Dem Immobilien-Imperium des IS auf der Spur

13. März 2017 • Qualität & Ethik • von

Investigative Journalisten haben es im Irak besonders schwer. Doch jetzt machen neue Projekte, die den investigativen Journalismus fördern, Mut.

Der Irak rangiert derzeit im Pressefreiheitsranking von Reporter ohne Grenzen auf dem 158. Platz von 180 Ländern. Journalisten werden dort immer wieder von Milizen, die für die Regierung kämpfen, oder aber von militanten Oppositionsgruppen angegriffen und sind kaum vor Bedrohungen geschützt, heißt es in einer Studie der irakischen Medienforscherin Bushra Al-Hamdani. Dazu kommt: Journalisten im Irak haben mit einem schwierigen Zugang zu Informationen, fehlender Transparenz von Seiten der Regierung und fehlenden finanziellen Mitteln zu kämpfen.

Für ihre Studie hat Al-Hamdani 25 Journalisten von vier der führenden überregionalen Zeitungen des Landes (Zaman, Mada, Assabah und Mashrek) und des „Network of Iraqui Reporters for Investigative Journalism“ (NIRIJ), das den investigativen Journalismus vor Ort fördert, befragt.

Die allermeisten Befragten nennen undurchsichtige staatliche Quellen als eines der Haupthindernisse für die Entwicklung und Ausübung eines investigativen Journalismus. Die Mehrheit der Journalisten sagt auch, dass es nicht ausreichend finanzielle Mittel gebe, um investigative Recherchen durchzuführen. So fehle vor allem Geld für simple Technik – zum Beispiel Aufnahmegeräte. Nur ein Fünftel der Journalisten gibt an, sie hätten die für investigative Projekte benötigte Ausrüstung.

Auch die niedrigen Löhne, die irakische Journalisten erhalten, sind laut der Befragten eine Herausforderung für den investigativen Journalismus. Viele Journalisten könnten der Korruption nicht widerstehen – und damit erst recht nicht investigativ recherchieren.

Zudem gibt mehr als die Hälfte der befragten Journalisten an, sie fühlten sich von ihrem jeweiligen Arbeitgeber unterschätzt. Nur wenige Redaktionen befassen sich überhaupt systematisch mit investigativem Journalismus – und es gibt nur sehr wenige Weiterbildungsmöglichkeiten in diesem Bereich, die bislang ausschließlich von internationalen Organisationen angeboten wurden.

Aber jetzt werden erste Schritte in die richtige Richtung gemacht, stellt Al-Hamdani fest. Seit 2016 bieten zwei Universitäten in Bagdad sowie in Sulaymaniyah und Dohuk Kurse im investigativen Journalismus auf Master-Level an, die von der in Kopenhagen ansässigen NGO International Media Support (IMS) unterstützt werden. Das NIRIJ stellt Trainer bereit, die sowohl Studierende als auch Lehrende schulen.

Wie Rebaz Mohammed, IMS-Programmkoordinator für den Irak, im Interview mit Al-Hamdani sagt, seien bereits sowohl die irakischen Medien als auch Regierungsbehörden auf die Arbeit des NIRIJ und die neuen Kurse aufmerksam geworden. Erste Erfolge werden sichtbar: So habe eine investigative Recherche über den Einsatz abgelaufener Medikamente zu Gerichtsverfahren und Entschädigungen für die Opfer geführt. Ein aktuelles NIRIJ-Projekt mit dem Titel „Das Immobilien-Imperium des IS“ untersucht das mysteriöse Verschwinden tausender Besitzurkunden in Mosul. In anderen Projekten sind investigative Journalisten der Verschwendung öffentlicher Gelder, dem Versagen von Behördenvertretern und dem Grundsatz der Rechenschaftspflicht nachgegangen.

Die Studie von Bushra Al-Hamdani wurde im vergangenen Jahr auf einer Konferenz an der Fakultät für Information der Irakischen Universität, Bagdad, in Kooperation mit dem NIRIJ, vorgestellt.

Originalversion auf Englisch: Investigative journalism in one of the world’s most dangerous countries

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