
Soziale Medien rofitieren von Nachrichten, aber profitieren die Nachrichtenmacher auch von sozialen Medien?
Zuerst eine gute Nachricht: Das Interesse an Nachrichten ist hoch; das erklären drei Viertel der deutschen Onliner, und zwar interessieren sie sich – in dieser Reihenfolge – für internationale, nationale, regionale sowie für Politik-Nachrichten aus Deutschland. Das ist eine Kernbotschaft im neuen Digital Report des britischen Forschungsinstituts Reuters und des Tow Centers für Digitaljournalismus. Die Forscher befragten 20.000 Personen in zwölf Ländern; den deutschen Part verantworten Sascha Hölig und Uwe Hasebrink vom Hans-Bredow-Institut in Hamburg. Die Trends sind global, trotz regionaler Unterschiede.
Das gilt auch für die Kehrseite: Nirgendwo will das Publikum für News zahlen, weder online, noch gedruckt. Auch für Werbung als Geldquelle wird es eng: in den USA nutzt bereits fast jeder zweite Ad Blocker, jeder dritte meidet Websites, auf denen Anzeigen ihn beim Lesen von Inhalten stören. Überall herrscht Ratlosigkeit: den Nachrichtenmedien fehlen digitale Erlösmodelle.
Soziale Medien und Mobilgeräte erhöhen den auf dem Nachrichtengeschäft lastenden Druck weiter: Die meisten Nachrichten werden mittlerweile digital auf dem Smartphone gelesen. Viele steuern gar nicht die News-Apps an, obwohl sie welche installiert haben, sondern sie kommen über Links in Sozialen Netzwerken zu den Nachrichten, allen voran über Facebook (41 Prozent). Aber: Soziale Medien werden zwar am häufigsten genutzt, ihnen wird aber in den meisten Ländern am wenigsten vertraut, deutlich weniger als TV- und Onlinenachrichten.
Und jetzt? Im Grunde ist die Botschaft klar: Das regelt sich nicht von alleine, die Politik ist in der Verantwortung. Sie muss dafür sorgen, dass glaubwürdige Inhalte gestärkt und finanziert werden – im Interesse der Bürger und damit der Demokratie sowie ohne die Unabhängigkeit der Inhalte zu gefährden. Sie muss das nötige Geld beschaffen – ob durch die Besteuerung von Werbung oder von Online-Transaktionen, durch eine „Medien-Abgabe“ der Bürger oder mittelbar über eine Stiftung aus Branchenvertretern, Politik, Gesellschaft und Wissenschaft. Zugegeben: alle Varianten weisen Licht und Schatten auf. Aber die Debatte darüber ist dringend – und dann muss gehandelt werden.
Literatur:
Reuters Digital News Survey 2015 Ergebnisse für Deutschland
Schlagwörter:Digital Report, Hans-Bredow-Institut, Internet, Nachrichtenmedien, Sascha Hölig, Soziale Medien, Uwe Hasebrink, Zeitung
                        
                
                            
                     
                            
                     
                            
                     
                            
                     
