Pakistan: Die Corona-Krise und die Medien

23. März 2020 • Aktuelle Beiträge, Internationales, Qualität & Ethik • von

Pakistanische Medien helfen, die Bevölkerung in Hinblick auf Hygieneregeln und soziale Distanz zu sensibilisieren. 

Die wichtigsten Themen, die derzeit von pakistanischen Medien im Zusammenhang mit der Corona-Krise diskutiert werden, sind folgende:

1) Schuldenerlass für arme Länder: Die Auswirkungen der Corona-Krise auf die Wirtschaft Pakistans ist ein heißes Thema in den Medien, zumal das Land derzeit ein Rettungspaket des Internationalen Währungsfonds (IWF) durchläuft, das die Mittelschicht und die Armen massiv steuerlich belastet, das BIP-Wachstum verlangsamt, eine massive Inflation verursacht und das öffentliche Entwicklungsprogramm des Landes gestoppt hat. Der pakistanische Premierminister hat an die Internationalen Finanzinstitutionen (IFIs) und die G-8-Mitgliedstaaten appelliert, einen Schuldenerlass für die armen Regionen Südasiens und Afrikas, deren Volkswirtschaften schwer durch die Corona-Krise getroffen sind, in Erwägung zu ziehen.

2) Grenzschließungen: Ein weiteres wichtiges Thema in der medialen Debatte ist die Schließung der Grenzen zu Afghanistan und Iran und der Aufbau von Quarantäneeinrichtungen an Grenzübergängen. Die Grenzschließungen wirken sich auf Import- und Exportunternehmen aus und beeinflussen damit massiv die Wirtschaft. Auch die Zusammenführung von Familien ist davon betroffen.

3) Nationaler Notstand: Die pakistanische Regierung hat etwas widerstrebend und verspätetet den nationalen Notstand verhängt und unter ihm Bildungseinrichtungen geschlossen, Regierungsangestellte über 50 Jahren in den Urlaub geschickt sowie religiöse und gesellschaftliche Zeremonien und Feierlichkeiten verboten. Der mit Pilgerfahrten verbundene religiöse Tourismus nach Saudi-Arabien ist ausgesetzt, das Cricket-Turnier der Pakistan Super League (PSL) wurde unterbrochen. Medien haben über alle Maßnahmen sehr ausführlich berichtet.

4) Szenario einer Lebensmittel- und Medikamentenknappheit: Pakistan ist in Bezug auf die Nahrungsmittelversorgung autark, aber die derzeitigen Hamsterkäufe sind eine große Herausforderung, die auch in den Medien thematisiert wird.

5) Sensibilisierung der Öffentlichkeit: Um die Verbreitung des Coronavirus zu verlangsamen, beteiligen sich die Medien auch aktiv an der Verbreitung von Botschaften, die die Öffentlichkeit über die Wichtigkeit von sozialer Distanz und anderen Sicherheitsmaßnahmen informieren. Viele Informationen über das Coronavirus werden auch über soziale Medien verbreitet. Die Regierung hat schon davor gewarnt, dass jeder, der Panik verbreitet, strafrechtlich verfolgt wird.

6) Familie und Religion: Viele Medien haben die Bevölkerung dazu aufgerufen, sich an die Schließung aller Gebetsstätten und der Verschiebung religiöser und gesellschaftlicher Zeremonien zu halten – eine große Herausforderung in einer Gesellschaft, in der große Familienzusammenkünfte eine wichtige Rolle spielen. Bisher waren die Medien in dieser Hinsicht erfolgreich, da nun offenbar allgemein anerkannt wird, wie wichtig es ist, strenge Hygienemaßnahmen zu befolgen und soziale Distanz zu wahren.

7) Regionaler Ansatz: Die Medien diskutieren auch die Möglichkeiten einer regionalen Zusammenarbeit in der Corona-Krise. Die Regierungen von Pakistan, Afghanistan, Iran, China und Indien arbeiten in dieser Frage bereits eng zusammen. Es sind jedoch Forderungen nach einem gemeinsamen regionalen Ansatz zur Bekämpfung der Krise laut geworden, der alle südasiatischen und zentralasiatischen Länder und sogar Russland umfassen könnte.

 

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