Stephan Russ-Mohl fordert mehr Zusammenarbeit zwischen den Medien – nicht nur beim Widerstand gegen Donald Trump.
Mitte August haben sich 350 US-Zeitungen in ihren Editorials gegen das ständige Media Bashing von Donald Trump gewandt. Rasmus Kleis Nielsen, Forschungsdirektor am Reuters Institute for the Study of Journalism in Oxford, sieht darin einen ersten Schritt, um der Aggression autoritärer politischer Führer gegenüber unabhängigem Journalismus Einhalt zu gebieten. Die Presse würde weltweit von Populisten attackiert, gerade weil sie nicht der „Feind des Volkes“ sei.
Gewiss lässt sich trefflich darüber streiten, ob eine solch defensive, einmalige Aktion etwas bewirkt – oder womöglich nur dem ohnehin erstarkenden „Führerkult“ und damit den Gegnern von Pressefreiheit in die Hände spielt. Eines scheint indes sicher zu sein: Medien und Journalisten generieren für ihre Anliegen und ihre Arbeit mehr Aufmerksamkeit, wenn sie kooperieren. Das ist auch die Kernbotschaft von Magda Konieczna. In ihrem neuen Buch „Journalism without Profit“ befasst sie sich mit der Frage, was Non-Profit-Journalismus so erfolgreich macht, obschon die nichtkommerziellen Newsmedien im Vergleich zu den ressourcenstärkeren Anbietern auf den ersten Blick eher von marginaler Bedeutung sind.
Kooperation macht den Unterschied
Koniecznas These: Zusammenarbeit macht den Unterschied. Gerade durch das gemeinsame Erarbeiten, aber auch durch das Teilen von Rechercheergebnissen mit größeren, kommerziellen Medien würden Non-Profit-Organisationen und -Infrastrukturen wie Pro Publica oder das Center for Investigative Reporting ihre Relevanz gewinnen.
Projekte wie die Panama Papers und die Paradise Papers haben gezeigt, was für Potentiale in Coopetition stecken, also in der Kooperation („cooperation“) unter Wettbewerbern („competition“). Gerade für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk ließen sich hier neue Betätigungsfelder finden, um im Interesse der Allgemeinheit den Mächtigen auf die Finger zu klopfen, statt ihnen nur als Sprachrohr zu dienen.
Magda Konieczna, Journalism without Profit. Making News when the Market Fails, Oxford University Press, 2018
Erstveröffentlichung: tagesspiegel.de vom 2. September 2018
Bildquelle: pixabay.com
Schlagwörter:Donald Trump, kollaborativer Journalismus, Kooperation, Magda Konieczna, Panama Papers, Paradise Papers