Gute Kunde aus Basel: Mit Markus Somm wird erneut ein Journalist zum wohlhabenden Unternehmer.
Tito Tettamanti sitzt diese Woche an der Côte d’Azur. Das Wetter ist angenehm, nicht zu heiß, und Tettamanti ist gut gelaunt. „Ich glaube, diese Übung haben wir erfolgreich abgeschlossen”, sagt er.
Die „Übung” war die Basler Zeitung (BaZ). Tettamanti hatte die angeschlagene Zeitung 2010 gekauft, finanziert zusammen mit Christoph Blocher, der anfangs noch im Hintergrund blieb. Das Blatt machte damals einen Jahresverlust von zwölf Millionen Franken.
Inzwischen ist die BaZ saniert. Die Druckerei wurde geschlossen, Personal abgebaut, sinnloser Immobilienbesitz abgestoßen. 2014 schreibt man einen operativen Gewinn von rund sechs Millionen Franken. Nur die Restkosten der Liegenschaften drücken heuer noch auf das Endergebnis, doch ab nächstem Jahr fallen die weg.
Tettamanti konnte sich also entspannt zurückziehen und gemeinsam mit Blocher die Besitzverhältnisse neu arrangieren. Die Basler Zeitung gehört nun je zu einem Drittel dem Chefredaktor Markus Somm, dem Sanierer Rolf Bollmann und Christoph Blocher selbst.
Journalist Somm und Verlagsspezialist Bollmann bekamen ihr Aktienpaket zu einem Freundschaftspreis. Für ihren Drittel-Anteil an der BaZ zahlten sie je eine halbe Million Franken.
Tettamanti hat Spaß daran, Journalisten zu Eigentümern zu machen. Schon im Jahr 2006 verkaufte er die Weltwoche an Roger Köppel, ebenfalls zu einem fairen Preis. Köppel wurde schnell vom Journalisten zum Unternehmer. Er reduzierte die Kosten und baute unnötige Redaktions- wie Verlagsstellen ab. Seitdem, mit Ausnahme des schwierigen 2013, hat die Weltwoche jedes Jahr einen Gewinn von ein bis zwei Millionen Franken abgeliefert.
Für die Neu-Aktionäre Markus Somm und Rolf Bollmann sieht die Zukunft in Basel ähnlich erfreulich aus. Mit dem brillanten Schreiber Somm, was den Kult-Kapitalisten Tettamanti besonders freut, wird ein weiterer Journalist in die Gilde der selbstgemachten Multimillionäre aufrücken.
Ein reines Geschenk ist die BaZ dennoch nicht. Die drei neuen Besitzer übernehmen mit der Basler Zeitung auch Schulden von 78 Millionen Franken. 38 Millionen liegen als Darlehen bei Tito Tettamantis Medienvielfalt-Holding, 40 Millionen als Darlehen bei Christoph Blochers Robinvest. Diese Kredite sind zu verzinsen und mit der Zeit zurückzuzahlen.Tettamanti bekommt eine bankübliche Verzinsung. Das macht bei seinem Darlehen von 38 Millionen eine runde Million an Zins im Jahr. Bei einem künftigen BaZ-Gewinn von jährlich fünf bis sechs Millionen ist das leicht verkraftbar. Auch die allmähliche Rückzahlung des Darlehens schafft finanziell keine größeren Probleme.
Mitaktionär Christoph Blocher kann eine Mischrechnung machen. Sein Darlehen von 40 Millionen muss laut Abmachung zwar ebenfalls verzinst und amortisiert werden. Aber Blocher wird großzügig sein und Gewinne lieber bei der Zeitung als bei sich selber anfallen lassen.
Tettamanti und Blocher gingen in Basel mit ihrem neokonservativen Blatt den Weg des politischen Engagements. Sie hätten auch den Weg des kühlen Großkapitals wählen können. Dann hätten sie die Basler Zeitung „für rund hundert Millionen”, wie sie schätzen, an externe Großverlage wie Tamedia oder die NZZ-Gruppe verkaufen können. Stattdessen gaben sie dem internen Chefredaktor die schöne Chance, Besitzer zu werden. Auch Somm wird nun vom Journalisten zum kostenbewussten Unternehmer werden.
Tettamanti und Blocher müssten eigentlich vom Schweizer Journalistenverband zu Ehrenmitgliedern ernannt werden. Aber darauf können sie lange warten.
Erstveröffentlichung: Die Weltwoche vom 3. Juli 2014
Bildquelle: Jorma Bork / pixelio.de
Schlagwörter:Basler Zeitung, BaZ, Christoph Blocher, Journalist, Markus Somm, Roger Köppel, Rolf Bollmann, Tito Tettamanti, Unternehmer, Weltwoche