Digitale Nachrichten 2014 – Journalisten in der Hauptrolle

23. Juni 2014 • Digitales • von

Einzelne Journalisten spielen eine große Rolle, wenn es darum geht, Vertrauen zu schaffen und Nutzer an ein Online-Angebot zu binden. Im diesjährigen Digital News Report des Reuters Institute wird die Reputation eines Autors sogar als einer der entscheidenden Gründe angeführt, weshalb Nutzer bereit sind, für Online-Nachrichten zu zahlen.

Grundlage des Berichts ist eine Online-Befragung von insgesamt 18.859 Internetnutzern in zehn Ländern, und zwar in Deutschland, Brasilien, Dänemark, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Spanien und den USA. Die Befragung wurde Ende Januar und Anfang Februar 2014 durchgeführt.

In einigen Ländern nimmt der einzelne Journalist in punkto Vertrauensbildung eine fast genauso wichtige Rolle ein wie die Nachrichtenmarke selbst, heißt es in dem Bericht. In diesen Ländern, darunter etwa Frankreich, Spanien und die USA, verlieren immer mehr Mediennutzer das Vertrauen in traditionelle Nachrichtenmarken. Sie wenden sich stattdessen Online-Only-Nachrichtenangeboten zu, die auf die Personalität und die Fähigkeit einzelner Kolumnisten oder Reporter setzen, so Nic Newmann, einer der Autoren des Berichts. In anderen Ländern wie zum Beispiel in Finnland, Deutschland und Großbritannien können sich Mainstream-Nachrichtenmarken noch gegenüber den neuen Angeboten behaupten. Doch selbst hier sind die jeweiligen Journalisten und Autoren ein wichtiger Faktor für die Wahl eines bestimmten Mediums.

Wie Newman aufzeigt, hat in den USA bereits eine Reihe von bekannten Kolumnisten wie Ezra Klein (Vox Media), Glenn Greenwald (First Look Media) und Felix Salmon (Fusion) Mainstream-Medien verlassen, um eine direktere Verbindung mit ihren Lesern eingehen zu können. Die Einfachheit, mit der neue Unternehmen gegründet werden und Inhalte in der Internet-Ära verbreitet werden können, spiele im Zusammenhang mit der wachsenden Bedeutung einzelner Journalisten mit Sicherheit eine große Rolle.

Der Bericht des Reuters Institute weist auch darauf hin, dass die Qualität der jeweiligen Autoren und Reporter ein sehr wichtiger Beweggrund für die Mediennutzer sein kann, für Online-Nachrichten zu zahlen. Mehr als ein Drittel der Befragten in Frankreich (40%) und den USA (35%) führte die Sympathie mit bestimmten Autoren als Hauptanlass dafür an, ein Online-Angebot zu abonnieren. Andere Gründe für ein Abo waren die Breite der Berichterstattung und die von den Medien geschaffene Möglichkeit, Nachrichten auf jedem Gerät zu empfangen.

Journalisten spielen auch in sozialen Medien eine immer wichtigere Rolle. Wie eine durch das Reuters Institute in Auftrag gegebene Analyse des Meinungsforschungsinstituts YouGov zeigt, folgen 64 Prozent (ca. 5,4 Millionen) der britischen Twitter-Nutzer einem professionellen Nachrichtenmedium auf Twitter, 48 Prozent (ca. 2,6 Millionen) folgen einem einzelnen Journalisten und 40 Prozent (ca. 2,2 Millionen) folgen einem Account, der Eilmeldungen veröffentlicht.

Dies bekräftigt die Ergebnisse des Digital News Report, dass einzelne Journalisten vor allem in digitalen und sozialen Medien als Marke an Bedeutung gewinnen und das Vertrauen der Mediennutzer fördern. Laut Newmann liegt das daran, dass der Journalismus so ein „menschliches Gesicht“ erhält.

Der Bericht zeigt auch auf, dass Smartphone und Social Media die mächtigsten Träger des digitalen Wandels sind – und dass sich bezüglich der Art des Nachrichtenkonsums eine Generationskluft abzeichnet. Es sind vor allem die jungen Nachrichtenkonsumenten, die ihre Nachrichten immer häufiger über mobile Geräte beziehen, dabei allerdings kürzer auf Nachrichtenseiten verweilen.

Mehr als ein Drittel (36 Prozent) der befragten 18 bis 24-Jährigen aller zehn Untersuchungsländer gaben ihr Smartphone als Hauptgerät an, mit dem sie digitale Nachrichten empfangen. Wie der Bericht zeigt, beziehen junge Leute (18 bis 35 Jahre) auch zunehmend ihre Nachrichten über soziale Medien wie Facebook und Twitter. Der Digital News Report 2014 macht auch auf die wachsende Popularität des Kurznachrichtendiensts WhatsApp aufmerksam. Vor allem in Spanien, Italien und im urbanen Brasilien tauschen die WhatsApp-Nutzer nicht nur private Nachrichten aus, sondern nutzen ihn, um Nachrichten zu teilen und zu diskutieren.

Das Reuters Institute for the Study of Journalism ist Teil des EJO-Netzwerks.

Übersetzt aus dem Englischen von Tina Bettels

Original-Artikel auf Englisch: Digital News Report: Journalists Still Matter

Bildquelle: RISJ

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