Während die meisten Medienexperten den definitiven Untergang der Tageszeitung prognostizieren, ist der Entwickler des Readerscan-Verfahrens, Carlo Imboden, der Ansicht, dass vor allem die Lokalzeitung eine Zukunft haben kann – wenn sie den Wandel schafft.
Die Verlage müssten sich noch bewusster darüber werden, dass das Lokale immer entscheidender für die Kaufbereitschaft der Leser werde, sagt Imboden nun im Interview mit der Drehscheibe.
Mit Hilfe des Readerscan-Verfahrens, bei dem der Leser mit einem elektronischen Lesestift kennzeichnet, welche Textteile er zur Kenntnis nimmt und an welchen Stellen er aus Texten „aussteigt“, hat Imboden festgestellt, dass der Lokalteil einer Tageszeitung heute intensiver gelesen wird als der Mantel. Vor ein paar Jahren war das noch anders: Als Imboden 2006 anfing, das Leseverhalten elektronisch zu messen, wurden die Mantelteile intensiver rezipiert als die Berichte aus dem Lokalen.
Viele Leser würden nun bereits am Vortag die – meist überregionalen – Nachrichten im Internet lesen, die am nächsten Tag im Mantelteil stehen, so Imhof, weshalb sich ihr Leseinteresse verlagere: In der Zeitung suchen sie am nächsten Tag nun die lokalen Informationen, die sie online nicht bekommen könnten.
Er fordert relevantere Informationen im Lokalen – es dürfe keine Ansammlung von Feuerwehr- und Anglervereinsberichterstattung bleiben, „damit stirbt die Zeitung“. Die Lokalredakteure müssten vielmehr herausfinden, was die Bevölkerung beschäftige und diese Themen in der Zeitung aufgreifen. Wenn der Lokalteil diesen Wandel schaffe, werde die Zeitung „eine großartige Zukunft haben“, so Imboden.
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