Bislang haben die spanischen Medien die Kampagne #nosalgasdecasa (deutsch: Bleib zuhause) unterstützt.
Der Fokus der Berichterstattung in Spanien hat sich mit der steigenden Anzahl an infizierten Personen und den daraus resultierenden, immer drastischer werdenden, Maßnahmen verändert. Anfang Januar hatten die spanischen Medien die Geschehnisse in China noch mit einem gewissen Desinteresse beobachtet – dies änderte sich mit der sich sehr verschlechternden Situation in Italien. Als die ersten Fälle in Spanien bekannt wurden, wurden diese zwar als besorgniserregend angesehen, aber in den Medien hieß es – ermutigt durch Gesundheitsbehörden – dass sie nicht zu einem medizinischen Notstand führen würden.
Die Art und Weise der Berichterstattung änderte sich radikal am 15. März, als die spanische Regierung den nationalen Notstand ausrief, der es der Bevölkerung verbot, ohne triftigen Grund das Haus zu verlassen, und unter dem eine zentrale Behörde für Gesundheit (in einem quasi föderalen Land) eingerichtet wurde. In dieser Zeit konzentrierte sich die Berichterstattung auf die Unterstützung der Ausgangssperre und der Kampagne #nosalgasdecasa (deutsch: Bleib zuhause).
Der größte Teil der Medien macht täglich mit den aktualisierten Zahlen der Verstorbenen auf sowie der Anzahl der Infizierten, die auf Intensivstationen liegen. Dabei liegt der Fokus stark auf der Hauptstadt Madrid. Zudem herrscht in den Medien eine generelle Sorge um das nationale Gesundheitssystem: es fehlt an Ärzten und Krankenschwestern, Schutzausrüstung, Krankenhausbetten etc. Gleichzeitig werden ständig die Möglichkeiten außerordentlicher Maßnahmen, wie die Rekrutierung neuer Ärzte und die Umwandlung von Hotels zu Krankenhäusern, diskutiert.
Gesellschaftliche Verantwortung gegenüber älteren Personen
Des Weiteren wird täglich über Einzelschicksale von Betroffenen berichtet: Bürger, die Familienangehörige verloren haben, Patienten, die schon wieder genesen sind oder Prominente, die sich infiziert haben – wie einige spanische Minister, die Präsidentin der Region Madrid und die Frau des spanischen Ministerpräsidenten.
Die Schließung von Schulen, Geschäften und Gaststätten droht zu einer wirtschaftlichen Krise zu führen, die die aktuelle Regierung (eine Koalition bestehend aus der sozialistischen PSOE und der linksradikalen Podemos) versucht abzuwenden, indem sie Arbeitslose und sozial schwache Bürger unterstützt. In der Berichterstattung wird deutlich, dass Unterstützungsmaßnahmen wie die Aussetzung von Mietzahlungen oder die Offenhaltung von Schulkantinen für Familien mit besonderen Bedürfnissen nicht so einfach durchzuführen sind.
Die Medien fokussieren sich zudem vor allem auf die gesellschaftliche Verantwortung gegenüber älteren Personen, insbesondere gegenüber denjenigen, die in Altenheimen wohnen und körperlich beeinträchtigt sind. Es gab bereits Ausbrüche des Coronavirus in einigen Altenheimen, die zu einer erhöhten Anzahl an Toten innerhalb von wenigen Tagen geführt hat.
Dadurch, dass der Großteil der 46 Millionen Spanier zuhause bleiben muss, geben die Medien viele Ratschläge, wie man diese Isolation überstehen kann. Sie informieren über Online-Sportkurse, über Aktivitäten, die man zuhause mit seinen Kindern machen kann, über elektronische Bücher sowie virtuelle Museumsbesuche.
Bislang unterstützen die Medien das Gesundheitswesen
Über die Schwierigkeiten, die das Arbeiten von zuhause aus oder auch der Online-Unterricht mit sich bringen können, wird auch berichtet, genauso wie über die vielen solidarischen Initiativen, die die Bevölkerung initiiert hat. So applaudieren zu einer bestimmten Uhrzeit viele Spanier an ihren Fenstern, um den Beschäftigten des Gesundheitswesens ihre Dankbarkeit zu zeigen oder sie rufen dazu auf, Briefe an Infizierte zu schreiben, die in den Krankenhäusern in Quarantäne sind.
Diskrepanzen zwischen den einzelnen Parteien sind in den Hintergrund – alle sind sich einig, dass die Ausgangsperre vonnöten ist. Sowohl die Parteien als auch die Medien unterstützen das Gesundheitswesen, das hauptsächlich vom Epidemiologen Fernando Simón, Direktor der Behörde für Gesundheitliche Notfälle (CCAES), repräsentiert werden und der täglich Pressekonferenzen hält.
Dennoch haben die Medien in den vergangenen Tagen vermehrt auch Mediziner zu Wort kommen lassen, die die Reaktion des Gesundheitswesens auf das Coronavirus kritisieren. Jetzt, wo die Menschen seit über einer Woche mit der Ausgangssperre leben und ein Ende dieser Situation nicht abzusehen ist, stellt sich die Frage, ob sich die Medienberichterstattung im Zuge des politischen Umgangs mit der Krise und der Stimmung in der Gesellschaft deutlich ändern wird.
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