die Mitwirkung versagen würde, wären die Kriege des 20. und 21. Jahrhunderts nicht möglich gewesen.

    Um Völker gegeneinander in den Krieg zu hetzen, bedarf es der Mainstreammedien – insofern ist das Wort Lügenpresse gerechtfertigt und Misstrauen gegen deren Berichterstattung überlebensnotwendig.

    Dann lasst uns das Postulat an einigen Beispielen verifizieren:

    1990 – Zweiter Golfkrieg – die „Brutkasten-Lüge“.

    Die Medien kochten durch Dauerberieselung auf emotionaler Ebene die USA-Amerikaner (und nicht nur die) solange weich, bis die Bedenkenlos in den Krieg gegen den Irak eintraten

    2003 Irakkrieg – die „Massenvernichtungswaffen-Lüge“

    Durch Dauerberieselung auf emotionaler Ebene (Angst vor den Massenvernichtungswaffen) wurde die Weltbevölkerung weichgekocht, bis sie wiederum bedenkenlos in den Krieg eintraten

    Usw.

    Bilanz dieser zwei Kriege: ca. 2 Millionen Tote, ein zerstörtes Land, verseucht mit Uranmunition, IS-Terroristen, ein Migration und Terrorproblem in Europa.

    Die Medien sind das Transportmittel politischer und medialer Lügen, das ergibt sich aus den vielen Kriegslügen des 20. und 21. Jhd., dies zeigen alleine schon beide obige Beispiele und die Conclusio kann nur lauten:

    Schafft die Mainstreammedien ab!

  6. Philip sagt:

    Die Kommentare hier erinnern mich voll an Donald Trumps “Krieg gegen die Presse”. Aus allen Rohren wird hier auf die etablierten Medien geschossen. Woher hab ihr denn die Infos über all die Falschmeldungen, die Skandale, die Zinspolitik – na aus den “Mainstream”-medien. Das sind im übrigen die Medien, die sich noch die Mühe machen, Fakten zu prüfen. Ich sage: die Presselandschaft im deutschsprachigen Raum ist am breitesten aufgestellt und am unabhängigsten auf der ganzen Welt. Es gibt kein “Kartell”. Wer hier weniger Medien fordert, will doch, dass weniger Wissen, sondern mehr Aberglaube herrscht.

  7. Anja Boettcher sagt:

    Als jemand, der noch zu Zeiten studiert hat, in der die Positionen der klassischen Ideologiekritik der Frankfurter Schule ebenso im theoretischen Verständnis präsent waren wie die Methoden der von Frankreich geprägten Diskurstheorie heftig diskutiert wurden, frage ich mich, ob dieser Artikel in Terminologie und Betrachtungsperspektive der darin präsentierten Studie entspricht. Andernfalls wundert mich die Naivität der Betrachtung sehr – und frage mich ernsthaft, ob es in dieser Studie wirklich um Verständnis einer tiefen Legitimationskrise geht oder ob nur eine weitere Beruhigungspille in Auftrag gegeben wurde, die es durch fragliche Datenerhebungen zu untermauern galt.

    Denn die Aussagekraft auch empirisch basierter Studien hängt ja nicht nur von der Datenmenge ab, sondern von der Validität der zugrundeliegenden Fragenkomplexe. Ob die aber methodologisch gründlich reflektiert wurden, scheint mir fraglich, wenn ich die naiv formulierten Bewertungen lese.

    Beispiel: Die als Beruhigung daherkommende Darstellung der Zuschauerbewertung von Qualitätsmängeln mit der Bemerkung, es handle sich um einen Befund der zeige, dass Zuschauer hierfür Ursachen annähmen, die nicht der Schuld der Journalisten entsprächen – zumindest aber nur im geringen Ausmaß “niederen Beweggründen” entsprängen, leistet doch keine kausalen Antworten auf die Frage, ob Zuschauer noch davon ausgehen können, in Medien ansatzweise die für sie relevanten Aspekte von Wirklichkeit erfahren zu können. Gerade kritische Wissenschaftler, die den Medien heute eine bedenkliche Verengung des Blickwinkels attestieren, die es fraglich sein lässt, ob Leitmedien noch die gesellschaftliche Funktion einnehmen, die ihnen die Staatsverträge des ÖR zum Beispiel zuordnung, kämen nie auf den Gedanken, hier mit juristischen Termini zu operieren.

    Auch die Aussage, ein erheblicher Teil der Bevölkerung habe sich fest auf “Verschwörungstheorien” (ein Begriff der CIA, keiner der Wissenschaft) verlegt, sei also einer hier offenbar normativ als “seriös” gesetzten Medienberichterstattung zugänglich, zeigt einen hanebüchenen Mangel an Reflexion, wenn so getan wird, als sei der Umstand wenig komplexer Erklärungen von Erfahrungen, in einer vermachteten Öffentlichkeit zu leben, nicht auch durch eklatante Mängel des öffentlichen Diskurses erzeugt worden.

    Wenn in einer Gesellschaft, in der eine bisher nie dagewesene Konzentration von Vermögenswerten derart stark mit einer (alleine schon soziologischen) Verengung der Repräsentation im öffentlichen Raum einhergeht, politisch zudem in einem noch nie gekannten Maße auf mediale Berichterstattung eingewirkt wird (ich erinnere nur an normativ wirksame Einsetzung von instutionellen Gründungen wie die EastStratCom Task Force, die NATO-Exzellenzzentren und die starke Einbindung von Journalisten in transatlantischen Netzwerken für die Berichterstattung zur Außenpolitik), dann lässt sich unschwer erkennen, dass unser öffentlicher Diskurs in einem noch nie gekannten Maß seit 1949 vermachtet wurde. Gibt es hierfür keine divergierenden öffentlichen Erklärungsmuster, da Medien, an der Vermachtung beteiligt, hierzu keinen Aufklärungsdrang verspüren, sondern ihn im Gegenteil aus Eigeninteresse zu verschleiern trachten, dann ist die Renaissance auch schlichter Erklärungsmuster vorprogrammiert.

    Die starke Entfemdung der Bürger von Presse und Öffentlichem Rundfunk hat zu einer Renaissance der Lektüre medienwissenschaftlicher Forschung geführt. Ich erinnere nur an Veröffentlichungen von Uwe Krüger (Meinungsmacht, 2014), Thomas Meyer (Die Unbelehrbaren, 2015), Ulrich Teusch (Lückenpresse, 2016) und die wahnwitzige Zuschauerzahl von Rainer Mausfelds Vorlesungen “Warum schweigen die Lämmer” (mehr als 600 000 Zuschauer für 10 Youtubefassungen) zum Meinungsmanagement. Wie kann da eine Umfrage derart kritiklos formuliert sein, als ob eklatante Mängel von Presse oder ÖR nicht längst so demokratiegefährdend seien, dass die Legitimität der Presse sinken muss.

    Alleine der Begriff des “Vertrauens” in den Medien zeigt, dass die Untersuchenden den paternalistischen Politikbegriff, der doch Gegenstand der Medienkritik ist, teilen, anstatt ihn zu hinterfragen. Wollten die, die diese Untersuchung führten, wirklich in einer Demokratie wirksame Medien haben, hätten sie auch nur eine Frage danach gestellt, inwiefern die Zuschauer die in den Medien präsentierte Wirklichkeit für repräsentativ für die eigene soziale Realität halten.

    Dies war eine Fleißarbeit für alle Apologeten des bedingungslosen “Weiter so!”. Aber ein solches Mantra ist der Sargnagel für unsere durch soziale, wirtschaftliche und politische Asymmetrie eh schon gefährdete Gesellschaft.

    Wer ihren Untergang will (wie niveaulos der sich vollzieht, kann man derzeit in den USA anschaun), bestärke Medienschaffende in ihrem fatalen Kurs.

  8. Anja Boettcher sagt:

    Mit diesem reinen Glaubenssätzen befinden Sie sich im Gegensatz zum Gros der medienwissenschaftlichen Forschung und zu schnöder Empirie.

    Die Medienkonzentration in Deutschland, die soweit gediehen ist, dass Springer, Bertelsmann und die Funke-Gruppe über 90% der journalistischen Presseerzeugnisse verfügen, lässt sich anhand des Börsenvereins des deutschen Buchhandels für jeden Online eruieren.

    Über die Folgen nur hier ein Artikel der Bundeszentrale für Politische Bildung:
    http://www.bpb.de/apuz/28442/gesellschaftliche-folgen-der-medienkonzentration?p=all

    Die damit verbundene Zusammenführung von Redaktionen hat zu einer eklatanten Abnahme etwa von Auslandskorrespondenten geführt und selbst deren Tätigkeit besteht zunehmend nur noch im Zusammenkleistern von Agenturmeldungen (meist dpa und AP) – abgesehen davon, dass sie so von staatlich und halbstaatlich oder von Konzernen bezahlter PR-Agenten bedrängt werden, deren Agenden zu vertreten, dass eine unbeeinflusste Berichterstattung zu sensiblen Themen kaum noch möglich ist. http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/amerika/27000-PRBerater-polieren-Image-der-USA/story/20404513

    Das Ergebnis sowohl von Konzentration wie von schwindender Nähe medialer und politischer Akteure hat dazu geführt, dass das Gros der Journalisten eine Verminderung der “inneren Pressefreiheit”, also der Freiheit, überhaupt noch mit kritischer Arbeit in Redaktionen wirtschaftlich überleben zu können, beklagt, wie eine Umfrage des Deutschen Journalisten Verbandes (DJV) bestätigt:

    http://pressefreiheit-in-deutschland.de/online-studie-innere-pressefreiheit-2/

    Wer sich also einredet, die Bedrohung der Pressefreiheit in Deutschland sei eine Chimäre des Pegida-Milieus lügt sich in die Tasche. Und zu behaupten, dies legten die Kommentare hier nahe, ist dümmlich-frech: Alleine ich habe oben in meinem Kommentar auf fünf renommierte medienwissenschaftliche Arbeiten verwiesen.

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