Wie drei US-Medien über den Beginn der Pandemie berichteten

9. September 2020 • Aktuelle Beiträge, Internationales, Qualität & Ethik • von

Unser Autor hat anhand einer Überschriften-Analyse untersucht, wie drei US-Medien verschiedener politischer Ausrichtung – CNN, Reuters und Fox News – den Beginn der Corona-Krise darstellten.

Im Rahmen einer Analyse habe ich mir die Überschriften von Beiträgen angeschaut, die im Februar und März 2020 auf drei US-amerikanischen Nachrichtenwebsites veröffentlicht wurden: 324 Artikel von CNN (liberal), 165 Artikel von Reuters (neutral) und 539 Artikel von Fox News (rechtsgerichtet). Ich habe analysiert, wie objektiv diese Medien die Pandemie darstellten, wie seriös die verwendete Sprache war (wurden zum Beispiel Witze gemacht?), ob die Überschriften rein informativ oder eher bewertend waren und wie sie Präsident Trumps Umgang mit der Situation beurteilten. Die von mir vorgenommene politische Einordnung dieser Medien bezieht sich auf die Ergebnisse einer Umfrage des Pew Research Center von 2014 und einen Forschungsleitfaden der  Bibliothek der University of Michigan.

Bis zum 1. Februar 2020 gab es in den USA nur 11 bestätigte Fälle des „Coronavirus aus Wuhan“, wie es damals genannt wurde. Alle drei untersuchten Medien fokussierten sich zu dieser Zeit auf die bekannten Fakten über das Virus und wie es Handel, Reisen und Einreisebeschränkungen in die USA beeinflusste; außerdem äußerten sie die Hoffnung, dass die Verbreitung des Virus aufgehalten werden könne. Nur Fox News veröffentlichte Überschriften, die das Thema wohl „auflockern“ sollten wie „In China tragen sogar Katzen Masken“ oder „In der Corona-Pandemie liefert eine Bar in Phoenix gratis Klopapier mit der Bestellung“. Fox News empfahl seinen Lesern außerdem das „bewährte Hausmittel“ heißer Whiskey mit Honig gegen die Krankheit. Humor und Anekdoten könnten als Versuch gewertet werden, den Ernst der Lage herunterzuspielen oder sie sogar auf die leichte Schulter zu nehmen – zum Beispiel, als der Nachrichtensender über „die Suche nach einem griffigen Namen“ für die Krankheit berichtete, die sich zu diesem Zeitpunkt bereits in 23 Ländern weltweit ausgebreitet und mehr als 360 Menschen das Leben gekostet hatte.

Die Pandemie als Politikum

Bis Ende Februar berichteten die drei Medien vorwiegend in einem informativen, objektiven Ton. Dann allerdings begannen CNN und Reuters, eine Sprache zu verwenden, die Kritik am Präsidenten und Zweifel an dessen Fähigkeiten zum Krisenmanagement andeutete. Die Verwendung von Formulierungen wie „uneindeutige Botschaften“ oder „Jagd nach möglichen Reaktionen“ weist deutlich auf fehlendes Vertrauen hin. Fox News begann, die Krise mit Politik in Verbindung zu bringen, als es nach den ersten offiziellen Corona-Toten am 29. Februar 2020 die Demokraten beschuldigte, die Pandemie zu „politisieren“.

Als die Krise im März weiter eskalierte, spielte Fox News dies noch immer herunter, indem es Corona wiederholt mit der Grippe verglich, während Reuters seinen Lesern schon längst den Unterschied zwischen den beiden Erregern und den daraus entstehenden Krankheiten erklärte. Dies markiert einen bedeutenden Unterschied in der Berichterstattung zwischen Fox News und den beiden anderen Medien. Von diesem Moment an berichtete Fox News in zunehmend optimistischem Ton über die Krise, was als Versuch, den Präsidenten zu schützen und zu unterstützen, gedeutet werden kann. Reuters und CNN hingegen wurden zunehmend kritischer. So wiesen beide auf Unklarheiten in Trumps Aussagen über das Virus hin, die Fox News nie ansprach.

Fehlinformationen im Fokus

Diese Unterschiede zeigen sich auch in den Überschriften zu Beiträgen, in denen es um Trumps negative Reaktion auf die Fragen des CNN-Reporters Jim Acosta zur Pandemie ging. Dieser hatte den Präsidenten auf dessen Aussage angesprochen, das Virus würde „wie durch ein Wunder“ verschwinden. Fox News konzentrierte sich auf die Antwort des Präsidenten und titelte, er habe den Reporter „weggeblasen“ – mit dieser Wortwahl suggeriert FOX News, dass der Präsident den Journalisten zu Recht und wortgewandt korrigiert habe. CNN hingegen konzentrierte sich auf den Grund für die Frage, nämlich auf die falschen Informationen, die der Präsident zuvor verbreitet hatte.

Der Vergleich der Überschriften zeigt, dass sich die US-amerikanischen Medien mit dem Verlauf der Pandemie immer deutlicher auf verschiedene politische Seiten schlugen. Reuters blieb weitestgehend neutral, CNN äußerte immer mehr Kritik am Präsidenten und dessen scheinbar gescheitertem Krisenmanagement und Fox News ließ Trumps Aussagen und Reaktionen in einem positiveren Licht erscheinen.

 

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Übersetzt aus dem Englischen von Johanna Mack. 

Bildquelle: pixabay.com

 

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