Das Erich-Brost-Institut an der TU Dortmund und der Mediendienst Integration (MDI) haben gemeinsam ein E-Learning-Angebot zum Thema Medien und Migration entwickelt. Im Interview mit dem EJO erklärt Projektmitarbeiterin Anna-Carina Zappe, wie die Plattform funktioniert und welchem Ziel sie folgt.
In zwei großangelegten Studien – „Covering Migration—in Africa and Europe: Results from a Comparative Analysis in 11 Countries“ (2022) und „Stumme Migranten, laute Politik, gespaltene Medien“ (2020) – hat das Team des Erich-Brost-Instituts um Prof. Dr. Susanne Fengler die Berichterstattung über Migration und Flucht in den Medien verschiedener Länder untersucht. Länderübergreifend konnten die Wissenschaftler feststellen, dass es bestimmte Mängel in der Migrationsberichterstattung gibt, beispielsweise stereotype Darstellungen von Migranten und Flüchtlingen oder eine unausgeglichene Gewichtung von Akteuren und Stimmen.
„Wir haben festgestellt, dass es eine Lücke bei den Aus- und Weiterbildungsangeboten hinsichtlich der Migrationsberichterstattung gibt“, erklärt Anna-Carina Zappe, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Erich-Brost-Institut. Um diese Lücke zu schließen, hat das Projektteam der TU Dortmund in Kooperation mit dem Mediendienst Integration (MDI) ein entsprechendes didaktisches Konzept entwickelt und in der Online-Plattform Medien Migration Integration zur Anwendung gebracht. In Form von zwanzig E-Learning-Kursen werden dort sowohl Grundlagenwissen zum Thema Flucht und Migration als auch die entsprechenden journalistischen Kompetenzen zur Berichterstattung über Migranten und Geflüchtete vermittelt. „Der Vorteil ist, dass wir – das Erich-Brost-Institut und der MDI – uns da gegenseitig sehr gut ergänzen“, erklärt Anna-Carina Zappe.
Seit Jahren ist die Migrationsberichterstattung auch ein wichtiges Element in der journalistischen Lehre am Erich-Brost-Institut. In verschiedenen Seminaren lernen dort junge Journalistinnen und Journalisten über Themen wie journalistische Ethik, den Umgang mit Traumata, journalistisches Networking und Cross-Border-Journalismus. Aufgrund der Corona-Pandemie mussten die Inhalte in den vergangenen Semestern digital vermittelt werden. „Jetzt konnten wir die Erkenntnisse der Online-Lehre in die Entwicklung der E-Learning-Angebote miteinfließen lassen“, erklärt Anna-Carina Zappe. Die Wissenschaftlerin betont, dass die neue Plattform besonders auch für Journalistinnen und Journalisten in der Ausbildung interessant sei.
Seit Jahren widmet sich das Erich-Brost-Institut intensiv der Vernetzung von Wissenschaft und journalistischer Praxis im Bereich der Migrationsberichterstattung. 2021 veröffentlichten das Forscherteam das UNESCO-Handbuch „Reporting on Migrants and Refugees“, das ebenfalls nach Lernmodulen strukturiert ist.
„Für die E-Learning-Plattform konnten wir auf verschiedene didaktische Tools zurückgreifen – vom einfachen Quiz bis hin zu komplexen Szenarien“, sagt Anna-Carina Zappe. Die Teilnehmer seien aktiv in ihrer Journalistenrolle gefordert und setzen sich zum Anfang jedes Moduls mit einem neuen Szenario auseinander – in Form von Audio, Video oder Text. Die einzelnen Lerneinheiten sind miteinander verlinkt und können je nach Bedarf in beliebiger Reihenfolge bearbeitet werden.
Gefördert wurde die E-Learning-Plattform von der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration als Teil des Projekts „Nationaler Aktionsplan Integration“. Das Angebot ist kostenfrei und bedarf einer Registrierung.
Beitragsbild: Julie Ricard/unsplash.com
Schlagwörter:E-Learning, Flucht, Migration, Migrationsberichterstattung, Stereotype