Während der technologische Wandel sich in den Medien in Westeuropa und den USA graduell vollzogen hat, traf er die Medien in Albanien plötzlich und unvorbereitet. Zugleich leiden die albanischen Medien unter einer wirtschaftlichen Krise. So verlieren sie nicht nur ihr Publikum, sondern auch ihre Anzeigenkunden. Um bestehen zu können, müssen sich die albanischen Medien einigen Herausforderungen stellen.
Herausforderung Nr. 1: Neue Informationstechnologien
Das Selbstverständnis albanischer Journalisten muss sich ändern. Weder Ausbildung noch Erfahrungen haben bislang albanische Journalisten auf die neuesten Informationstechnologien und auf die Kommunikation mit zunehmend interaktiven Mediennutzern vorbereitet. So treten z.B. in Medienforen Journalisten nur selten in Dialog mit ihrem Publikum. Auch um einen Journalismus mit Mehrwert zu bieten, sind Journalisten, die mehr Input geben, gefragt. Heutzutage ist es wichtiger denn je, Ereignisse und Informationen einzuordnen und Fragen nach dem Wie und Warum zu beantworten.
Herausforderung Nr. 2: Mut zu eigenen Themen und Unabhängigkeit
Die albanischen Medien müssen ihr veraltetes Generalisten-Profil ablegen. In der albanischen Medienlandschaft fehlen Nischenmedien. Darüber hinaus käuen lokale Medien meistens nur schon bekannte Informationen von überregionalen Medien wieder – und bieten so ihren lokalen Communities keinen Mehrwert. Aufgrund der starken Verflechtung zwischen Medien und Politik werden vor allem Zeitungen von politischen und polarisierenden Informationen sowie Kommentaren geprägt. Im Fernsehen sieht es zur Hauptsendezeit ähnlich aus; dann dominieren politische Meinungs- und Debattensendungen das Programm.
Herausforderung Nr. 3: Zeitgemäßes Redaktionsmanagement
Albanische Medien müssen ihr Redaktionsmanagement reformieren und damit die Entwicklung des Online-Journalismus fördern. Printmedien sollten nicht länger ihren Online-Auftritt als eine elektronische Kopie ihrer Zeitung betrachten. Das Online-Publikum erwartet eine andere Art der Berichterstattung. Online-Journalismus muss schnell und aktuell sein sowie verschiedene Multimedia-Elemente wie Text, Bild und Ton miteinander kombinieren. Albanische Medien schlagen stattdessen bislang oftmals den einfachsten Weg ein: sie veröffentlichen gekürzte Versionen der Artikel, die schon in der Zeitung erschienen sind. Förderlich für einen guten Online-Journalismus wären Online-Only-Redaktionen oder Redaktionen, die für verschiedene Plattformen arbeiten.
Originalversion auf Albanisch: Sfida përpara mediave shqiptare
Aus dem Englischen übersetzt und modifiziert von Tina Bettels.
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Schlagwörter:Albanien, Anzeigenkunden, Krise, lokale Medien, Online-Journalismus, Politik, Publikum, Redaktionsmanagement