Starke Medienkonzentration

30. September 2005 • Medienökonomie • von

Neue Zürcher Zeitung, 30. September 2005

Ein Buch über die Situation in Österreich
Dass Verleger sich öffentlich bekriegen, gerade weil sie gemeinsam an bestimmten Objekten ihrer Begierden beteiligt sind, kommt nicht allzu oft vor. Aber wenn es geschieht, fliegen meist die Fetzen. So war das zwischen Springer und Burda, später zwischen Springer und Kirch, und so war und ist das in Österreich zwischen dem starrsinnigen Hans Dichand und seinen von ihm ins Haus geholten Miteigentümern der «Kronen-Zeitung», der Essener WAZ-Gruppe.

Harald Fidler, Medienredaktor beim «Standard», beschäftigt sich nicht nur mit dem Fingerhakeln der beiden Titanen, sondern skizziert mit spitzer Feder die medialen Zu- und Besitzstände im Nachbarland, die er für alles andere als normal hält: «Österreichs Medien sind so hoch konzentriert wie kaum welche in Europa, wie wenige in der Welt.» Ablesbar ist das allein schon an einer einzigen Zahl: Die «Kronen-Zeitung» erreicht mit ihrer Auflage von 850 000 Exemplaren 43,8 Prozent aller Österreicher. Einen beträchtlichen Anteil an dieser Sondersituation hat aber auch das mit Abstand grösste österreichische Medienunternehmen, der ORF – ein Koloss, bei dem es, wenn man Fidler glauben darf, oft recht grotesk zugeht. Während beispielsweise anderswo Mitarbeiter «outgesourct» werden, um die Personalkosten zu senken, ist es beim ORF dem Personalrat noch im Jahr 2004 geglückt, rund 1000 freie Mitarbeiter in Festanstellungen überzuführen.

Das Buch ist Pflichtlektüre für jeden, der sich über Österreichs Medien informieren möchte. Es ist frech und mit schwarzem Humor geschrieben. Durststrecken gibt es ebenfalls, denn vieles ist anekdotisch geschildert.

 

Harald Fidler: Im Vorhof der Schlacht. Österreichs alte Medienmonopole und neue Zeitungskriege. Falter-Verlag, Wien 2004.

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