Während die staatlichen Medien hauptsächlich als Sprachrohr der jordanischen Medien fungieren, befassen sich einige unabhängige Medien auch mit den Auswirkungen der Corona-Krise auf die schwächeren Teile der Gesellschaft.
Der erste Fall von Covid-19 in Jordanien wurde am 2. März gemeldet. Am 17. März erließ König Abdullah II. ein Dekret, das der jordanischen Regierung weitreichende Befugnisse einräumte, um die weitere Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern. Premierminister Omar Razzaz kündigte an, dass das nationale Gesetz zur Landesverteidigung „auf einem minimalen Niveau“ in Kraft treten werde und dass das Recht auf freie Meinungsäußerung garantiert sei. Er fügte jedoch hinzu, dass die Regierung „gegen die Verbreitung von Gerüchten und Falschnachrichten entschlossen vorgehen“ werde.
Am 19. März wurde der Ausnahmezustand ausgerufen, und am 20. März verhängte die Regierung eine Ausgangssperre. Im Rahmen der Abriegelung wurde angeordnet, dass die Menschen in ihren Häusern bleiben sollten, die Grenzkontrollen verschärft würden und Hotels am Toten Meer in Quarantäneeinrichtungen umgewandelt würden. Die Regierung kündigte auch an, dass zur Minimierung der Neuinfektionen Zeitungen nicht mehr gedruckt, sondern den Abonnenten elektronisch im PDF-Format zugestellt werden sollen.
Bis zum 29. April waren 451 Fälle von Covid-19 und acht Todesfälle bestätigt worden.
Verlagerung des Fokus der Berichterstattung
Die Berichterstattung in den jordanischen Medien konzentrierte sich zunächst auf die weltweite Ausbreitung des Virus, wobei gelegentlich über den Stand der Vorbereitungen Jordaniens auf einen möglichen Ausbruch der Krankheit im Land berichtet wurde. Sobald der erste Fall von Covid-19 in Jordanien bekannt wurde, verlagerte sich der Schwerpunkt auf die innenpolitische Situation. Die Regierung begann, tägliche Pressekonferenzen abzuhalten, auf denen sie über die neuesten Zahlen (Zahl der bestätigten Fälle, Tests, geheilte Patienten) berichtete und die neuesten Entscheidungen, Dekrete und Maßnahmen bekannt gab.
Seit Beginn der Krise haben sich die jordanischen Medien an den offiziellen Verlautbarungen zur Regierungspolitik orientiert. Die Regierung hat einen Informationsfluss aufrechterhalten, der über die wichtigsten staatlichen und privaten Medien sowie über soziale Medien verbreitet wird. Die Nachrichtenmedien haben Informationen über Gesundheitsrisiken und offizielle Ratschläge an die Bevölkerung weitergegeben.
Einige unabhängige Medien wie Amman.net und 7iber haben sich mit den Auswirkungen der Krise auf die schwächeren Teile der Gesellschaft befasst. So berichtete 7iber zum Beispiel über die Auswirkungen der Abriegelung auf Gelegenheitsarbeiter, die auf Tagesbasis bezahlt werden und kein garantiertes regelmäßiges Einkommen oder einen sicheren Arbeitsplatz haben.
Einen Tag nachdem das Privatfernsehen Roya TV eine Reportage über einen jungen Mann ausstrahlte, der sich darüber beschwert hatte, dass er aufgrund der Abriegelung nicht mehr arbeiten und seine Familie nicht mehr ernähren könne, wurden der Geschäftsführer und der Nachrichtenchef des Senders verhaftet. Sie wurden gegen Kaution freigelassen, nachdem der Sender in einer Erklärung beteuert hatte, dass er die Bemühungen der Regierung zur Bekämpfung des Coronavirus unterstütze und Vertrauen in sie habe. Die Verhaftungen lenkten die Aufmerksamkeit des Komitees zum Schutz von Journalisten auf sich.
Fehlinformationen und Fact Checking
Online-Plattformen sind in Jordanien wichtig für den Austausch relevanter Informationen, allerdings häufen sich auf Facebook, Twitter, WhatsApp und Co auch Falschinformationen und Verschwörungstheorien. Der jordanische Gesundheitsminister Saad Jaber wurde zum Beispiel heftig dafür kritisiert, dass er die traditionelle Kopfbedeckung Keffiyeh als wirksame Alternative zu einer medizinischen Gesichtsmaske, die zum Zeitpunkt seines Statements knapp waren, funktionieren könnte. Jaber entschuldigte sich später dafür, dass er die Quelle dieser Fehlinformation war.
Während viele Nutzer in den sozialen Medien Fehlinformationen und Verschwörungstheorien verbreiten, spielen andere eine nützliche Rolle, indem sie ihre Anhänger auf zuverlässige Nachrichtenquellen hinweisen. Diese wichtigen Social-Media-Akteure weisen auch daraufhin, welche Kommentare, die von anderen Nutzern gepostet werden, rassistisch oder religiös unsensibel sind.
Es gibt auch einige Initiativen, die darauf abzielen, Fehlinformationen entgegenzuwirken. Dazu gehören Fatayyano.net – eine von Jugendlichen geführte Plattform zur Überprüfung von Fakten, die zum International Fact-Checking Network (IFCN) gehört – und der Jordanian Media Credibility Monitor (AKEED).
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