Donald Trumps Symbiose mit den Medien

24. Mai 2017 • Internationales, Qualität & Ethik • von

US-Nachrichtensender verzichten auf Fakten und setzen auf Emotionen. Was im Reality-TV funktioniert, wollen auch sie. So werden Journalisten zu Erfüllungsgehilfen für Donald Trump.

Jan Böhmermann scheint aufgeregt zu sein. Es ist Mittwoch, 15. Februar, kurz vor 12 Uhr MEZ. Der Satiriker schreibt auf Twitter: „Uuuh, gleich ist es wieder soweit, *vorfreu*, der orangefarbene Irre wacht wieder auf und twittert.“ Mit dem Irren meint er Donald Trump. Der US-Präsident ist damals noch keine 30 Tage im Amt, mittlerweile sind es vier Monate.

Was Böhmermann karikiert, ist für viele Journalisten bis heute ihr täglich Brot: Warten auf Trumps Tweets. „Jeden Morgen wacht Präsident Trump wütend auf, setzt fünf oder sechs Tweets ab und dann geht der Nachrichtenstrom los. Das Erste ist: Was hat Trump heute getwittert?“, sagt Robert Byrd,  Journalismus-Professor an der University of Memphis. In diesem Semester ist er Gastwissenschaftler am Journalistischen Seminar der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.

Im Rahmen des Austauschs hielt er im Sendezentrum des ZDF einen Vortrag mit dem Titel „Enemy of the People? Trump, ‚Fake News‘ and the Press“. Byrd hat untersucht, welche Rolle Medien für den Erfolg Trumps spielen.  Und er warnt ausdrücklich: „Macht es in Deutschland besser und steigt nicht in unsere Fußstapfen. Glaubt mir, das wollt ihr nicht.“ Zu wenig gehe es in US-Medien um politische Sachthemen, zu viel werde in einer Art Dauerschleife über Machtfragen und politische Strategien spekuliert. Das Vertrauen der amerikanischen Bürger in die Medien erodiere seit Jahren, und Donald Trump habe das ausnutzen können.

Doch auch in Deutschland sinkt das Vertrauen in die Medien. 42 Prozent sagen, an dem von Pegida propagierten Begriff „Lügenpresse“ sei etwas dran, wie eine Allensbach-Studie im Auftrag der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zeigt. In den USA ist es deutlich schlechter. Nur 33 Prozent der Amerikaner vertrauen, einer Studie des Reuters Instituts an der University of Oxford zufolge, dem, was sie täglich in den Nachrichten sehen.

Journalismus-Professor Robert Byrd

Gefühle statt Fakten

Byrd kritisiert nicht nur, was über den Präsidenten berichtet wird, er kritisiert generell die Berichterstattung der großen US-Fernsehsender und Nachrichtenkanäle wie Fox News, CNN oder MSNBC. Deutsche Nachrichtensender wie Phoenix bei den Öffentlich-Rechtlichen oder N24 und N-TV bei den Privaten setzen neben Nachrichten auch auf Dokumentationen und Reportagen.

Nicht so in den USA. Vor allem unter der Woche senden sie rund um die Uhr Nachrichten oder diskutieren Politik. „Diese 24 Stunden müssen sie mit irgendwas auffüllen, also füllen sie sie mit Polit-Talks, in denen lauter ‚Pundits‘ sitzen“, sagt Byrd. „Pundits“ sind Experten, meistens PR-Agenten oder Politiker, die insbesondere ihre eigenen Interessen vertreten. „Sie spekulieren, erzählen, was sie fühlen und denken, aber wir erfahren keine Fakten.“ Diskutiert werde vor allem der politische Gossip Washingtons, sagt Byrd. Zurzeit verwandele sich einfach alles in eine Reality-TV-Show.

Den bisherigen Höhepunkt der Absurdität erreichte der Fernsehsender Fox News im April. Als Trump die sogenannte „Mother of all Bombs“ auf angebliche IS-Stellungen in Afghanistan abwerfen ließ, kommentierten die vier Fernsehexperten das veröffentlichte Video: „So sieht Freiheit aus“ – „Yeah, eine meiner Lieblingsbeschäftigungen in den letzten 16 Jahren, in denen ich bei Fox News bin, ist, zuzuschauen wenn Bomben auf böse Jungs fallen.“  Eine journalistische Einschätzung fehlte gänzlich.

„Pundits“ gibt es auch in Deutschland. In den politischen Talk-Shows von ARD und ZDF waren in den vergangenen Jahren manche Politiker Dauergäste, wie Wolfgang Bosbach (CDU) oder Sahra Wagenknecht (Linke). „Scripted Reality“ ist auch Teil dieser Talkshows, wie eine Studie der Otto-Brenner-Stiftung zeigt. Für Byrd birgt das eine große Gefahr: „Wir erschaffen uns gerade eine Medienrealität, die so nicht wirklich existiert und lediglich aus Narrativen und Stereotypen besteht.“

Die Trump-Show

Was seit Jahren im Reality-TV für extrem hohe Einschaltquoten sorgt, macht auch die Nachrichtensender in den USA stark und mit dem einstigen Reality-TV-Star Donald Trump noch stärker. „Reality-News“ nennt Byrd die Adaption des Reality-TVs in den Nachrichten. Fox News hat im vergangenen Wahljahr seine Einschaltquoten so noch einmal um 36 Prozent gesteigert, auf im Schnitt 2,5 Millionen in der Primetime, MSNBC sogar um 87 Prozent auf 1,1 Millionen Zuschauer. Trump bringt Quote.

In seiner Show „The Apprentice“ castete er jahrelang Nachwuchs für seine Unternehmen. Der Superreiche spielte sich so in die Öffentlichkeit und etablierte sich mit seiner Show als Marke, sagt Byrd. „Je länger Leute Reality-TV gucken, desto mehr denken sie, dass sie die Figuren darin kennen.“ Der heutige Präsident hatte auch damals schon seinen eigenen Slogan. Wenn er mit Bewerbern unzufrieden war, dann warf er sie raus, sagte ihnen: „You’re fired!“ Immer wieder, Show für Show. Ein typisches Muster für Reality-TV, ein typisches Muster für Trumps politische Karriere.

Im Wahlkampf wurde „But her emails!“ zum Meme. Wenn Trump selbst angegriffen wurde, lenkte er die Aufmerksamkeit auf die E-Mail-Affäre seiner Konkurrentin Hillary Clinton. Spätestens seit er Präsident ist, sind Medienunternehmen sein Feind. Missliebige Berichterstattung etikettiert er mit „Fake News“. Diese sind schon längst nicht mehr nur politische Fehlinformationen oder Manipulation, sondern Teil von Trumps Medienkritik. Aus seinem berühmten „You’re fired!“ wurde nun „You‘re fake news!“.

„Entfolgt Donald Trump auf Twitter!“

Die Presse reagiert und springt darauf an. „Medien berichten, sprechen über die Medien, sie machen sich selbst zum Thema“, kritisiert Robert Byrd. Dabei seien sie nicht der Feind des amerikanischen Volkes, wie es der US-Präsident erst vor kurzem in einem Tweet ausdrückte. „Die Medien sind ihr eigener Feind“, sagt Byrd. Sie spielen Trumps Spiel mit und ließen sich von ihm ihre Geschichten diktieren. Er bestimme mit seinen Tweets die mediale Agenda. „Die Medien berichten über die lächerlichen Dinge, von denen Trump will, dass sie berichtet werden.“

Byrd appelliert an die Journalisten: „Entfolgt Donald Trump auf Twitter oder blockiert ihn sogar!“ Nur so könne man sicher sein, sich nicht von den wirklich wichtigen Themen ablenken zu lassen. Mit ihren jüngsten Veröffentlichungen machten Washington Post und New York Times einen Anfang. „Die machen ihre beste Arbeit seit Watergate“, meint Byrd. Die Nachrichtenkanäle müssten nun nachziehen und auch wieder mehr Wert auf Fakten setzen und weniger auf Emotionen. „Wenn ich einen Nachrichtensender einschalte, dann möchte ich Nachrichten sehen.“

 

Bildquellen:

Donald Trump: Michael Vadon / Flickr CC: President of the United States Donald J. Trump at CPAC 2017 February 24th 2017; Lizenzbedingungen: https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/

Robert Byrd: Tanjev Schultz

 

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2 Responses to Donald Trumps Symbiose mit den Medien

  1. jean claude de jean sagt:

    welche symbiose?

  2. Jenny mark sagt:

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