Europäische Medien und die Covid-19-Impfstoffe

22. Juni 2021 • Internationales, Qualität & Ethik • von

In einem gemeinsamen Projekt haben die EJO-Redaktionen in Deutschland, Großbritannien, Polen, Portugal und der Ukraine analysiert, wie zwischen Dezember und Juni über die Vakzine in den einzelnen Ländern berichtet wurde. Leitfragen waren dabei: Mit welchen Attributen werden bestimmte Impfstoffe verknüpft und beschrieben? Lassen sich mit Blick auf die Entwicklung der Impfkampagnen bestimmte zeitliche Zusammenhänge erkennen? Und welche Themen standen im Mittelpunkt der Berichterstattung?

Die Untersuchungszeiträume

Die Untersuchungszeiträume variieren je nach Land, orientieren sich jedoch an denselben Ereignissen: Als erster Zeitraum wurde der Tag der EU-Zulassung des Biontech-Impfstoffs gewählt (21.-22. Dezember 2020). In Großbritannien wurde das Vakzin bereits früher zugelassen (2.-3. Dezember 2020).

Der zweite Zeitpunkt orientiert sich an der EU-Zulassung des Astrazeneca-Impfstoffs (29.-30. Januar 2021), der in Großbritannien jedoch bereits Ende Dezember (30.-31. Dezember 2020) freigegeben wurde.

Den dritten Zeitpunkt konnten die EJO-Redaktionen frei wählen. Er sollte sich jedoch an der Zeit ausrichten, in der der Astrazeneca-Impfstoff im jeweiligen Land ausgesetzt wurde. In Deutschland und Portugal war das der Fall, in Großbritannien, Polen und der Ukraine nicht. In diesen Ländern wurden deshalb Reaktionen und Berichte zu den Vorfällen rund um den Astrazeneca-Impfstoff analysiert. Im  letzten Zeitraum (Anfang Juni) wurden aktuelle Themen und Frames untersucht.

In der Ukraine wurde zudem der Zeitraum vom 22. bis 25. Februar 2021 näher betrachtet. Zu dieser Zeit wurden die Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Astrazeneca/Covishield (produziert in Indien) zugelassen und erstmalig verimpft. Außerdem wurden der 31. Mai und der 1. Juni mit in die Analyse einbezogen, da in diesem Zeitraum der Astrazeneca-Impfstoff aus der EU in der Ukraine freigegeben wurde.

Ein Überblick

Im Folgenden werden die Details der Berichterstattung aus Deutschland, Großbritannien, Polen, Portugal und der Ukraine geschildert. Es lassen sich dabei vor allem Gemeinsamkeiten mit Blick auf die Beschreibung des Biontech-Vakzins feststellen. Über den Astrazeneca-Impfstoff wurde vergleichsweise durchweg kritischer und negativer berichtet.

Beim medialen Framing spielen in jedem Fall unterschiedliche nationale Faktoren eine bedeutende Rolle: So wurde der Biontech-Impfstoff maßgeblich in Deutschland entwickelt, der Astrazeneca-Impfstoff in Großbritannien. In der britischen und ukrainischen  Berichterstattung kommt zudem eine Nicht-EU-Perspektive zum Tragen.

Deutschland

Die deutsche EJO-Redaktion untersuchte Beiträge, die auf den Online-Plattformen der deutschen Medien Süddeutsche Zeitung (sueddeutsche.de), Frankfurter Allgemeine Zeitung (faz.net) und BILD (bild.de) erschienen sind.

Es kann vorweggenommen werden, dass die Beobachtungen durchaus den Erwartungen entsprechen. In einem Artikel auf sueddeutsche.de über die Impfstoffentwicklung von Biontech war von einer „Rekordzeit“  die Rede. „Im Rückblick auf die Pandemie wird hoffentlich schon bald nur noch dieses Datum zählen: der Montag vor Weihnachten, als in Europa die Wende in der Corona-Pandemie eingeleitet wurde“, hieß es auf faz.net. Ein Autor der FAZ sprach gar von einem weihnachtlichen „Zeichen“ der Hoffnung, „wenige Tage vor dem Fest zur Geburt Jesu Christi als jenes Licht, das sich so viele Menschen in schweren Zeiten herbeigesehnt haben“. Das Boulevardblatt BILD nannte das Biontech-Vakzin „unserenImpfstoff.

Weniger positiv bewerteten die deutschen Medien die Zulassung des Impfstoffs von Astrazeneca am 29. Januar 2021. Mit Blick auf die Vertragsstreitigkeiten zwischen dem Unternehmen und der EU hieß es auf sueddeutsche.de: „EU vs. Astra Zeneca: Das haben wir so nicht bestellt!“. Laut SZ würden die EU-Vertreter „gerne verstehen, was Astra Zeneca im Herbst gemacht hat“. Das Unternehmen müsse – so heißt es in einem Kommentar auf sueddeutsche.de – „endlich mit der Geheimniskrämerei aufhören“. Außerdem schrieb die SZ in Bezug auf die Zweifel an der Wirkung: „Mit den bereits zugelassenen Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna werden dagegen bereits ältere Menschen geimpft“. Zum selben Zeitpunkt schrieb jedoch bild.de auch: „Impfstoff-Desaster geht weiter: Jetzt liefert auch Moderna weniger!“. Zu Astrazeneca hieß es bei bild.de: „Überschattet wird die Nachricht [der Zulassung – Anm. d. Red.] vom Streit […] zwischen der EU-Kommission in Brüssel und dem Pharma-Riesen“.

Noch drastischer fielen die Kommentare jedoch Mitte März aus: „Nach Hinweisen auf mögliche Nebenwirkungen sind die Corona-Impfungen mit dem Impfstoff Astra-Zeneca nun auch in Deutschland vorübergehend ausgesetzt“, hieß es auf faz.net. Zuvor stoppten andere EU-Länder (Niederlande, Irland, Spanien, Frankreich) die Impfungen mit dem Vakzin. Die SZ sprach von einem „Rückschlag“, die FAZ vom „Astra-Zeneca-Desaster“ und die BILD vom „Corona-Schock“. Es sei „richtig, den Berichten über Vorfälle nach Astra-Zeneca-Impfungen nachzugehen“, so ein SZ-Kommentar. „Doch dabei darf nicht übersehen werden, wie gut das Vakzin wirkt“.

Im Juni machten Beiträge, die sich konkret auf bestimmte Impfstoffe oder Hersteller beziehen, nur einen geringen Teil der Berichterstattung aus. Impfungen für Kinder und die Aufhebung der Impfpriorisierung in Deutschland waren die Hauptthemen in Bezug auf die Covid-19-Vakzine. Allerdings wies bild.de am 09. Juni auf einen Todesfall, der angeblich in Zusammenhang mit dem Vakzin von Astrazeneca stehen soll, hin. Die Ermittlungen seien jedoch noch nicht abgeschlossen.

Großbritannien

Für Großbritannien untersuchte das EJO die Berichterstattung der Online-Ausgabe des linksliberalen Guardian, des konservativen Telegraph und der Boulevardzeitung The Daily Mail (Mail Online).

Der Großteil der Berichterstattung bezog sich auf die Vakzine von Astrazeneca und Biontech/Pfizer. Während die Mail Online die Schnelligkeit Großbritanniens in der Impfstoff-Zulassung als Zeichen der Überlegenheit des Landes gegenüber der EU darstellen wollte, gab der Guardian eine nuanciertere Einschätzung der Situation, indem er zum Ausdruck brachte, dass man „zuversichtlich sei, dass die Dinge nun besser laufen würden“, aber auch die Risiken beschrieb, die mit dem überstürzten Verfahren verbunden sind. „Das Vertrauen der Öffentlichkeit ließe sich leichter gewinnen, wenn man sich mehr Zeit für die Prüfung der Daten nähme“, schrieb ein Kolumnist.

Im selben Monat wurde der Oxford-Impfstoff von Astrazeneca in Großbritannien zugelassen – ein Ereignis, über das in Großbritannien mit einem gewissen Stolz berichtet wurde. Als „kostengünstig“ und „einfach in der Anwendung“ wird der Impfstoff beschrieben. Zudem sei er viel einfacher zu lagern. „Es besteht kein Zweifel, dass der Impfstoff von Astrazeneca gut ist und dringend gebraucht wird“, schrieb der Guardian und veröffentlichte einen überaus positiv geframten Beitrag über die Arbeiter in der Fabrik, in der das Vakzin hergestellt wird, wie sie den „Happy Vaccine Day“ feierten.

Die Nachricht, dass der Astrazeneca-Impfstoff in einigen Staaten der EU wegen des Risikos von Blutgerinnseln ausgesetzt wurde, wurde in Großbritannien mit Besorgnis und, im Falle der Mail Online, mit einer gewissen Erregung aufgenommen. Das EU-skeptische Medium berichtete in einem Artikel, dass Beweise zeigen würden, dass das Risiko von Blutgerinnseln bei der Biontech-Impfung höher sei als bei Astrazeneca. In diesem Artikel nennt Mail Online die Aussetzungen „politisch“ und „heuchlerisch“. Der Guardian stellte die Angelegenheit ausgewogener dar, aber schrieb dennoch, dass die Bedenken um die Sicherheit von Astrazeneca unbegründet und das Ergebnis eines „Übermaßes an Vorsicht“ seien. Dies war eine viel mildere Beurteilung der Aussetzung durch die EU als die von Mail Online, die sich über eine „Massenrevolte“ gegen das Oxford-Vakzin beschwerte.

Die ohnehin EU-skeptische Mail Online berichtete kürzlich über eine Umfrage, in der behauptet wurde, dass die EU-Impfkampagne schlecht durchgeführt worden sei und dass die „meisten Deutschen“, nämlich 55 Prozent, der Ansicht wären, die EU sei gescheitert. Die Berichterstattung des Guardian und des Telegraph konzentrierte sich stattdessen auf einige ethischen Fragen, die mit der globalen Impfkampagne verbunden sind, und auf die Rolle, die Großbritannien dabei spielt.

Polen

Wie auch in den anderen europäischen Ländern wurde das Thema der Covid-19-Impfstoffe in den polnischen Medien recht umfangreich behandelt. In diese Analyse floss die Berichterstattung von wyborcza.pl, der Online-Ausgabe der linksliberalen Zeitung Gazeta Wyborcza, und von rp.pl, der Online-Ausgabe der liberalkonservativen Zeitung Rzeczpospolita ein.

Beide Medien berichteten generell positiv über die Impfstoffe und vermieden es eher, sie zu kritisieren oder die medizinische Wirkung bestimmter Vakzine zu kommentieren. Gegenüber der polnischen Regierung und ihrer Impfkampagne (ineffiziente Verteilung, chaotische Entscheidungen) zeigte sich die linksliberale Gazeta Wyborcza kritischer als die Rzeczpospolita.

Wyborcza.pl informierte im Dezember 2020 über die Biontech-Zulassung und veröffentlichte einen Kommentar, in welchem der Autor betont, dass Impfungen notwendig seien, um wieder zu einem normalen Leben zurückzukehren. Die Zeitung veröffentlichte sogar einen Appell an die älteren Generationen, in welchem sie diese aufforderte, sich umgehend impfen zu lassen, um ihren Familien zu helfen, zur Normalität zurückzukehren.

Rzeczpospolita.pl informierte ebenfalls über die Zulassung, kommentierte sie aber weniger. In einem der Texte wurde der Impfstoff von Pfizer als „Pionier“, „sicher“ und „effizient“ bezeichnet. Gleichzeitig wurde auch über moralische Bedenken im Zusammenhang mit Impfstoffen informiert, die vom Vatikan geäußert wurden – sowie darüber, dass Papst Franziskus plant, sich im Januar mit Biontech impfen zu lassen. Zusätzlich wurde ein Interview mit einem bekannten polnischen Virologen veröffentlicht, der bestätigte, dass Impfstoffe im Allgemeinen sicher und effizient seien.

Den Astrazeneca-Impfstoff bezeichnete Rzeczpospolita.pl Ende Januar durchweg als „sicher“, auch Wyborcza.pl schrieb, dass er „sicher“ sei, aber auch dass er „weniger effizient“ als die mRNA-Impfstoffe sei. Rzeczpospolita.pl berichtete aber auch von einigen geäußerten Bedenken, die auf Informationen des deutschen Robert Koch-Instituts beruhten, das Astrazeneca anfangs nur für Personen unter 65 Jahren empfahl.

Wyborcza.pl informierte auch darüber, dass die EU-Kommission mit den Lieferungen der beiden ersten Impfstoffe (Biontech/Pfizer, Moderna) unzufrieden sei.

Am selben Tag wurden Informationen über Details des früheren EU-Biontech-Deals vom August 2020 bekannt. In der Rzeczpospolita wurde das mangelnde Verhandlungsgeschick der EU in mehreren Beiträgen stark kritisiert, u.a. in einem Interview mit einem Abgeordneten der regierenden PiS-Partei und dem Vize-Gesundheitsminister.

Die Rzeczpospolita berichtete auch über die klinischen Tests des Impfstoffs von Johnson&Johnson zu dieser Zeit und informierte über dessen 66%ige Wirksamkeit – auch im Vergleich zu Biontech/Pfizer und Moderna, die beide eine über 90%ige Wirksamkeit haben.

Im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern setzte Polen im März 2021 die Impfungen mit Astrazeneca nicht aus.

Wyborcza.pl informierte darüber und betonte, dass ein signifikanter Wechsel zu beobachten sei: zu Beginn der Impfungen seien 70% der Polen bereit gewesen, sich impfen zu lassen, und im März 2021 sei diese Zahl auf 51% gesunken. Nichtsdestotrotz änderte die Redaktion ihre Ansicht zu Impfungen nicht – dies sei der einzige Weg, wie man gegen die Pandemie angehen könne. Wyborcza.pl ließ zu diesem Thema auch internationale und nationale Experten (WHO, EMA, Wissenschaftler) zu Wort kommen.

Rzeczpospolita.pl berichtete über die Aussetzung von Astrazeneca in Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien. Auf der Nachrichtenwebsite wurden auch Informationen über die Untersuchung der EMA veröffentlicht sowie Informationen der polnischen Regierung, die noch nicht sicher war, ob dieser Impfstoff in Polen ausgesetzt werde. Der Ton der Berichterstattung war eher beruhigend und betonte nicht die potenziellen Risiken. Im gleichen Zeitraum informierte die Rzeczpospolita auch über klinische Tests der neuen Generation des Moderna-Impfstoffs, der einfacher zu transportieren und zu lagern ist.

Am 9. und 10. Juni 2021 wurde erheblich weniger über die Covid-Impfstoffe berichtet als in den anderen Zeiträumen. Wyborcza.pl veröffentlichte einen Bericht über Impfungen für Kinder, in dem die Frage debattiert wurde, ob sie notwendig seien oder nicht. Auf Rzeczpospolita.pl wurde das Impfstoff-Thema nur im Zusammenhang mit digitalen Impfnachweisen und der Covax-Initiative, die einen weltweit gleichmäßigen und gerechten Zugang zu Covid-19-Impfstoffen gewährleisten möchte, erwähnt. Zudem wurden in einem der Artikel rechtliche Aspekte eines „Impfzwangs” diskutiert.

Portugal

Die portugiesischen Medien hoben die EU-Zulassung des Impfstoffs von Biontech/Pfizer als positiv hervor, obwohl einige Artikel in der rechtsorientierten Online-Zeitung Observador die Verzögerung der EU-Impfkampagne im Vergleich zur Kampagne in den USA betonten.

Die Boulevardzeitung Correio da Manhã schürte die Erwartungen an die Wirksamkeit des Pfizer-Impfstoffs gegen die Virusvariante, die zuerst in Großbritannien aufgetreten war, enorm. Jeder Artikel kam zu dem Schluss, dass „es keinen Grund gibt zu glauben, dass der neue Impfstoff [Biontech/Pfizer] nicht gegen die neue Variante wirkt“. In einem Artikel wurde ein Biontech-Wissenschaftler zitiert, der von der „Schönheit der mRNA-Technologie“ sprach.

Wie bei anderen Medien in Europa war auch beim Framing des Biontech-Impfstoffs die zeitliche Nähe zu Weihnachten offensichtlich. So wurde zum Beispiel in einem Meinungsbetrag an Heiligabend ein Artikel mit der Überschrift „Das ist die Stunde aller Hoffnung“ veröffentlicht.

Die Zeitung Público widmete viele Artikel der wissenschaftlichen Innovation hinter der Impfstoffentwicklung, insbesondere der mRNA-Technologie. Público äußerte sich am positivsten gegenüber der Zulassung des Pfizer-Impfstoffs.

Der Vertragsstreit zwischen Astrazeneca und der Europäischen Kommission stand auch im Mittelpunkt der portugiesischen Medienberichterstattung. Correio da Manhã zum Beispiel bemerkte, dass Astrazeneca „in große Kontroversen verwickelt ist, nachdem das britische Labor kürzlich angekündigt hat, dass es die mit der Europäischen Kommission vertraglich vereinbarte Lieferung von Dosen nicht erfüllen wird“.

Observador begrüßte die Entscheidung der EU, Impfstoff-Exporte stärker zu begrenzen, und nutzte dabei militärische Terminologie wie „alle verfügbaren Waffen einsetzen“.

Parallel zur Astrazeneca-Zulassung wurde die Kontroverse zwischen dem Unternehmen und der deutschen Impfkommission über die Wirksamkeit des Impfstoffs gegen die Virusvariante, die zuerst in Großbritannien aufgetreten war, auch von den portugiesischen Medien wahrgenommen. Während Público berichtete, dass die „Zulassung des Astrazeneca-Impfstoffs […] von Zweifeln an ihrer Wirksamkeit getrübt wurde“, bezog sich der Observador auf die Reaktion des Astrazeneca-Unternehmens, das „die Wirksamkeit des Impfstoffs bei Menschen über 65 Jahren entgegen der Angabe der deutschen Impfkommission garantiert“.

Die portugiesischen Behörden setzten Impfungen mit Astrazeneca am 15. März aus. Schon im Vorfeld hatten alle drei Medien über die Aussetzung in anderen europäischen Ländern berichtet, wobei die Boulevardzeitung Correio da Manhã diesem Thema die größte Aufmerksamkeit widmete. Auf die Aussetzung in Portugal reagierte Público eher nüchternund vorsichtig, Observador dagegen verteidigte den Impfstoff und betonte, dass „die Universität Oxford versichert, dass der Impfstoff von Astrazeneca sicher ist“.

Wie auch die Medien anderer europäischer Länder begannen die portugiesischen Medien Anfang Juni damit, sich stärker auf die Berichterstattung über das nationale Impfprogramm zu konzentrieren. Die einzelnen Hersteller der Impfstoffe standen kaum noch im Fokus. Das Ende der Priorisierung beim Impfen und die Möglichkeit, dass sich immer mehr Menschen impfen lassen können, gehörten zu den Hauptthemen.

Ukraine

Für die Analyse der ukrainischen Berichterstattung wurden mit Ukrainska pravda und LB.ua zwei pro-westliche Nachrichtenwebsites und mit Strana.ua eine pro-russische Boulevard-News-Plattform untersucht.

In der Ukraine konzentrierte sich die überwiegende Mehrheit der Berichterstattung über Impfstoffe auf jene, die bisher in der Ukraine im Einsatz waren:  Astrazeneca, Biontech/Pfizer und Sinovac. Moderna und Johnson&Johnson wurden hauptsächlich in kurzen Beiträgen im Auslandsressort erwähnt.

Während der Untersuchungszeiträume berichteten die drei Websites hauptsächlich in Form von Nachrichtenbeiträgen und analytischen Artikeln über die Impfstoffe; die Berichterstattung von Strana.ua enthielt jedoch auch einen gewissen Anteil an Meinungen, insbesondere an kritischen, vor allem bezüglich Astrazeneca.

Das in Indien produzierte Astrazeneca/Covishield war der erste Impfstoff, der in der Ukraine – im Februar – zugelassen wurde. Die Berichterstattung der zwei pro-westlichen Medien – Ukrainska Pravda und Lb.ua – war eher analytisch und erklärend. Strana.ua dagegen berichtete meinungslastig und zumindest im früheren Zeitraum der Analyse kritisch gegenüber Covishield und seinem indischen Ursprung. Die Beiträge wiesen darauf hin, dass dieser Impfstoff nicht derselbe sei wie Astrazeneca; dass Astrazeneca ohnehin einer der am wenigsten effizienten Impfstoffe sei; dass die ukrainische Regierung es versäumt habe, die Ukrainer mit hochwertigen Impfstoffen zu versorgen. Auch in den Nachrichtenbeiträgen von Strana.ua wurde Covishield immer wieder als „Astrazeneca für ärmere Länder“ dargestellt.

Die Berichterstattung über Biontech/Pfizer und Moderna war eher neutral und konzentrierte sich auf ihren Einsatz im Ausland, ihren Wirkungsgrad und die Perspektiven, diese Impfstoffe auch in der Ukraine einzuführen.

 

 

Projektkoordinator:

Roman Winkelhahn, Erich-Brost-Institut für Internationalen Journalismus, TU Dortmund, EJO Deutschland

 

Mitarbeiterinnnen und Mitarbeiter:

Tina Bettels-Schwabbauer, Erich-Brost-Institut für internationalen Journalismus, TU Dortmund, EJO Deutschland

Halyna Budivska, Kyiv Mohyla School of Journalism, EJO Ukraine

Sarah Karacs, Freie Universität Berlin, EJO-Fellow

Adam Szynol und Michal Kuś, Universität Wrocław, EJO Polen

Décio Telo und Ana Pinto Martinho, University Institute of Lisbon, EJO Portugal

 

Bildquelle: pixabay.com

 

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