Die Online-Zeitung Amal, Hamburg! versorgt arabisch- und persischsprachige Communities in der Hansestadt mit den wichtigsten Lokalnachrichten des Tages. Über ein Projekt, das Menschen eine Stimme gibt und Integration fördert.
Nachdem Nilab Langar vor den Morddrohungen in ihrer Heimat Afghanistan nach Deutschland geflohen war, glaubte die Journalistin, ihren Beruf vollends aufgeben zu müssen. Zu hoch waren die sprachlichen Hürden, zu groß die Unsicherheit. Doch dann entdeckte Langar die Nachrichtenplattform Amal, Hamburg! – und mit ihr eine neue Heimat.
Amal, Hamburg! ist eine lokale Online-Zeitung für geflüchtete oder zugewanderte Menschen aus Syrien, Afghanistan und dem Iran. Das Projekt wurde 2019 als Ableger der Internetplattform Amal, Berlin! gegründet, die 2016 entstand. Ins Leben gerufen von den deutschen Journalistinnen und Schwestern Cornelia Gerlach und Julia Gerlach, soll die Zeitung Neuankömmlingen in Deutschland eine Informationsquelle bieten und Medienschaffenden im Exil eine Perspektive. Mithilfe von Fördergeldern der Körber-Stiftung und der Evangelischen Kirche werden die Redakteurinnen und Redakteure in Teilzeit oder als feste Freie beschäftigt. Sie berichten über lokales Tagesgeschehen auf Arabisch, in den persischen Sprachen Farsi und Dari und teils auch auf Deutsch.
„Bei Amal, Hamburg! können wir uns mit der Community hier in Deutschland austauschen“, sagt der syrische Journalist Mutaz Enjila. Gleichzeitig werde die Gemeinschaft durch die Nachrichtenplattform über aktuelle Debatten in Kenntnis gesetzt, die wegen Sprachbarrieren sonst schwer zugänglich sind.
Das ist besonders während der Pandemie wichtig. „Die Informationen, die in der deutschen Mehrheitsgesellschaft selbstverständlich sind, erreichen die Communities oft gar nicht“, erklärt Zeitungsgründerin Cornelia Gerlach. „Über die Kontaktbeschränkungen und Polizeikontrollen während des Lockdowns mussten auch Menschen informiert werden, die nicht die Tagesschau sehen. Da sind unsere Websiteklicks explodiert.“
Neben Artikeln über Politik, Kultur und Gesellschaft veröffentlicht Amal jeden Tag die fünf wichtigsten Nachrichten aus deutschen Zeitungen. Dabei achtet die Redaktion auch auf Themen, die in ihren Augen von gängigen Medien vernachlässigt werden. Im letzten Sommer, erinnert sich Journalistin Nilab Langar, stand eine lokale Flüchtlingsunterkunft unter Quarantäne, „aber in den Medien hat man nicht einmal drei oder vier Tage später davon gelesen“.
Ab August will Amal durch Berichterstattung über den Bundestagswahlkampf neben medialer Inklusion auch politische Teilhabe fördern. Etwa 80.000 Menschen aus arabischen Ländern, Afghanistan oder dem Iran haben inzwischen die deutsche Staatsbürgerschaft bekommen. Diese Bevölkerung möchte Amal gut informieren und zum Wählen animieren, sagt Cornelia Gerlach.
Damit hilft die Plattform auch im wahrsten Sinne des Wortes, Menschen eine Stimme zu geben und ihnen Zugang zur Demokratie zu verschaffen. So wie Amal ein fester Bestandteil der deutschen Medienlandschaft werden soll, so sollen die Leserinnen und Leser zur deutschen Gesellschaft gehören. „Wir bringen Kulturen zusammen“, fasst Mutaz Enjila zusammen. „Dafür arbeiten wir bei Amal.“
Schlagwörter:Afghanistan, Amal Hamburg!, Arabisch, Farsi, Iran, Lokaljournalismus, Persisch, Syrien