Satellitenfernsehen in der islamischen Welt

8. Februar 2010 • Digitales • von

 

In den letzten 20 Jahren ist der Markt der internationalen TV-Kanäle innerhalb der arabischen Welt geradezu „explodiert“.

Zu diesem Ergebnis gelangt eine Studie des Reuters Institute der Oxford University, welche die Informations- und Kommunikationsnetzwerke der arabischen Welt erforscht. Insbesondere geht es dabei um die Entstehung und Verbreitung von Satellitenkanälen mit islamischem Inhalt.

Für Mohamed El Sayed, Verfasser der Studie “Religious Islamic Satellite Channels A Screen That Leads You to Heaven” beginnt die Satelliten-Revolution im Jahr 1990, im Vorfeld des ersten Golfkrieges. In diesem Jahr hätten arabische Unternehmer und Regierungen den Nutzen von Mediennetzwerken für den Ausbau ihrer Einflussgebiete erkannt. Zuvor sei  Information vor allem auf lokaler Ebene ausgetauscht worden.

Dann sei es wichtig geworden, der arabischen Welt ein internationales Antlitz zu geben, in erster Person zu sprechen und Millionen von Arabern in Europa und Amerika einen direkten Referenzpunkt zu offerieren. Vor allem seien  Sender entstanden, die sich islamischen Gedankenguts bedienen. Dem Autor der Studie zufolge gibt es bis heute rund 30 religiöse Kanäle, die über Satellit nicht nur alle arabischen Länder, sondern die ganze Welt erreichen, sowie ungefähr 300 weitere mit nicht ausschliesslich religiösem Inhalt. Aus geschäftlicher Sicht biete die islamisch-arabische Welt mit rund 300 Millionen Menschen, welche dieselbe Sprache sprechen, einen grossen Markt.

Der erste vom Islam geprägte Sender, Iqraa, wurde 1998 vom Saudi-Arabischen Milliardär Saleh Kamel lanciert. 2006 folgte die Gründung von Al-Resala, finanziert vom Unternehmer Walid bin Talal. Dieser Sender wurde gegründet, um eine gemässigte, moderne Version des Islams zu fördern und damit den Einfluss von radikalen Gruppen wie Al-Qaeda einzudämmen. Tareq Al-Suwaidan, Produzent des Kanals, erklärte, es gäbe so viele Leute, die Hass und Krieg verbreiten, dass er es als seine Pflicht ansehe, Frieden und Liebe als Grundkonzepte des Islam zu propagieren.

Die Studie des Reuters Institute analysiert auch den Spagat, den die arabische Welt heutzutage angesichts der Rivalität zwischen diversen religiösen Gruppen zu vollbringen versucht. Sie hilft damit eine Welt zu verstehen, welche obwohl sie – nicht zuletzt dank des Satellitenfernsehens – Millionen erreicht, dem Grossteil der Menschen im Westen bisher unbekannt geblieben ist.

Bildquelle: Christopher Robbins / Flickr CC

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