Journalismus-Trends 2014: Noch mobiler als bisher

10. Januar 2014 • Digitales • von

Mobil ist weiterhin das Top-Schlagwort, wenn es um die Trends im Journalismus geht. Auf der Branchen-Website journalism.co.uk geben fünf Medienexperten aus England und den USA ihre Prognosen für das Jahr 2014 ab.

„Der mobile Journalismus wird in diesem Jahr auf alle Fälle ein Wachstumsfeld – vor allem für die Nachrichtenunternehmen, aber eventuell auch für die Werbekunden“, sagt Jason Mills, Online-Redakteur beim britischen Nachrichtensender ITV News. Cory Haik, Redakteurin für digitale Nachrichten bei der Washington Post teilt seine Ansicht: „Vor allem kleine Bildschirme bieten große Möglichkeiten.“ Sie betont, dass bei der Produktion von Nachrichten auch immer Mobilgeräte als Empfangsgeräte zu berücksichtigen sind: Für Smartphones und Tablets sollten spezifische Inhalte geschaffen werden.

Dass insbesondere Online-Nutzer und Zeitungsleser unterschiedliche Erwartungen haben, ist auch beim britischen Zeitungsunternehmen Trinity Mirror angekommen. „Anstatt weiterhin Inhalte von unseren Printausgaben zu übernehmen, gehen wir nun auch auf die Wünsche unseres Online-Publikums ein“, sagt Ed Walker, Redakteur für digitale Entwicklungen. Was ihre Online-Nutzer wollen, habe ihnen die Live-Analyse-Plattform Chartbeat gezeigt. Anhand der Analyse in Echtzeit können Walker und seine Kollegen sehen, wann und wie oft welche Beiträge aufgerufen werden und sofort darauf reagieren.

Marc Settle, der am BBC College of Journalism Smartphone-Journalismus unterrichtet, prognostiziert für 2014 ein größeres Angebot von kurzen Nachrichtenvideos für Mobilgeräte. Der Ausbau von 4G-Netzwerken werde diese Entwicklung fördern, da Videos dann von den Nutzern wesentlich schneller geladen werden können. „Mobilgeräte sind wie gemacht für Kurzvideos“ sagt er und verweist auf zwei gute Beispiele: die Website Now This News, die 15-sekündige Nachrichtenbeiträge produziert, und die BBC, die 15-sekündige Ausschnitte aus Interviews und kurze Videos auf ihrem Instagram-Account veröffentlicht.

Settle ist auch gespannt, wie  Nachrichtenunternehmen auf die neuen Smartphone-Apps Snapchat und Instagram Direct reagieren, mit denen Nutzer Sofortnachrichten und Fotos verschicken können. Die beiden Applikationen gelten als „private“ soziale Medien, in denen die Konversation unter Freunden im Vordergrund steht, im Gegensatz zu „öffentlichen“ sozialen Netzwerken wie Facebook, in dem inzwischen die meisten Medienunternehmen vertreten sind und ihre Nachrichten verbreiten. Da sich aber inzwischen immer mehr Jugendliche aus Facebook zurückziehen und auf Snapchat ausweichen, könnten Medien versuchen, einen Fuß in dieses soziale Netzwerk zu bekommen, um auch wieder jüngere Zielgruppen zu erreichen, so Settle.

Peter Bale, General Manager von CNN International, erwartet, dass 2014 immer mehr Journalisten Drohnen für ihre Berichterstattung einsetzen werden. Die CNN hat sich den Drohnenjournalismus schon mehrmals zunutze gemacht. Bale weist darauf hin, dass die Aufnahmen von CNN des Wracks der havarierten Costa Concordia, der Proteste auf dem Taksim-Platz in Istanbul und des Taifuns Haiyan auf den Philippinen nicht ohne die fliegenden Roboter möglich gewesen wären. Drohnen hätten den Vorteil, dass sie relativ platzsparend und kostengünstig seien. „Eine Drohne passt in einen Koffer und kostet in ihrer Gesamtheit so viel wie der Einsatz eines Helikopters pro Stunde“, betont Bale.

Alles andere als kostengünstig wird die ‚Datenbrille‘ von Google sein. Sollte Google Glass aber dieses Jahr auf den Markt kommen, wird sie den Journalismus radikal verändern, da ist sich Marc Settle sicher. Sie werde nicht nur beeinflussen, wie Journalisten die nötigen Informationen für ihre Berichterstattung sammeln, sondern auch, wie Nutzer Nachrichten beziehen. „Google Glass könnte so bahnbrechend für den Journalismus sein, wie es das Smartphone gewesen ist“, schwärmt Settler, erwähnt aber auch die hohen Kosten und Datenschutzbedenken. Bislang steht der Miniaturcomputer, der am Kopf getragen wird, nur einigen ausgewählten Personen zum Testen zur Verfügung; der Marktstart war schon mehrfach verschoben worden.

Auch Native Advertising, also Werbung, die wie ein redaktioneller Beitrag aussieht, und Geo-Lokalisierung, die anhand der IP-Adresse den Standort des Online-Nutzers ermittelt und ihm somit lokalspezifische Nachrichten liefern kann, gehören laut der Experten zu den diesjährigen Trends im Medienbereich.

Bildquelle: christmasstockimages.com

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