Die Covid-19-Pandemie hat die finanzielle Krise der Medien verschärft. Medienunternehmen sind gezwungen, neue Wege der Finanzierung in Betracht zu ziehen. In einigen Ländern könnte spendenfinanzierter Journalismus in Kooperation mit Interessengruppen ein neuer Trend werden.
In Zusammenarbeit mit der Bill & Melinda Gates Foundation hat ein Team von Studierenden der Columbia University die Beziehung zwischen Journalist*innen und Interessengruppen untersucht. In unserem Projektbericht “Calling for Coalitions: Building Partnerships between Journalists and Advocates” stellen wir Best Practices vor und geben Empfehlungen für diese immer häufiger auftretenden, von Gebern finanzierten Partnerschaften.
Der Bericht geht auf vier Kooperationen aus Afrika und Lateinamerika ein:
- Nigeria: Der kooperative Ansatz der Fact-Checking-Organisation Afrika Check zur Bekämpfung steigender Fehlinformationen im Gesundheitsbereich
- Kenia: Die Partnerschaft der Nation Media Group mit dem Fuller Project, die auf das Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern in den kenianischen Medien aufmerksam macht und ein Gender-Ressort bei Kenias größter Zeitung eingeführt hat
- Südafrika: Das datengestützte Projekt #MineAlert von Oxpeckers, einer Nichtregierungsorganisation für investigativen Umweltjournalismus, das sich für bessere Bergbaupraktiken in Südafrika einsetzt
- Peru: Die Kooperation des investigativen Journalistenteams IDL Reporteros mit anderen Journalisten und zivilgesellschaftlichen Gruppen, die das Ziel verfolgt, die Korruption der peruanischen Regierung zu bekämpfen. Diese Partnerschaft trug zur Aufdeckung des größten politischen Korruptionsskandals in der Geschichte Lateinamerikas bei.
Mithilfe von Interviews mit Journalist*innen, zivilgesellschaftlichen Organisationen, Wissenschaftler*innen, Geldgeber*innen und Regierungsvertreter*innen haben wir einige der Schlüsselelemente erfolgreicher Partnerschaften ermittelt:
- Es gibt zwar keine bestimmten Regeln oder Modelle für Kollaborationen zwischen Medien und Interessengruppen, aber sie bauen fast immer auf bereits bestehenden Beziehungen und/oder Vertrauen zwischen den beteiligten Organisationen auf.
- Trainings sind ein effektiver Ausgangspunkt für formelle Partnerschaften. Diese Art der Zusammenarbeit ist nicht nur leicht zu definieren und umzusetzen, sie bietet auch den besten Ertrag und Chancen auf künftige Allianzen.
- Der Austausch von Informationen und die Steigerung der Reichweite durch Cross-Publishing sind die häufigsten Aktivitäten im Bereich der informellen Zusammenarbeit.
- Es ist schwierig, journalistische Wirkung zu messen; und die Vorstellungen der Journalisten darüber, was diese Wirkung ausmacht, stehen manchmal im Widerspruch zu denen der Geber und der zivilgesellschaftlichen Organisationen.
- Die meisten Journalisten und Redaktionen geben an, dass sie selbst gar keine spezifischen Interessen vertreten, aber die gegenseitige Abhängigkeit zwischen Interessengruppen und Journalismus lässt die Grenzen verschwimmen.
Im Folgenden geben wir einige Empfehlungen für erfolgreiche Partnerschaften, die journalistische Standards nicht beeinträchtigen. Sie sollen eine Orientierungshilfe und einen Rahmen für künftige Partnerschaften bieten, die sowohl den Zielen unabhängiger Medien als auch denen von Interessengruppen entgegenkommen – und gleichzeitig beiden erlauben, ihrem Auftrag treu zu bleiben.
- In jeder Partnerschaft, und sei sie noch so informell, sollte es ein umfassendes Verständnis von und eine Einigung über Rollen und Grenzen geben.
- Training ist ein effektiver Ausgangspunkt für formelle Partnerschaften, aber es gibt auch indirektere Wege für Interessengruppen und Geldgeber, Journalisten zu unterstützen. So könnten sie investigativen Journalismus auch durch einen verbesserten Zugang zu Informationen und zuverlässigen Daten in Ländern, in denen dieser begrenzt ist, stärken.
- Interessengruppen sollten das tun, wozu Journalisten nicht in der Lage sind. Journalisten sollten Probleme aufdecken und die Öffentlichkeit darüber informieren. Interessengruppen sollten sich darauf konzentrieren, für Lösungen dieser Probleme zu plädieren und die Öffentlichkeit zum Handeln zu mobilisieren.
Der Bericht “Calling for Coalitions: Building Partnerships between Journalists and Advocates” wurde von Studierenden der Columbia Journalism School und der School of International and Public Affairs, Yi Chen, Gregory Francois, Ritubhan Guatam, Shruti Kedia, Michelle Meza, Mingqi Song, Jack Truitt und Emily Wymer, unter der Leitung von Professorin Anya Schiffrin herausgegeben.
Die Zusammenfassung der Ergebnisse wurde zuerst auf der englischen EJO-Seite veröffentlicht.
Schlagwörter:Afrika, Bill & Melinda Gates Foundation, Finanzierung, Interessengruppen, Kollaboration, Lateinamerika, spendenfinanzierter Journalismus