Was aus Serientätern wird

21. November 2007 • Qualität & Ethik • von

Schweizer Journalist Nr. 10 + 11

Eine Studentengruppe der Columbia University hat sich mit journalistischen Fehlleistungen befasst, die in die Schlagzeilen geraten sind. Die Studierenden haben recherchiert, was aus den „schwarzen Schafen“ geworden ist, die mit Fälschungen und Plagiaten ihre Leser in die Irre geführt haben – oftmals als Serientäter, die lange Zeit unentdeckt geblieben sind. 

Insgesamt sieben prominenten Sündern haben sie nachgespürt – darunter Janet Cooke, die 1980 für eine gefälschte Story über einen heroinabhängigen Jungen in der Washington Post einen Pulitzer Preis erhalten hatte, sowie Jayson Blair, dem in mindestens 36 Beiträgen, die er im Zeitraum von Oktober 2002 bis Mai  2003 in der New York Times veröffentlichte, „Unregelmässigkeiten“ nachgewiesen wurden.

Die Beruhigungspille: Keiner der einstmals prominenten Journalisten hat in den USA neuerlich im Informations-Journalismus Fuss gefasst – anders als beispielsweise Tom Kummer, der in der Schweiz und Deutschland zweite und dritte Chancen erhielt, seine Fälscheraktivitäten fortzusetzen. Alle Redaktionen haben auf die Vorfälle auch mit zusätzlichen Kontrollen reagiert. Was leider nicht zu erfahren ist, aber wohl die „eigentliche“ investigative Story wäre: Was ist aus den Chefs geworden? Hat ihre Nachlässigkeit im Umgang mit Mitarbeitern zu irgendwelchen Konsequenzen geführt? Bekannt ist, dass der Chefredaktor der New York Times, Howard Raines, seinen Sessel wegen Jayson Blair räumen musste. Über Matthew V. Storin, der als Redaktionschef des Boston Globe gleich in zwei Aufsehen erregenden  Plagiatsfällen seine Sorgfaltspflicht verletzte, erfahren wir immerhin, dass er heute Journalismus-Professor ist. Schuldbewusst konzediert er, er hätte ein Kontroll-System entwickeln müssen, das Fakes und Plagiate unmöglich macht. Leider verrät er nicht, wie das auszusehen hätte…   

Quelle: After the Falls, in: Columbia Journalism Review, May/June 2007, 14-17

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