Zeitgleich mit der Einführung des ersten nicht-weißen Premierministers des Vereinigten Königreichs durch König Charles, erschien die bahnbrechende Publikation zum 40-jährigen Jubiläum der aufsteigenden Schwarzen Presse im Land.
Die Ernennung von Rishi Sunak zum Premierminister – in den USA als „Großbritanniens Obama-Moment“ bezeichnet – fiel zusammen mit dem Erscheinen des Buches „The Voice, 40 Years of Black British Lives“ herausgegeben von The Voice Newspaper. Dies war nur möglich Dank der jahrzehntelangen harten Arbeit, Schweiß und der Tränen von Aktivist:innen, Politiker:innen und Journalist:innen. Für viele von ihnen ist das Buch von The Voice die einzige Chronik ihrer Geschichte.
Die Publikation wurde in einer Zeit konzipiert und geschrieben, in der sich historische Entwicklungen im Kampf für die Gleichstellung aller ethnischen Gruppen abzeichneten, angetrieben von Ereignissen wie dem ikonischen „I can’t breathe (Ich kriege keine Luft!)“-Moment, der zur Grundlage einer wiedererstarkten Black-Lives-Matter-Bewegung wurde. Gleichzeitig wurde eine seit langer Zeit schwelende Debatte über die Vielfalt im Journalismus neu angeheizt.
Eine Frage von Leben und Tod
Der Herausgeber der Zeitung The Voice, Vic Motune, der auch einer der Autoren des neuen Buches der Zeitung ist, betonte, dass der Umgang mit Vielfalt für die Mainstream-Medien „eine Frage von Leben und Tod“ sei. Er sprach auf einer Veranstaltung des Redakteur:innenverband „Society of Editors“ zum Thema Vielfalt in den Führungsetagen.
Das Thema trifft den Nerv der Zeit innerhalb der Branche. Es wird zunehmend ein Gefühl der Dringlichkeit erkennbar, Vielfalt ernst zu nehmen. Dies zeigt sich zum Beispiel am Dreijahresplan der BBC für Diversität und Integration, an der Verpflichtung von Sky von 30 Millionen Pfund [fast 34 Millionen Euro Anm. d. R.] für Vielfalt und Integration oder auch am Aktionsplan für ethnische Gleichberechtigungsfragen des The Guardian sowie der Ernennung des ehemaligen Voice-Journalisten Joseph Harker zum leitenden Redakteur für Diversität und Entwicklung. Hinzu kommen Maßnahmen von Verbänden wie der „Society of Editors“, die einen Werkzeugkasten zur Förderung von Vielfalt für Fernsehsender entwickelt hat, und von Regulierungsbehörden wie „Ofcom“, die die Fernsehsender für die Einhaltung der Anforderungen in Bezug auf die Vielfalt zur Verantwortung ziehen.
In seiner Debatte mit der „Society of Editors“ äußerte sich Motune jedoch auch kritisch über das langsame Tempo des Wandels. Er sagte: „Man hat erkannt, dass etwas getan werden muss, und es wurden verschiedene Maßnahmen ergriffen, aber sehr oft hat sich die Bedeutung dieser Maßnahmen nicht auf die Redaktion als Ganzes übertragen.“
Es ist diese allgegenwärtige und scheinbar unüberbrückbare Lücke, die The Voice Newspaper für sich in Anspruch nimmt. Im Vorwort zu „The Voice, 40 Years of Black British Lives“, formulierte Sir Lenny Henry dieses Gefühl wie folgt: „The Voice hat es mir ermöglicht, über Rassismus, mit dem ich konfrontiert war, und über den Mangel an Diversität in der Branche zu sprechen, noch bevor ‘Diversität’ ein gängiges Wort wurde.“
Er fügte hinzu: „The Voice wurde ein Jahr nach den Aufständen in Brixton im Jahr 1981 gegründet und war in den letzten 40 Jahren das Zuhause der Schwarzen britischen Gemeinschaft. Die Zeitung hat über Themen und Ereignisse berichtet, die andere Zeitungen einfach ignoriert haben. Sie hat stets eine einzigartige Schwarze britische Perspektive auf wichtige Ereignisse vermittelt und damit unschätzbare Einblicke in unser Verständnis der britischen Gesellschaft gegeben.“
Die Reise festhalten
Das Buch zeichnet den 40-jährigen Weg der Zeitung nach, indem es die wichtigsten Artikel bis ins Jahr 1982 zurückverfolgt. Es lenkt die Aufmerksamkeit auf Schlagzeilen wie „Living in Terror“ über rassistische Banden, die versuchten, das Haus einer pakistanischen Familie in Waltham Forest niederzubrennen, und „A New Era: Will there be a Black caucus at Westminster?“, wo auf die Karrieren der prominenten britischen Politiker:innen Bernie Grant, Keith Vaz, Paul Boateng und Diane Abbott aufmerksam gemacht wird.
Jedem Jahrzehnt in der Geschichte der Zeitung wird ein Autor zugeordnet. Später wird der Fall Stephen Lawrence mit der Schlagzeile „Murdered For Being Black“ geschildert und die Geschichte von Joy Gardner behandelt, die laut Schlagzeile starb, nachdem Polizeibeamte sie gefesselt und mit drei Metern Klebeband geknebelt hatten.
Interessanterweise enthüllt das Buch auch, wie The Voice im Jahr 2013 über wichtige Geschichten wie den „Windrush“-Skandal berichtet hat, Jahre bevor dieser zum Beispiel von der Zeitung Guardian 2018 aufgegriffen wurden.
In seinem Vorwort unterstreicht Sir Henry die Bedeutung einer solchen Publikation für den britischen Journalismus: „The Voice ist ein fortwährendes Zeugnis für die Stärke der Schwarzen britischen Gemeinschaft, die trotz aller Widrigkeiten überlebt und von unschätzbarem Wert für die britischen Gesellschaft ist.“
Er schließt mit den Worten: „Wenn das Leben von Schwarzen Brit:innen wichtig ist – und wir glauben, dass es das ist – dann müssen auch Schwarze britische Zeitungen und Journalismus wichtig sein. Genießen Sie einige der besten Zeitungen, die von einigen der besten Journalist:innen produziert werden. Lang lebe The Voice.“
Weitere Informationen zu „The Voice: 40 Years of Black British Lives“ finden Sie hier: https://www.voice-online.co.uk/news/2022/10/06/the-voice-40-years-of-black-british-lives/
Erstveröffentlichung auf Englisch auf der englischen EJO Website. Übersetzt von Viviane Schönbächler und Pauline Wörsdörfer mit Hilfe von DeepL.
Schlagwörter:Black Press, Minority Medien, Vereinigtes Königreich