Es gibt eine Alternative zu Wolf Schneider. Und die heißt Constantin Seibt, ist Reporter und Kolumnist beim Züricher Tages-Anzeiger. Sein Buch „Deadline“ kann man einschränkungslos empfehlen.
Es ist eine Pflichtlektüre für alle Journalisten, die in Routinen erstarrt sind und diese aufbrechen wollen. Die sich Inspiration erhoffen und hier auch wirklich bekommen. Immer aber verbunden mit einem kräftigen Schuss Kritik (am Handwerk, wie es üblicherweise ausgeübt wird) und Ironie (hinsichtlich unserer erodierenden Selbst- und Heldenbilder).
Also ist es ein Buch für uns alle. Es enthält die besten Kolumnen aus Seibts gleichnamigem Blog Deadline. Diese sind keineswegs schal geworden, nachdem die Tage ihrer digitalen Erstpublikation vergangen sind. Sondern sie sind es wert, aufbewahrt und nachgelesen zu werden. Hier geht es tatsächlich um den „Journalismus im 21. Jahrhundert“, wie der Untertitel des Blogs anspruchsvoll verheißt.
Seibt ist kein Visionär, sondern ein Kritiker und Liebhaber des Journalismus. Und immer ein Mann des offenen Wortes, nötigenfalls auch schneidend. Aus der Einsicht, warum wir träge geworden sind, weil wir nämlich „über hundert Jahre Erfolg“ hatten, will der Schweizer Reporter Konsequenzen ziehen. Er kann gnadenlos kritisieren, aber auch leidenschaftlich plädieren: für mehr Glanz in unseren Produkten, für mehr Haltung in unserem Verhältnis zur Welt. „Ein Profi recherchiert immer in zwei Richtungen“, schreibt Seibt. „Nach außen, was die Fakten sind. Und dann nach innen, ins eigene Herz, was diese Fakten bedeuten.“
Eigentlich geht es auf jeder Seite um Stil: Wann sind Adjektive klasse? Wenn sie dem Substantiv widersprechen, so Seibt. Wie in „ein mageres Schwein“. Ein dickes Buch? Nein. Aber eines, das reich ist an geistvollen Einsichten und Anregungen. Superb!
Constantin Seibt (2013): Deadline – Wie man besser schreibt. Zürich/Berlin: Kein & Aber, 320 Seiten.
Erstveröffentlichung der Rezension: Message – Internationale Zeitschrift für Journalismus Nr. 1 / 2014
Schlagwörter:Constantin Seibt, Deadline, Ironie, journalistisches Handwerk, Kritik, Recherche, Stil, Tages-Anzeiger