Neues Lehrbuch bereitet Einsteiger vor

4. Juli 2013 • Ausbildung • von

„Es gibt Praxis-Lehrbücher und wissenschaftliche Lehrbücher über den Journalismus – aber fast kein Lehrbuch, das versucht, beide Arten von Wissen gemeinsam zu präsentieren“, heißt es im Vorwort des neuen Lehrbuchs „Grundlagen des Journalismus“ von Christoph Neuberger und Peter Kapern.

Genau das machen die beiden Autoren in ihrem Buch: Sie beleuchten ein Thema aus zwei Perspektiven – aus Sicht der Praxis und aus Sicht der Wissenschaft. Christoph Neuberger ist Professor für Kommunikationswissenschaft mit dem Schwerpunkt „Medienwandel“ an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Peter Kapern arbeitet seit 1989 für den Deutschlandfunk; er ist Moderator, hat als Korrespondent in Brüssel und Düsseldorf gearbeitet und die Redaktion „Innenpolitik“ geleitet.

„Grundlagen des Journalismus“ ist der mittlerweile vierte Band der Reihe „Kompaktwissen Journalismus“, die Im VS Verlag für Sozialwissenschaften erscheint. Die Reihe basiert auf dem Zusammenspiel von Forschung und Praxis: Ein Kommunikationswissenschaftler und ein Medienpraktiker schreiben gemeinsam ein Lehrbuch – der Wissenschaftler stellt praxisrelevante Forschungsergebnisse vor, der Medienpraktiker gibt Einblick in den journalistischen Alltag. Gemeinsam analysieren sie, welchen Herausforderungen sich Journalisten künftig stellen müssen.

Grundlagen des Journalismus_2Das nun vorliegende Lehrbuch beginnt mit der Beantwortung der Frage, was ‚Journalismus’ überhaupt ist, und endet mit den Herausforderungen, vor welchen der Journalismus im Internetzeitalter steht. Dazwischen erläutern Neuberger und Kapern sehr präzise und anschaulich die Grundlagen des Journalismus. In jedem Kapitel werden Lernziele aufgestellt und kurze Zusammenfassungen gegeben.

So definieren sie die journalistischen Darstellungsformen Nachricht, Feature, Reportage, Interview und Kommentar – und diskutieren ihre Bedeutung für die unterschiedlichen Mediengattungen, von Print über Rundfunk bis Online. Im Kapitel „Macht des Journalismus“  beschreiben erst Medienpraktiker ihr journalistisches Selbstverständnis, dann erklärt Neuberger verschiedene Theorien über den Einfluss der Medien wie die Schweigespirale und reziproke Effekte.

Auch das Thema „Unabhängigkeit im Journalismus“ wird von zwei Seiten beleuchtet: Journalisten erzählen, wie sie im Arbeitsalltag mit PR umgehen und veranschaulichen das Verhältnis von Politik und Medien. Im Forschungsteil werden Ergebnisse von Studien aus dem Bereich präsentiert, u.a. die „Worlds of Journalism“-Studie von Thomas Hanitzsch, der in einer internationalen Befragung jeweils 100 Journalisten in 17 Ländern nach ihrer Wahrnehmung von Einflüssen auf ihre Arbeit gefragt hat.

In den beiden Kapiteln über Qualität und Objektivität im Journalismus beschreiben Medienpraktiker, welche Rolle Blattkritik und Textkontrolle im täglichen redaktionellen Qualitätsmanagement einnehmen; im wissenschaftlichen Part kommt die Qualitätsforschung zu Wort. Es werden Qualitätskriterien im Journalismus wie Objektivität, Transparenz und Relevanz erläutert und auf Regeln für einen kritischen-rationalen Journalismus eingegangen.

Neuberger und Kapern erläutern zudem in einem praktischen und einem wissenschaftlichen Teil, wie Medien mit Publikumsreaktionen umgehen und ihre Nutzer einbinden, bevor sie gemeinsam einen Ausblick auf die Zukunft des Journalismus geben, Ursachen, Merkmale und Folgen der Zeitungskrise beschreiben und Vor- und Nachteile des Newsrooms-Konzepts für Zeitungsredaktionen schildern.

In den Praxisteilen der einzelnen Kapitel werden typische Alltagssituationen geschildert, die veranschaulichen, wie Journalisten als Freie oder Angestellte in Zeitungs- und Onlineredaktionen und beim Rundfunk arbeiten. Kapern zitiert dabei aus journalistischen Texten und aus Interviews, die er für dieses Buch mit Journalisten geführt hat. In den wissenschaftlichen Teilen gibt Neuberger unter Rückgriff auf Studienergebnisse einen Überblick. Sie zeigen Ursachen und Folgen journalistischen Handelns auf, und sie hinterfragen die journalistische Praxis.

Die Autoren wissen: Was in der Wissenschaftler-Community als bahnbrechende Erkenntnis gilt, ist oft weit entfernt von jeder praktischen Verwertbarkeit. Und das muss es auch sein, schreiben sie. Auch eine Forschung, die anwendungsbezogen sei, könne und wolle Journalisten und Redaktionen keine Patentrezepte liefern. Die Wissenschaft könne sie aber zum Nachdenken anregen, Alternativen aufzeigen und Veränderungsprozesse anstoßen.

Neuberger, Christoph; Kapern, Peter (2013): Grundlagen des Journalismus. Kompaktwissen Journalismus. Wies­baden: Springer VS

Bildquellen: Alexander Hauk / bayern-nachrichten.de / pixelio.de und Springer VS

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