Epp Lauk vom Institut für Journalismus und Kommunikation an der Universität Tartu in Estland macht im Interview mit dem EJO deutlich, dass im Bezug auf die Medienethik keine Unterscheidung zwischen traditionellen und neuen Medien getroffen werden sollte.
Frau Lauk, gibt es in Estland erfolgreiche Beispiele für Media Accountability?
In Estland gibt es zwei Presseräte – den Estonian Press Council (seit 2002) und den Newspaper Association’s Press Council (seit 1991). Da die beiden Presseräte überhaupt nicht miteinander kooperieren und die Zeitungen, die dem Newspaper Association’s Press Council angehören, den Estonian Press Council sogar völlig ignorieren, würde ich sagen, dass beide so gut wie gar keinen Einfluss haben.
Sollte Ihrer Meinung nach für den Online-Journalismus ein neuer Ethik-Kodex entwickelt werden?
Nein. Meiner Meinung nach sollte keine Unterscheidung zwischen “On”- und „Offline“-Journalismus getroffen werden, wenn es um die Ethik geht. In beiden Fällen kann es dieselben ethischen Probleme geben. Der Ethik-Kodex für den traditionellen Journalismus wäre allenfalls um Klauseln zu ergänzen, falls etwas Online-Spezifisches regelungsbedürftig wäre, was ich aber eigentlich nicht glaube.
Was war eine der wichtigsten Innovationen im Journalismus in Estland in der jüngsten Vergangenheit?
Was journalistische Arbeitsabläufe betrifft, könnte die Einführung von separaten Online-Redaktionen in den überregionalen Tageszeitungsverlagen als Innovation aufgefasst werden.
Eine wesentliche Innovation im Journalismus war auch vor ein paar Jahren, dass Zeitungsverlage sowie Rundfunk- und Fernsehsender auf ihren Websites die Kommentarfunktion einführten und so Leser, Hörer und Zuschauer die Möglichkeit bekamen, ihre Meinung zu einem Beitrag hinzuzufügen.
Schlagwörter:Estland, Medienethik, Medienselbstkontrolle, Online-Journalismus