Online: “Von Natur aus chaotisch”

6. April 2010 • Qualität & Ethik • von

Mihai Coman von der School of Journalism and Mass Communication der Universität Bukarest spricht im EJO-Interview über Media Accountability und Ethik im Internet.

Herr Coman, gibt es in Rumänien erfolgreiche Beispiele für Media Accountability?

Das hängt von der Perspektive ab. Auf institutioneller Ebene gibt es schon einige Beispiele, die man als erfolgreich bezeichnen könnte. Es gibt in Rumänien einen Ethik-Kodex, den alle journalistischen Vereinigungen akzeptiert haben und der nun angewendet wird. Das öffentlich-rechtliche Fernsehen hat sogar einen Ombudsmann eingeführt.    

Aus gesellschaftlich-soziologischer Perspektive müssen wir uns allerdings die Frage stellen, wer den Journalismus wirklich kontrolliert. Es ist ein stetiger Kampf zwischen Journalisten in Führungspositionen und der unteren Hierarchieebene, zwischen Eigentümern der Medienunternehmen und den Redaktionen, zwischen Politikern und Medienschaffenden – sie alle wollen das Feld beherrschen.

Wir befinden uns in Rumänien weiterhin in einem Transformationsprozess. Wir hatten angenommen, dass der Wechsel zum Kapitalismus schnell ginge. Aber nun stellen wir fest, dass so etwas länger Zeit braucht als nur ein paar Jahre.

Sollte Ihrer Meinung nach für den Online-Journalismus ein neuer Ethik-Kodex entwickelt werden?

Die Frage ist doch, wie man überhaupt Online-Journalismus definiert. Wenn jemand einen Blog über, sagen wir mal Pferderennen, schreibt, heißt das ja nicht, dass er ein Online-Journalist ist. Die meisten Blogs legen den Schwerpunkt zudem auf Meinungen, nicht auf Fakten. Für Journalisten zählen aber nun mal Fakten, nicht Meinungen. Ich denke also nicht, dass man Blogger als Journalisten bezeichnen kann. Online-Journalisten sollten sich nach dem existierenden Ethik-Kodex richten. Alles andere, was online stattfindet, kann nur sehr schwer reguliert werden. Es ist halt von Natur aus chaotisch und unstrukturiert.

Was war eine der wichtigsten Innovationen im Journalismus in Rumänien  in der jüngsten Vergangenheit?

Fraglos die Entwicklung eines Journalismus, der die Meinungsfreiheit fördert, in den alten wie neuen Medien. Dann gibt es noch die Social Media, die auch vor Rumänien nicht halt machen. Online-Netzwerke sind auch hier schwer im Kommen. In letzter Zeit sind auch immer mehr Podcasts online zu finden – die gefallen mir persönlich besser als Blogs.

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