Was wir aus der Wikileaks-Affäre gelernt haben

3. August 2010 • Qualität & Ethik • von

Einige Gedanken zu Wikileaks Veröffentlichung der Afghanistan-Papiere.

Die Medien zu beeinflussen ist viel einfacher als Akademiker und Journalisten zugeben wollen. Da 80 Prozent aller Informationen aus Institutionen stammen, hängt die Transparenz der Nachrichten vor allem von der Integrität derjenigen ab, die in solchen Institutionen arbeiten.

Wenn die Regierung, oder in diesem Fall das Weiße Haus und das Pentagon, eine klare Linie vorgeben und Disziplin von ihren Angestellten fordern, um Lecks zu vermeiden, können sie so nicht nur eine Zeitung, sondern ein ganzes Mediensystem kontrollieren.

Das Buch ‘Gli Stregoni della Notizia’ (Die Hexenmeister der Information) beschreibt, wie Exklusivmeldungen oft enttäuschen, da sie von den Mächtigen absichtlich eingeschleust werden. Der aktuelle Wikileaks-Skandal bestätigt dies; er hat ans Licht gebracht, dass das Pentagon sechs Jahre lang wichtige Informationen verschwiegen hat. Theoretisch hätte man dieser Geschichte schon früher auf die Schliche kommen können, es hatte aber dennoch kein Journalist geschafft, die strikte Disziplin des Weißen Hauses und des Pentagons zu durchbrechen.

In diesen sechs Jahren hat die amerikanische wie auch die internationale Öffentlichkeit eine ganze Reihe von Ammenmärchen serviert bekommen. Die Medien übersehen oder ignorieren gewöhnlich solche Probleme völlig, was wiederum die Arbeit der Spin-Doktoren vereinfacht. Der Wikileaks-Skandal hebt auch die Bedeutung des Verhältnisses zwischen alten und neuen Medien hervor, wie im Leitartikel von Luca de Biase in Il Sole 24 Ore, der bedeutendsten Finanzzeitung Italiens, zu lesen ist.

Das Wikileaks-Team hatte zwar Zugang zu außergewöhnlichen Quellen, aber um sie zu einschätzen zu können, brauchte es die Erfahrung, die Fähigkeiten und den Professionalismus von traditionellen Journalisten. De Biase schreibt: „Auf der Suche nach Fakten können Zeitungen und Internetplattformen symbiotisch agieren: Das Internet öffnet Türen zu klassifizierten Informationssystemen, während die Zeitungsredaktion journalistische Methoden, Erfahrung und Qualität beitragen kann“.

Das ist Stoff zum Nachdenken.

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1 Responses to Was wir aus der Wikileaks-Affäre gelernt haben

  1. hugo engelbrecht sagt:

    Es hat sich kein verlag erfolgreich bemüht. (nicht: es hat kein journalist geschafft.)

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